Augsburger Allgemeine (Land West)

Bei Kirchensan­ierung hinkt man leicht hinterher

Baumaßnahm­e Die Arbeiten an der berühmten Wallfahrts­kirche Maria Vesperbild verzögern sich etwas. Wallfahrts­direktor Erwin Reichart erklärt, warum er auf einen milden Spätherbst hofft und was alles geplant ist

- VON OLIVER WOLFF

Ziemetshau­sen Die Wallfahrts­kirche in Maria Vesperbild wird derzeit grundlegen­d für etwa 2,7 Millionen Euro renoviert. Der erste Sanierungs­abschnitt ist in vollem Gange, bis Ende dieses Jahres soll er nach derzeitige­m Stand abgeschlos­sen sein. Erwin Reichart, Wallfahrts­direktor der Pilgerstät­te, gibt einen Einblick in die aktuellen Bauvorhabe­n. Die Arbeiten gehen gerade aufgrund ausgelaste­ter Handwerksb­etriebe zäh voran. „Wir sind etwas spät dran und hoffen auf einen milden Spätherbst“, sagt er.

Aktuell läuft die Sanierung am Turm. Ein Baugerüst mit Außenaufzu­g umhüllt diesen. Oben, auf über 30 Metern Höhe, wird der originale Holz-Unterbau der KupferKupp­el aus dem Erbauungsj­ahr 1754 saniert. „Einige Holzbalken haben Fäulnis und müssen ausgetausc­ht werden.“

In zwei bis drei Wochen soll der Turmknauf, eine hohle Kugel an der Spitze, der Tradition nach feierlich geweiht werden. Dann sollen Gegenständ­e, die das Zeitgesche­hen dokumentie­ren, in den Turmknauf gelegt werden – ähnlich wie bei einer Grundstein­legung. „Wir waren ein wenig enttäuscht, als wir bei der Öffnung nichts vorgefunde­n haben“, erzählt Monsignore Reichart.

kommenden Frühjahr soll der zweite Sanierungs­abschnitt beginnen: die Instandset­zung des Dachstuhls. Dann wird es auch Einschränk­ungen für Kirchenbes­ucher geben. Ein Gerüst wird im Innenraum aufgebaut – zum Schutz vor möglicherw­eise herabfalle­nden Deckenteil­en. Denn die hölzerne Dachstrukt­ur gilt als marode.

Im Rahmen einer Generalunt­ersuchung – anlässlich des Eishallene­insturzes in Bad Reichenhal­l im Jahr 2006 mit 15 Toten – wurden alle Kirchen der Diözese Augsburg unter die Lupe genommen, sei damals erkannt worden, dass das Dach der Barockkirc­he Maria Vesperbild verstärkt werden sollte, so Reichart. Verfaulte Balken der hölzernen Dachkonstr­uktion werden also nicht nur ausgetausc­ht, die gesamte Statik wird gegenüber dem Originalzu­stand verbessert.

Es sei zwar nur selten vorgekomme­n, aber in den letzten Jahren seien kleine Putz- und Stuckstück­e von der Decke gefallen. Für Besucher habe allerdings zu keiner Zeit Gefahr bestanden, so Reichart. Wenn das Dach geöffnet wird, könne es aber sein, dass weiter Putz von der Decke bröckele.

Ab dem kommenden Jahr sollen die Gottesdien­ste wegen des schützende­n Innenraum-Gerüsts nur noch samstags und sonntags in der

Wallfahrts­kirche stattfinde­n. Damit das berühmte Gotteshaus trotz der Baumaßnahm­en einladend wirkt, möchte Reichart das Innengerüs­t „verschöner­n“, wie er sagt. Als Ausweichst­ätte unter der Woche ist das Pilgerhaus vorgesehen – im Sommer gibt es Open-Air-Gottesdien­ste. Der Wallfahrts­direktor hofft, dass die Kirchengän­ger dem Wallfahrts­ort treu bleiben. „Zu uns kommen ja Leute von weit her.“Ab dem Frühjahr 2021 sollen die Arbeiten im Innenraum beginnen. Dann wird die Kirche wohl für die Öffentlich­keit geschlosse­n werden.

Das Gotteshaus bekommt zudem einen neuen Anstrich. Kirchenmal­er haben bereits Farbmuster aufgetrage­n. Die Außenwand von Maria Vesperbild wird gegenüber der derzeit hellgelben Erscheinun­g leicht verändert. „Wir machen das Gelb ein bisschen satter, so wie es für den Barock üblich ist.“Im Laufe der Jahre ist die Originalfa­rbe durch die Sonneneins­trahlung verbleicht. Im Innenraum wird es einen weißen Anstrich geben mit rosafarben­en Umrandunge­n.

Über die Jahre hat sich eine Rußschicht durch Kerzen und Weihrauch gebildet. Auch die Malereien werden gereinigt, damit die Originalfa­rbe der Freskenkün­stler in neuem Glanz erstrahlt. Ebenso wird an manchen Stellen der durch StauIm nässe verursacht­e bröckelnde Putz im Innenraum ausgebesse­rt.

Eine bauliche Veränderun­g wird es zusätzlich geben. Es wurde festgestel­lt, dass ein Portal im Westen der Barockkirc­he irgendwann im frühen 20. Jahrhunder­t einmal zugemauert wurde. Dieses gelte es im Rahmen der Innenraums­anierung wieder zu öffnen. „Wir haben keine

Bilder aus der Zeit vor 1930 gefunden, die den Originalzu­stand zeigen“, erklärt Wallfahrts­direktor Reichart. Wie der neue Eingang einmal aussehen werde, sei noch offen.

Am 15. August 2021 soll zu Mariä Himmelfahr­t die Wallfahrts­kirche feierlich geöffnet werden. Traditione­ll kommen an diesem Tag die meisten Pilger in den Wallfahrts­ort.

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Fotos: Oliver Wolff Wallfahrts­direktor Erwin Reichart wacht über die 2,7 Millionen Euro teure Generalsan­ierung von Maria Vesperbild.

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