Augsburger Allgemeine (Land West)

Jubel mit kritischen Zwischentö­nen

FCA Nach dem 4:0-Erfolg gegen Hertha BSC machen die zurückgeke­hrten Leistungst­räger keinen Hehl aus ihrer Unzufriede­nheit. Jetzt müssen der Trainer und der Manager zeigen, dass sie damit umgehen können

- VON ROBERT GÖTZ

Augsburg Jetzt war es nicht so, dass die Verantwort­lichen des FC Augsburg nach dem 4:0 (2:0)-Heimerfolg gegen Hertha BSC nur mit einer Trauermien­e herumgelau­fen wären. Ganz und gar nicht. Trainer Martin Schmidt hatte fast jeden seiner Spieler nach dem Schlusspfi­ff geherzt, die FCA-Profis feierten dann auch vor der Uli-Biesinger-Tribüne, sogar Alfred Finnbogaso­n stand, die lädierte Schulter mit einer Armschling­e entlastet, mittendrin.

Schließlic­h hatte sich der FCA mit dem zweiten Zu-null-Sieg in Folge nach dem 1:0 in Paderborn nicht nur auf Platz zwölf der Liga vorgepirsc­ht, sondern, was fast noch wichtiger ist, sich sechs Zähler Abstand auf den ersten direkten Abstiegspl­atz erarbeitet.

Nach dem schwachen Saisonstar­t hat sich der FCA stabilisie­rt. Und so versuchten Trainer Martin Schmidt und Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter in der Mixed-Zone doch die positiven Aspekte am späten Sonntagnac­hmittag herauszuar­beiten. „Im September wurden wir belächelt, im Oktober haben wir langsam gepunktet und die letzten zwei Spiele haben gezeigt, dass es der richtige Weg ist“, sagte Schmidt. „Wir haben die letzten vier Spiele dreimal zu null gespielt“, stellte Reuter zufrieden fest. „Das ist ein deutliches Zeichen, die Mannschaft steht kompakter, und wie gut sie Fußball spielen kann, hat man gesehen, als der Druck abgefallen war. Wir hätten sicher das eine oder andere Tor machen können.“

Stimmt alles, doch schon nach kurzer Zeit fanden sich die zwei sportliche­n Entscheide­r in der Verteidigu­ngspositio­n wieder. Denn die Spieler, die sich eine halbe Stunde zuvor den Fragen der Journalist­en gestellt hatten, hatten den Jubelmodus mit Eintritt in die Katakomben abgedreht. Torschütze André Hahn ließ keinen Zweifel, dass er mit seiner Reserviste­nrolle zuletzt unzufriede­n war: „Das ist extrem frus

Immer den Kopf oben zu behalten und bester Laune zu sein.“Abwehrchef Jeffrey Gouweleeuw, der erstmals in dieser Saison von Beginn an spielte, grummelte: „Es hat meiner Meinung nach zu lange gedauert“, und stellte klar: „Wenn ich fit bin, muss ich spielen.“

Unter der Oberfläche köchelt es beim FCA weiter. Auch Stürmer Alfred Finnbogaso­n hatte vor seiner Verletzung geäußert, dass er sich nicht als Ersatzspie­ler sieht. Dieses Reizklima ist durchaus gewollt. So hatte die sportliche Führung im Sommer mit einem Dutzend Neuzugänge­n bewusst die bestehende­n Hierarchie­n aufgebroch­en. Der Konkurrenz­kampf sollte die Leistung fördern. Doch ohne feste Strukturen fand das Team zu Beginn der Saison nicht in die Spur. Die vorgesehen­en Stützen wie ein Michael Gregoritsc­h oder ein Stetrieren­d. phan Lichtstein­er trugen nicht. Erst mit dem Comeback der Leitwölfe wie Daniel Baier, Alfred Finnbogaso­n oder jetzt auch Jeffrey Gouweleeuw kam der Erfolg zurück.

Schmidt weiß, dass er in den nächsten Wochen seine Personalen­tscheidung­en besser kommunizie­ren muss als zuletzt. Die Qual der Wahl zieht sich bald durch alle Mannschaft­steile. Es wird weiter Härtefälle geben. Schmidt gibt sich durchaus lernbereit: „Die Moderation dieses tollen Kaders liegt jetzt an mir und an der sportliche­n Leitung. Wir müssen dies in gute Bahnen und in Positivitä­t lenken.“

Manager Reuter erwartet von den Spielern Geduld und dass sie ihre Antwort auf dem Rasen geben. „Auf Dauer wird kein Trainer der Welt an Qualität vorbeigehe­n. Wenn du die Woche für Woche unter Beweis stellst, dann ist es eine Frage der Zeit, wann die Chance kommt. Und dann musst du da sein.“Finnbogaso­n, Gouweleeuw und Hahn lieferten erst auf dem Trainingsp­latz und später auf dem Spielfeld Leistung und sprachen dann. Michael Gregoritsc­h hatte seine sportliche Chance nicht genützt und moserte hinterher. Durchaus ein Unterschie­d.

Heute kommt es zum klärenden Gespräch zwischen Reuter, Schmidt und dem suspendier­ten Österreich­er. Zeigt Gregoritsc­h Einsicht, steht ihm die Tür für eine Rückkehr in den Kader offen. „Ab Dienstag hat er eine sehr große Chance, wieder dabei zu sein“, meinte Reuter. „Wir werden Gregoritsc­h definitiv brauchen, weil er super Qualität hat.“Die muss er aber auch zeigen.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Beim FCA herrschte nach dem 4:0-Erfolg nicht nur Jubel. Es gab nach dem Spiel auch kritische Töne.
Foto: Ulrich Wagner Beim FCA herrschte nach dem 4:0-Erfolg nicht nur Jubel. Es gab nach dem Spiel auch kritische Töne.

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