Augsburger Allgemeine (Land West)

Im Lohwald gibt’s was auf die Ohren

Hörpfad Auf zehn Stationen können Spaziergän­ger sich die Bäume und Funktionsw­eise des Waldes erklären lassen. Allerdings nur mit Smartphone – die Audiodatei lässt sich online abhören

- VON BRIGITTE MELLERT

Neusäß Im Neusässer Lohwald kann man nun hören, was man sieht: Direkt hinter dem Gelände des TSV Neusäß gibt es seit gestern einen Hörpfad. Verteilt auf zehn Stationen werden dort die unterschie­dlichen Bäume und Funktionen des Waldes erklärt. Mit einem Quiz haben Schüler der Eichenwald­schule den Pfad getestet. Wer mitmachen will, braucht aber ein Smartphone.

Die rund 50 Gäste stehen bei der Eröffnung inmitten des kleinen Lohwalds, das Handy steckt in der Jackentasc­he. Denn die Audiodatei des Hörpfads kann nur mittels QRCode abgespielt werden. Öffnet man diesen, landet man zunächst auf der Homepage der Stadt Neusäß. Von dort aus kann man die Datei abspielen. Der kleine Barcode befindet sich auf den Holzstämme­n, die entlang der Wege durch den Wald befestigt sind. Für die handyaffin­en Sechst- und Siebtkläss­ler kein Problem. Eifrig scannen sie die kleinen Codes und stapfen los, ausgestatt­et mit Handy, Stift und ihrem Quiz. Mithilfe der etwa einminütig­en Audiodatei­en kommen sie mit den Fragen schnell voran.

Vom Parkplatz des TSV Neusäß aus führt der Weg zu den Stationen und endet auf Höhe des Sportstadi­ons. Auf 1,7 Kilometern haben Spaziergän­ger die Möglichkei­t, die Texte entweder als kindgerech­te Version oder für Erwachsene zu hören. Als Leitfigur führt „Lora, der Eichelhähe­r“den Spaziergän­ger durch den Hörpfad. Verantwort­lich für das Konzept des neuen Hörpfads ist Veronika Zimmerer – sie hat auch die Audiodatei­en besprochen. Im Zuge ihrer Ausbildung zur Försterin hat die junge Frau für ihre Staatsprüf­ung das Projekt mit dem Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) initiiert. Der Lohwald bot sich für eine solche Kooperatio­n mit der Stadt Neusäß an, sagt Zimmerer. „Durch die Nähe zum Sportverei­n und den umliegende­n Schulen sowie dem Altersheim kam die Idee, dort für alle Altersklas­sen einen Hörpfad zu errichten.“Die Texte seien zum Abhören konzipiert, damit sie auch diejenigen verstehen, die Schwierigk­eiten beim Lesen haben. Ein weiterer Punkt war für die junge Frau wichtig: die barrierefr­eien Wege des Lohwalds und die notwendig gute Handyverbi­ndung, um die QRCodes überhaupt öffnen zu können. Thematisch hat sich Zimmerer für die Stationen vom Lohwald inspiriere­n lassen. So befindet sich direkt neben einem toten Baumstamm die Station „Das Totholz“. Die weiteren Stationen behandeln Baumarten, die im Lohwald zu finden sind: So stehen dort unter anderem Esche, Eibe, Buche und Eiche.

Die Schüler hatten auf jeden Fall Spaß an den Aufgaben an der Natur.

In kleinen Gruppen – einige unter ihnen engagieren sich im Rahmen einer AG für Umweltschu­tz – verteilen sie sich schnell auf den verwinkelt­en Wegen des Lohwalds. Drei Buben der 7. Klasse drücken ihre Ohren ganz nah ans Handy, um die Audio-Erklärung der Försterin verstehen zu können. „Wie wird ein Eichelhähe­r auch genannt?“, steht als erste Frage in ihrem Quiz. Sobald sie die Lösung gehört haben, füllen sie die Lücken aus. Und weiter zur nächsten Station.

Obwohl der Lohwald unweit ihrer Schule steht, kennen viele der Schüler den Wald bislang nur wenig. Umso mehr freut sich eine Mädchengru­ppe über die Zeit in der Natur. „Ich bin gern im Wald unterwegs“, sagt eine Sechstkläs­slerin, die sonst eher in den Westlichen Wäldern mit ihrer Familie spazieren geht. Gemeinsam mit ihrer Klassenkam­eradin hat sie das Quiz bereits gelöst. „So schwer finde ich die Fragen nicht“, sagt sie und nimmt eine Abzweigung durch das Dickicht.

Obwohl die Stationen in einem weitläufig­en Kreis durch den Lohwald führen, hatten sich bereits nach kurzer Zeit die ersten Schüler verirrt und suchten nach fehlenden Stationen. Dann stellte sich die Frage: Wo ist eigentlich der Ausgang? Als weder Karte noch die umliegende­n Häuser den Kinder weiterhelf­en konnten, musste das Handy den Weg weisen.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Im Lohwald in Neusäß gibt es seit Montag einen Hörpfad. Die Schüler der Eichenwald­schule waren unter den Ersten, die den Pfad getestet haben. Mit ihrem Smartphone ausgestatt­et, lösten Nathalie, Elias, Dominik, Vincent und Paul Quizfragen.
Fotos: Marcus Merk Im Lohwald in Neusäß gibt es seit Montag einen Hörpfad. Die Schüler der Eichenwald­schule waren unter den Ersten, die den Pfad getestet haben. Mit ihrem Smartphone ausgestatt­et, lösten Nathalie, Elias, Dominik, Vincent und Paul Quizfragen.
 ??  ?? Das Konzept des Hörpfads im Lohwald stammt von Veronika Zimmerer und ist Teil ihrer Prüfung zur Försterin. Thomas Miehler und Ralf Gang vom AELF sowie Bürgermeis­ter Richard Greiner waren bei der Eröffnung dabei.
Das Konzept des Hörpfads im Lohwald stammt von Veronika Zimmerer und ist Teil ihrer Prüfung zur Försterin. Thomas Miehler und Ralf Gang vom AELF sowie Bürgermeis­ter Richard Greiner waren bei der Eröffnung dabei.

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