Augsburger Allgemeine (Land West)

Garteln in der eigenen Wohnung

Grüner gärtnern Nicht wegwerfen, sondern nachwachse­n lassen: Regrowing heißt dieses Konzept. Warum Experiment­e mit der Ananas dabei die Königsdisz­iplin sind

- VON DIANA ZAPF-DENIZ

Landkreis Augsburg Gemüse und Kräuter kauft man für gewöhnlich gleich beim Wocheneink­auf mit ein. Mancher Hobbygärtn­er hat nicht nur im Sommer, sondern auch im Winter sein Gemüsebeet. Um selbst ein wenig Gartenbau in der Wohnung auszuprobi­eren, eignet sich Regrowing – das Nachwachse­nlassen von dem, was eigentlich in der Biotonne oder auf dem Kompost landen würde.

Die richtige Beschreibu­ng für dieses Prinzip lautet vegetative Vermehrung und ist eine wunderbare Möglichkei­t, Nachhaltig­keit zu praktizier­en. Für Regrowing zu Hause eignen sich Pilze, Lauchzwieb­eln, Stangensel­lerie, Lauch, Kartoffeln oder Minze dafür. Die Methode ist recht einfach. Anstatt den

Romanasala­tstrunk wegzuwerfe­n, gibt man ihn für ein paar Tage in ein mit Wasser gefülltes Glas. Dabei sollte die Hälfte des Strunkes im Nassen stehen. Gut ist es, wenn er mindestens fünf Zentimeter hoch ist, dann geht es leichter. Wichtig ist, dass der Strunk nicht zu faulen beginnt. Deshalb muss das Wasser öfter gewechselt werden. Innerhalb weniger Tage sprießen aus der Mitte neue Salatblätt­chen. Das ist das Zeichen, dass der Strunk in einen mit Erde gefüllten Topf gesetzt werden kann. Dort wächst der Salat schön heran. Man kann ihn komplett abernten oder einfach nur so viele Blätter abschneide­n, wie man gerabrauch­t. Schneidet man ihn ganz ab, kann es nur sein, dass er nicht wieder nachwächst. Das muss man ausprobier­en. Regrowing-Pflanzen lieben es hell, warm und feucht. Anzuchterd­e ist ideal. Speisepilz­e kann man in der Küche nachzüchte­n, indem man nur ihre Stiele komplett mit Erde bedeckt. Die abgeschnit­tenen Kappen kann man natürlich gleich zum Kochen verwenden. Champignon­s mögen nur ganz wenig Licht.

Frische Minzstänge­l, deren Blätter man unten abtrennt, gibt man einige Tage in ein Wasserglas. Sobald diese wurzeln, kann man sie in die Erde setzen. Das funktionie­rt übrigens auch mit Basilikum. Diese Art der Vermehrung kennt man schon sehr lange, und man nennt es die Stecklings­vermehrung. Doch wie das so ist mit Altbekannt­em: Vieles lebt neu auf unter modernen Namen.

Bei den Frühlingsz­wiebeln gibt man die weißen Wurzeln, die man normalerwe­ise entsorgt, ins Wasser. Sobald die Wurzeln nachwachse­n, kann man sie in einen mit Erde gefüllten Blumentopf geben. Allerdings klappt das Regrowing bei den Lauchzwieb­eln auch ohne Erde, sodass man lediglich das Wasser alle zwei Tage wechseln muss.

Eine alte Kartoffel, die bereits treibt, ist ideal zum Nachzüchte­n. Dazu schneidet man die Knolle einmal durch und lässt die Schnittste­llen trocknen. Danach kann man die zwei Hälften je in einen Topf mit lode ckerer Erde setzen. Der Erdapfel sollte komplett mit Erde bedeckt sein. Die Königsdisz­iplin, so sagt man, ist die Ananas. Eigentlich hat man als Anfänger kaum die Möglichkei­t, die Ananas zum Nachwachse­n zu bringen. Aber wenn man experiment­ierfreudig und sehr geduldig ist, kann man sich gerne daran versuchen. Dazu muss man den Strunk der Ananas aus der Frucht drehen und diesen, wie die anderen Pflanzen auch, ins Wasser geben. Sobald die Wurzeln gut sichtbar sind, darf der Strunk in die Erde. Die Ananas liebt es sehr hell und warm. Nun dauert es etwa drei Jahre, bis in der Mitte des Strunkes eine klitzeklei­ne Ananas sichtbar werden könnte. Falls nicht, ist das nicht tragisch, denn die Pflanze sieht trotzdem hübsch aus, und das für null Euro.

Eine Kartoffel, die treibt, ist ideal zum Nachzüchte­n

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