Augsburger Allgemeine (Land West)
Boogie mit Volldampf
Axel Zwingenbergers rasantes Klavierspiel
So wenig ist nötig, um einen RockKlub zu fesseln: ein Hocker, ein Piano und flinke Finger. Wobei flink im Falle von Axel Zwingenberger als maßlose Untertreibung gelten kann. Der Boogie-Woogie-Meister eilt im Spectrum aber nicht gleich davon, sondern stimmt ein mit einem gemächlich dahin perlenden Blues. Doch bald dampft sein „Honky Tonk Train“in voller Fahrt los.
Dass Zwingenberger bekennender Eisenbahn-Freak ist, passt zu seiner Musik. Die Bässe rollen donnernd dahin wie eine schwere Lok über Gleise. Man glaubt zu hören, wie bei der Vorbeifahrt Tassen aus dem Schrank fliegen. Später folgt weiterer Eisenbahner-Blues – über dunkle Augen, in die Zwingenberger in der Transsibirischen Eisenbahn geschaut hat, oder über Kuhfänger an den Dampfloks im Wilden Westen.
Auch der Pianist beschleunigt oder bremst wie eine Hochleistungsmaschine. Mit links gibt Zwingenberger den rasanten Rhythmus vor. So haben schon seine Vorgänger vor hundert Jahren in Saloons die Betrunkenen bei Laune gehalten. In Augsburg ist das überwiegend Ü-60-Publikum weitaus zivilisierter. Es braucht aber auch ein bisschen, um sich aus der Reserve locken zu lassen.
Zwingenberger, Jahrgang 1955, selber ist der lebendige Beweis dafür, dass Boogie-Woogie noch längst nicht reif fürs Abstellgleis ist. Bedrohlich
und drängend-aktuell ist sein „E-Mail special“. Atemberaubend wirkt es, wie er mit rechts voller Dynamik überraschende Zwischenspiele in die Tasten haut. Auch Klassikern wie „The Entertainer“oder „I Got Rhythm“verpasst er seine eigene rasante Note. Seinen Fingern kann man da nicht mehr folgen: Sie fliegen über die Klaviatur. Und das längst hellwache Publikum rätselt, wie macht er das nur?Am Ende wünscht Zwingenberger ein glückliches neues BoogieWoogie-Jahrzehnt. Das war schon mal ein guter Start mit Volldampf in die 20er Jahre.