Augsburger Allgemeine (Land West)
Die „Homo-Heiler“
Tipp des Tages So sehr mussten Homosexuelle unter Umerziehungstherapien leiden
Dieser Film ist verstörend – weil er Verstörendes aufzeigt: dubiose und auch grausame Praktiken, mit deren Hilfe Homosexuelle von ihrer sexuellen Orientierung „geheilt“werden sollen. Die Doku „Wie krank ist Homo-Heilung?“, die Arte an diesem Dienstag um 20.15 Uhr ausstrahlt, gibt einen Einblick in die Welt der „Heiler“, zu denen auch Ärzte gehören. Sie fragt, was bei „Therapien“geschieht oder auch welche Rolle fundamentalistische christliche Gruppen und andere religiöse Organisationen spielen. Dafür haben Bernard Nicolas und sein Journalistenteam zwei Jahre lang in den USA, Frankreich, Deutschland, Polen und der Schweiz recherchiert.
Ihre Doku enthält Szenen, die versteckt gedreht wurden – sie sind ebenso erschütternd wie die eindrücklichen Aussagen von gleichgeschlechtlich liebenden Frauen und Männern, die öffentlich über ihre erlittenen Qualen sprechen.
Benoît etwa schildert, wie er sich früh geoutet hat. Seine streng katholischen Eltern schickten ihn seinen Angaben zufolge danach im Alter von 15 Jahre für drei Jahre in ein Sommerlager für Homosexuelle, in dem er „umerzogen“werden sollte. Deb, die Tochter eines evangelikalen Paares, verfiel nach schlimmen Exorzismus-Sitzungen in eine tiefe Depression. Ewa musste qualvolle Heilungsmessen, Umerziehungslager und Elektroschocks über sich ergehen lassen, die sie von ihrer Homosexualität „erlösen“sollten.
Zu Wort kommen in der Doku „Wie krank ist Homo-Heilung?“überdies Theologen, Priester, Soziologen, Politiker, Psychiater, Psychotherapeuten und ein Allgemeinmediziner.