Augsburger Allgemeine (Land West)
Sie wollen für mehr Leben am Mauerberg sorgen
Wirtschaft Junge Firmen und das Liliom-Kino möchten das Viertel aus seinem Schattendasein führen und haben sich hierfür ein konkretes Konzept überlegt. Am Freitag planen sie einen Weihnachtsmarkt
Knapp fünf Monate ist es her, dass Anja Licht am Mauerberg 26 ihren Laden „Pauli kocht“eröffnet hat. Angeboten werden ihre eigenen Gewürzmischungen und buntes Kochzubehör. Ihr Mann Marco betreibt im gleichen Haus zudem die Office&Mediengarage; in dem Coworking-Platz mit vielen Nutzungsmöglichkeiten können zum Beispiel Freiberufler oder Firmengründer einen Arbeitsplatz finden.
Die beiden sind mit dem Start ihrer kleinen Unternehmen zufrieden und sehen dazu großes Potenzial an ihrem Standort. „Diese Ecke rund um den Mauerberg ist zwar wenig bekannt, hat aber ein ganz besonderes Flair. Hier liegt mit der Zirbelkanalbrücke ein Teil des WasserWeltkulturerbes (Station 4) mit kleinen Stegen und Treppen. Die Menschen sind vor allem zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs, wir sind also keine Durchgangsstraße, es herrscht Ruhe“, erzählt Anja Licht. Für Touristen, die oft den Weg am Mauerberg vorbei in die Innenstadt nehmen sowie für Anwohner sei ihr Laden auch schon zu einer Art Stadtteiltreffpunkt geworden.
Daraus wollen die Lichts mehr machen und haben sich entschieden, die Interessensgemeinschaft Mauerberg ins Leben zu rufen – mit anderen Jungunternehmen vom Mauerund Schmiedberg. Zu ihnen gehören Nicole Begerock und Fabian Korbelar, die mit Vindelicor ein besonderer Getränke-Caterer sind. Aus einer Ape haben sie eine fahrbare Bar gemacht, die flexibel für Veranstaltungen einsetzbar ist. Auch Thomas Halder, Inhaber von „Dog And Living“am Schmiedberg ist dabei sowie das Team des Liliom-Kinos. Zusammen wollen die Unternehmer den Mauerberg mit verschiedenen Aktionen beleben und das aus ihrer Sicht bislang eher unbemerkte Schmuckstück der Stadt stärker in den Fokus rücken.
„Nicht jedes Event muss in der Innenstadt sein. Feste in den Stadtteilen sind auch eine Bereicherung und schaffen vor allem Vielfalt. Das beste Beispiel ist das Bismarckstraßenfest“, schildert Marco Licht das Konzept hinter der IG, die bei der Stadt Augsburg gut ankommt. Die Idee zur Interessensgemeinschaft ist sogar zusammen mit der Wirtschaftsförderung entstanden. Wirtschaftsreferentin Eva Weber (CSU) sagt, solche Initiativen „tragen durch ihre Aktionen und Veranstaltungen zur Belebung von Quartieren bei und fördern die Entfaltung wirtschaftlicher, sozialer und bürgerschaftlicher Aktivitäten.“Deshalb gebe es seit dem Jahr 2018 auch eine jährliche „Stadtteil-Challenge“unter dem Motto „Dein Viertel lebt!?“. Vereine, Organisationen und lokale Netzwerke können sich dabei mit einer Aktion oder Veranstaltung bewerben. Eine Jury wählt unter allen Einsendungen die drei besten Vorschläge aus, die dann mit einem Preisgeld bekommen.
Auch das Ordnungsamt unterstützt alle bislang geplanten Veranstaltungen. Für den Weihnachtsmarkt, den die IG Mauerberg am 29. November in Kombination mit der Langen Shopping-Nacht in Augsburg veranstaltet, darf sogar ein Teil der Straße gesperrt werden, damit die Getränke-Ape und ein Food-Truck Platz haben, die Stelzenläufer sich gefahrlos bewegen können und die Food-Start-ups, die im Innenhof der Hausnummer 26 ihre Köstlichkeiten präsentieren, für die Gäste gut erreichbar sind.
Erstmals wird auch die Terrasse zum Inneren Stadtgraben genutzt. Dort soll eine Feuerschale für Stimmung sorgen. Das Liliom bietet Cocktails und Crêpes.
Für Heinz Stinglwagner, den Leiter von Augsburg Marketing, sind solche Initiativen wertvoll. „Wir haben sehr gute Erfahrungen mit dem Straßenfest in der Bäckergasse in diesem Jahr gemacht und freuen uns, wenn es weitere solcher Aktionen gibt. Solche Programme schaffen Anreize, den Kunden auch mal in andere Innenstadtbezirke zu lenken. Oder Orte neu zu entdecken, an denen man schon lange Zeit nicht mehr war.“Damit das auch wirklich gelingt, haben die IG-Mitglieder für 2020 schon einen konkreten Fahrplan. Sechs Veranstaltungen soll es am Mauerberg geben. Darunter erneut ein Weihnachtsmarkt, aber auch ein Grillfest und zwei Modeschauen. Besonders wird laut Marco
Licht auch die Aktion „Stilles Kino“mit dem Liliom werden. Hierbei sollen Filme als Open-Air im Liliom-Biergarten und am Mauerberg gezeigt werden – allerdings mit Kopfhörern, um die Nachbarn nicht zu stören. Denn mit denen will es sich die IG auf keinen Fall verscherzen. „Wir achten darauf, dass alle Veranstaltungen so ablaufen, dass sich niemand gestört fühlt“, sagt Fabian Korbelar. Als Polizist weiß er, wovon er spricht, wenn es um das Thema Ruhestörung geht.
Dass die Ideen der IG Mauerberg aufgehen werden, davon ist das Team überzeugt. Schon erste gemeinsame Veranstaltungen in diesem Jahr hätten großen Anklang gefunden. Dazu soll in unmittelbarer Nachbarschaft noch Ende des Jahres ein Apartment-Hotel eröffnen, das potenzielle neue Gäste für die IGVeranstaltungen bringt. „All das zeigt, dass es schade wäre, aus dieser Ecke nichts zu machen“, fasst Anja Licht zusammen.