Augsburger Allgemeine (Land West)
Im Augsburger Land entstehen neue Hotels
Gastronomie & Fremdenverkehr In Zusmarshausen und im Güterverkehrszentrum gibt es bald zusätzliche Betten. Doch wie hoch ist der Bedarf? Und welche Gäste kommen eigentlich in den Landkreis?
Landkreis Augsburg Zuletzt das Asgard und der Sonnenhof in Gersthofen, in naher Zukunft die Zusmarshauser Post und das Select Hotel im Güterverkehrszentrum mit allein 400 Betten. Die Hotelbranche im Landkreis Augsburg baut aus und wird bald an die 4000 Betten bieten. Doch gibt es für diese auch genügend Kundschaft?
Nach den Zahlen der Regio Augsburg Tourismus Gesellschaft, welche die Vermarktung der Region als Reiseziel zur Aufgabe hat, steigen die Übernachtungszahlen im Augsburger Land stetig. Seit 1998 gab es einen Zuwachs von 40 Prozent. Zuletzt verzeichneten die 60 Betriebe mehr als 407 000 Übernachtungen und eine durchschnittliche Auslastung ihrer Betten von 37,6 Prozent. Das liegt deutlich unter dem bayerischen Schnitt von gut 46 Prozent, zu dem auch Besuchermagneten wie die Landeshauptstadt München oder die Alpenregion beitragen.
Fragt man in den Hotels im Augsburger Land, zeigt sich ein recht einheitliches Bild: Hauptsächlich schlafen Geschäftskunden in ihren Betten. Im Klostergasthof in Thierhaupten liegt das vor allem an der angrenzenden Industrie mit den Lechstahlwerken in Meitingen oder Eurocopter in Donauwörth, erklärt Robert Datzmann, stellvertretender Leiter.
In Zusmarshausen hat das Hotel Krone hingegen vermehrt Gäste aus Deutschland und Holland. „Unter der Woche haben wir fast ausschließlich Geschäftsleute und Monteure“, erklärt Eigentümer Martin Geißinger. Es zeigt sich die Nähe zu Sortimo, Chefs Culinar, Tiefkühlwarenhersteller Edna und zum Legoland. Grundsätzlich sei das Hotel zwischen 60 und 70 Prozent des Jahres ausgelastet, sagt Geißinger. Nur während der Messe in Augsburg müssten sie auch mal Gäste abweisen. Ähnlich sieht es im Gersthofer Sonnenhof aus. Geschäftsführer Maximilian Birnmann spricht von einer „soliden Auslastung“, sagt aber auch: „Wir sehen keinen Bedarf für weitere Betten.“Im südlichen Landkreis profitiert das Hotel Schempp in Bobingen ebenfalls durch die umliegende Industrie wie auch die Nähe zu Augsburg. Während der Spiele des FC Augsburg und der Messe seien sie gut gebucht. So stark ausgelastet wie in der Stadt seien die Hotels im Landkreis jedoch nicht. Geschäftsführer Holger Lutzenberger sagt, für Augsburg Stadt und Land sei das Hotelangebot „mehr als ausreichend“.
Im Augsburger Land bleiben die Übernachtungsgäste im Schnitt zwei Tage. Der Chef der vom Landkreis mitfinanzierten Regio Augsburg, Götz Beck, sagt bei der Vorstellung der Zahlen im Kreistag: „Wir sind auf einem guten Weg.“Ganz so wollten das die Kreisräte aus den verschiedenen Fraktionen nicht unterschreiben.
Bernhard Walter (SPD) sieht den Landkreis im Vergleich zur Stadt Augsburg im Regiomagazin nicht ausreichend präsentiert: „Mehr Platz wäre gut.“Gabriele OlbrichKrakowitzer (ÖDP) forderte ein Nahverkehrsticket für die Touristen. Laut Beck gibt es bereits Preisnachlässe für Übernachtungsgäste, dieses Angebot sei jetzt erst von der Stadt auch auf den Landkreis Augsburg ausgedehnt worden.
Keine Antwort hatte der Tourismusmanager auf die Klage des VizeLandrats Heinz Liebert (CSU). Der hatte sich einst von seinem Heimatort Langenreichen bei Meitingen aufgemacht, um den Jakobsweg bis nach Spanien zu wandern. Lieberts Erkenntnis: Daheim ist es eben nicht immer am schönsten. Liebert: „Nirgends ist der Jakobsweg so mies beschildert, nirgends sind die Übernachtungsmöglichkeiten für Pilger so schlecht wie in Schwaben.“Man dürfe die Gruppe der Pilger nicht vergessen, mahnte Liebert.
Aus Sicht der Regio Augsburg bieten sich in den kommenden Monaten im Landkreis allerdings andere Schwerpunkte an. Im Norden des Landkreises möchte man sich an das
Thema „Weltkulturerbe“anhängen. Schließlich waren die Kraftwerke in Gersthofen, Langweid und Meitingen Teil der erfolgreichen Augsburger Weltkulturerbe-Bewerbung, die den begehrten Unesco-Titel einbrachte. Im Süden soll das Thema „Schlacht auf dem Lechfeld“ziehen. Weitere Punkte sind das Mickhausener Staudenschloss, dessen Sanierung jetzt beginnt, und der 100. Todestag von Ludwig Ganghofer, der im Sommer begangen wird. Der Schriftsteller verbrachte einen großen Teil seiner Kindheit in Welden.
Traditionell große Zugkraft im Augsburger Land haben Rad- und Wandertouren, die Regio unterstützt in diesem Punkt mit zahlreichen Führern und Karten. Beck warb für einen Radweg entlang des Lechs mit seinen Kultur- und Natursehenswürdigkeiten: Das kann einer der schönsten Radwanderwege in Europa werden.“