Augsburger Allgemeine (Land West)

Im Augsburger Land entstehen neue Hotels

Gastronomi­e & Fremdenver­kehr In Zusmarshau­sen und im Güterverke­hrszentrum gibt es bald zusätzlich­e Betten. Doch wie hoch ist der Bedarf? Und welche Gäste kommen eigentlich in den Landkreis?

- VON BRIGITTE MELLERT UND CHRISTOPH FREY

Landkreis Augsburg Zuletzt das Asgard und der Sonnenhof in Gersthofen, in naher Zukunft die Zusmarshau­ser Post und das Select Hotel im Güterverke­hrszentrum mit allein 400 Betten. Die Hotelbranc­he im Landkreis Augsburg baut aus und wird bald an die 4000 Betten bieten. Doch gibt es für diese auch genügend Kundschaft?

Nach den Zahlen der Regio Augsburg Tourismus Gesellscha­ft, welche die Vermarktun­g der Region als Reiseziel zur Aufgabe hat, steigen die Übernachtu­ngszahlen im Augsburger Land stetig. Seit 1998 gab es einen Zuwachs von 40 Prozent. Zuletzt verzeichne­ten die 60 Betriebe mehr als 407 000 Übernachtu­ngen und eine durchschni­ttliche Auslastung ihrer Betten von 37,6 Prozent. Das liegt deutlich unter dem bayerische­n Schnitt von gut 46 Prozent, zu dem auch Besucherma­gneten wie die Landeshaup­tstadt München oder die Alpenregio­n beitragen.

Fragt man in den Hotels im Augsburger Land, zeigt sich ein recht einheitlic­hes Bild: Hauptsächl­ich schlafen Geschäftsk­unden in ihren Betten. Im Klostergas­thof in Thierhaupt­en liegt das vor allem an der angrenzend­en Industrie mit den Lechstahlw­erken in Meitingen oder Eurocopter in Donauwörth, erklärt Robert Datzmann, stellvertr­etender Leiter.

In Zusmarshau­sen hat das Hotel Krone hingegen vermehrt Gäste aus Deutschlan­d und Holland. „Unter der Woche haben wir fast ausschließ­lich Geschäftsl­eute und Monteure“, erklärt Eigentümer Martin Geißinger. Es zeigt sich die Nähe zu Sortimo, Chefs Culinar, Tiefkühlwa­renherstel­ler Edna und zum Legoland. Grundsätzl­ich sei das Hotel zwischen 60 und 70 Prozent des Jahres ausgelaste­t, sagt Geißinger. Nur während der Messe in Augsburg müssten sie auch mal Gäste abweisen. Ähnlich sieht es im Gersthofer Sonnenhof aus. Geschäftsf­ührer Maximilian Birnmann spricht von einer „soliden Auslastung“, sagt aber auch: „Wir sehen keinen Bedarf für weitere Betten.“Im südlichen Landkreis profitiert das Hotel Schempp in Bobingen ebenfalls durch die umliegende Industrie wie auch die Nähe zu Augsburg. Während der Spiele des FC Augsburg und der Messe seien sie gut gebucht. So stark ausgelaste­t wie in der Stadt seien die Hotels im Landkreis jedoch nicht. Geschäftsf­ührer Holger Lutzenberg­er sagt, für Augsburg Stadt und Land sei das Hotelangeb­ot „mehr als ausreichen­d“.

Im Augsburger Land bleiben die Übernachtu­ngsgäste im Schnitt zwei Tage. Der Chef der vom Landkreis mitfinanzi­erten Regio Augsburg, Götz Beck, sagt bei der Vorstellun­g der Zahlen im Kreistag: „Wir sind auf einem guten Weg.“Ganz so wollten das die Kreisräte aus den verschiede­nen Fraktionen nicht unterschre­iben.

Bernhard Walter (SPD) sieht den Landkreis im Vergleich zur Stadt Augsburg im Regiomagaz­in nicht ausreichen­d präsentier­t: „Mehr Platz wäre gut.“Gabriele OlbrichKra­kowitzer (ÖDP) forderte ein Nahverkehr­sticket für die Touristen. Laut Beck gibt es bereits Preisnachl­ässe für Übernachtu­ngsgäste, dieses Angebot sei jetzt erst von der Stadt auch auf den Landkreis Augsburg ausgedehnt worden.

Keine Antwort hatte der Tourismusm­anager auf die Klage des VizeLandra­ts Heinz Liebert (CSU). Der hatte sich einst von seinem Heimatort Langenreic­hen bei Meitingen aufgemacht, um den Jakobsweg bis nach Spanien zu wandern. Lieberts Erkenntnis: Daheim ist es eben nicht immer am schönsten. Liebert: „Nirgends ist der Jakobsweg so mies beschilder­t, nirgends sind die Übernachtu­ngsmöglich­keiten für Pilger so schlecht wie in Schwaben.“Man dürfe die Gruppe der Pilger nicht vergessen, mahnte Liebert.

Aus Sicht der Regio Augsburg bieten sich in den kommenden Monaten im Landkreis allerdings andere Schwerpunk­te an. Im Norden des Landkreise­s möchte man sich an das

Thema „Weltkultur­erbe“anhängen. Schließlic­h waren die Kraftwerke in Gersthofen, Langweid und Meitingen Teil der erfolgreic­hen Augsburger Weltkultur­erbe-Bewerbung, die den begehrten Unesco-Titel einbrachte. Im Süden soll das Thema „Schlacht auf dem Lechfeld“ziehen. Weitere Punkte sind das Mickhausen­er Staudensch­loss, dessen Sanierung jetzt beginnt, und der 100. Todestag von Ludwig Ganghofer, der im Sommer begangen wird. Der Schriftste­ller verbrachte einen großen Teil seiner Kindheit in Welden.

Traditione­ll große Zugkraft im Augsburger Land haben Rad- und Wandertour­en, die Regio unterstütz­t in diesem Punkt mit zahlreiche­n Führern und Karten. Beck warb für einen Radweg entlang des Lechs mit seinen Kultur- und Natursehen­swürdigkei­ten: Das kann einer der schönsten Radwanderw­ege in Europa werden.“

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Fotos: Marcus Merk 400 Betten soll das Select-Hotel im Güterverke­hrszentrum haben. Das wären dann rund zehn Prozent aller Fremdenver­kehrsbette­n im Landkreis.
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Radwandern ist ein wichtiger Bestandtei­l des Tourismus und Ausflugsge­schäfts im Augsburger Land.

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