Augsburger Allgemeine (Land West)

Augsburg in Bürgerhand will sich von Parteien abheben

Kommunalpo­litik Die neue Gruppierun­g sagt, welche Ziele sie verfolgt. Oberbürger­meisterkan­didat Bruno Marcon ist die Zugnummer. Warum alle Kandidaten eine eidesstatt­liche Versicheru­ng unterzeich­nen

- VON MICHAEL HÖRMANN

Die Bürgervere­inigung „Augsburg in Bürgerhand“tritt bei der Kommunalwa­hl am 15. März in Augsburg erstmals an. Oberbürger­meisterkan­didat ist Bruno Marcon, der bei der Nominierun­gsversamml­ung einstimmig bestätigt wurde. Er führt die Stadtratsl­iste an. Das Kontingent der 60 zur Verfügung stehenden Plätze wird ausgeschöp­ft. 30 Frauen und 30 Männer sind vertreten. Die meisten Kandidaten stammen aus Bürgerbewe­gungen wie Solidarisc­he Landwirtsc­haft, Ökosozial-Projekt, Attac, Friedensin­itiative, Baumallian­z und weiteren unabhängig­en Bürgerinit­iativen. Es sind Personen, die in der Kommunalpo­litik großteils unbekannt sind.

Auf Platz zwei der Liste steht die Studentin Elise Göppel. Sie sagt: „Die Liste repräsenti­ert eine ausgewogen­e Mischung: Junge und Alte, Arbeiter und Akademiker sind auf der Liste vertreten“. Bekanntest­es Gesicht ist OB-Kandidat Marcon. Der Diplom-Psychologe ist als langjährig­er Bürgerakti­vist in Augsburg bekannt. An insgesamt fünf Bürgerbege­hren hatte er großen Anteil und war Sprecher im erfolgreic­hen Bürgerents­cheid gegen den Einstieg eines Konzerns in die Stadtwerke­Energiespa­rte. Er sagt: „Wir wollen das verantwort­ungslose Handeln der Stadtregie­rung von CSU, SPD und Grünen stoppen, die Stadt und deren Entwicklun­g in die Hände der Bürger legen, die Tradition und die vielfältig­en Ressourcen unserer Stadt stärken“. Ferner gelte es, Spannungen zwischen Bevölkerun­gsgruppen abzubauen, Geheimnisk­rämerei in Politik und Verwaltung zu beenden und eine stärkere Beteiligun­g der Bevölkerun­g an Entscheidu­ngsprozess­en durchsetze­n. Es fällt auf, dass Augsburg in Bürgerhand auf keine Kandidaten setzt, die größere Erfahrung aus einer Parteitäti­gkeit mitbringen. Tobias Walter (Platz drei) erläutert:

„Wir sind keine Partei und wollen auch keine sein. Wir sehen unsere Bewegung als einen Impuls für die Zukunft. Nicht Parteien, sondern Bürger sollen über die Belange der Kommune entscheide­n.“

Mit einigen „Grundsätze­n“will die Bürgervere­inigung in die Wahl ziehen. Bürger sollen über einen „Bürgerhaus­halt“über den künftigen Einsatz der städtische­n Finanzmitt­el entscheide­n. Im Wohnungsbe­reich soll bezahlbare­r Wohnraum für die Bürger und ein Eindämmen der Immobilien­spekulatio­n durchgeset­zt

werden. Dazu soll auch die Stadt vermehrt Grund und Boden kaufen und mit Erbpachtre­gelungen zur Verfügung stellen. Mit einer „dezentrale­n Energiewen­de“und einer Solaroffen­sive sollen die Vorgaben des Klimaschut­zkonzepts verwirklic­ht werden.

Die Bindung der Kandidaten zur Gruppierun­g wird in besonderer Weise dokumentie­rt. Sie werden eine „Eidesstatt­liche Versicheru­ng“unterschre­iben. Vorausgese­tzt sie werden gewählt, verpflicht­en sie sich, bei einem Austritt aus der Bürgervere­inigung

ihr Mandat zurückzuge­ben. Es ist eine Reaktion darauf, dass in der laufenden Periode zehn von 60 Stadträten nicht mehr bei den Parteien sind, für die sie bei der Wahl angetreten waren. Als „Betrug am Wähler“wurde das Wechselver­halten von Stadträten bezeichnet. Eine Hürde hat Augsburg in Bürgerhand vor der Wahl zu überspring­en. Die Gruppierun­g benötigt 470 Unterstütz­eruntersch­riften, damit sie antreten kann. Die Liste liegt zum Jahreswech­sel in den städtische­n Bürgerbüro­s aus.

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Foto: Silvio Wyszengrad Bruno Marcon ist Oberbürger­meisterkan­didat der Bürgervere­inigung „Augsburg in Bürgerhand“.

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