Augsburger Allgemeine (Land West)
Im Lohwald gibt’s was auf die Ohren
Hörpfad Auf zehn Stationen können Spaziergänger sich die Bäume und Funktionsweise des Waldes erklären lassen. Allerdings nur mit Smartphone – die Audiodatei lässt sich online abhören
Neusäß Im Neusässer Lohwald kann man nun hören, was man sieht: Direkt hinter dem Gelände des TSV Neusäß gibt es seit gestern einen Hörpfad. Verteilt auf zehn Stationen werden dort die unterschiedlichen Bäume und Funktionen des Waldes erklärt. Mit einem Quiz haben Schüler der Eichenwaldschule den Pfad getestet. Wer mitmachen will, braucht aber ein Smartphone.
Die rund 50 Gäste stehen bei der Eröffnung inmitten des kleinen Lohwalds, das Handy steckt in der Jackentasche. Denn die Audiodatei des Hörpfads kann nur mittels QRCode abgespielt werden. Öffnet man diesen, landet man zunächst auf der Homepage der Stadt Neusäß. Von dort aus kann man die Datei abspielen. Der kleine Barcode befindet sich auf den Holzstämmen, die entlang der Wege durch den Wald befestigt sind. Für die handyaffinen Sechst- und Siebtklässler kein Problem. Eifrig scannen sie die kleinen Codes und stapfen los, ausgestattet mit Handy, Stift und ihrem Quiz. Mithilfe der etwa einminütigen Audiodateien kommen sie mit den Fragen schnell voran.
Vom Parkplatz des TSV Neusäß aus führt der Weg zu den Stationen und endet auf Höhe des Sportstadions. Auf 1,7 Kilometern haben Spaziergänger die Möglichkeit, die Texte entweder als kindgerechte Version oder für Erwachsene zu hören. Als Leitfigur führt „Lora, der Eichelhäher“den Spaziergänger durch den Hörpfad. Verantwortlich für das Konzept des neuen Hörpfads ist Veronika Zimmerer – sie hat auch die Audiodateien besprochen. Im Zuge ihrer Ausbildung zur Försterin hat die junge Frau für ihre Staatsprüfung das Projekt mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) initiiert. Der Lohwald bot sich für eine solche Kooperation mit der Stadt Neusäß an, sagt Zimmerer. „Durch die Nähe zum Sportverein und den umliegenden Schulen sowie dem Altersheim kam die Idee, dort für alle Altersklassen einen Hörpfad zu errichten.“Die Texte seien zum Abhören konzipiert, damit sie auch diejenigen verstehen, die Schwierigkeiten beim Lesen haben. Ein weiterer Punkt war für die junge Frau wichtig: die barrierefreien Wege des Lohwalds und die notwendig gute Handyverbindung, um die QRCodes überhaupt öffnen zu können. Thematisch hat sich Zimmerer für die Stationen vom Lohwald inspirieren lassen. So befindet sich direkt neben einem toten Baumstamm die Station „Das Totholz“. Die weiteren Stationen behandeln Baumarten, die im Lohwald zu finden sind: So stehen dort unter anderem Esche, Eibe, Buche und Eiche.
Die Schüler hatten auf jeden Fall Spaß an den Aufgaben an der Natur.
In kleinen Gruppen – einige unter ihnen engagieren sich im Rahmen einer AG für Umweltschutz – verteilen sie sich schnell auf den verwinkelten Wegen des Lohwalds. Drei Buben der 7. Klasse drücken ihre Ohren ganz nah ans Handy, um die Audio-Erklärung der Försterin verstehen zu können. „Wie wird ein Eichelhäher auch genannt?“, steht als erste Frage in ihrem Quiz. Sobald sie die Lösung gehört haben, füllen sie die Lücken aus. Und weiter zur nächsten Station.
Obwohl der Lohwald unweit ihrer Schule steht, kennen viele der Schüler den Wald bislang nur wenig. Umso mehr freut sich eine Mädchengruppe über die Zeit in der Natur. „Ich bin gern im Wald unterwegs“, sagt eine Sechstklässlerin, die sonst eher in den Westlichen Wäldern mit ihrer Familie spazieren geht. Gemeinsam mit ihrer Klassenkameradin hat sie das Quiz bereits gelöst. „So schwer finde ich die Fragen nicht“, sagt sie und nimmt eine Abzweigung durch das Dickicht.
Obwohl die Stationen in einem weitläufigen Kreis durch den Lohwald führen, hatten sich bereits nach kurzer Zeit die ersten Schüler verirrt und suchten nach fehlenden Stationen. Dann stellte sich die Frage: Wo ist eigentlich der Ausgang? Als weder Karte noch die umliegenden Häuser den Kinder weiterhelfen konnten, musste das Handy den Weg weisen.