Augsburger Allgemeine (Land West)

Einen Videoclip für das Römische Museum bitte!

- VON SILVANO TUIACH silvano.tuiach@augsburger-allgemeine.de

Kempten (von den Römern cambodunum genannt) hat es uns vorgemacht: Dort wurde eine Videoanima­tion über die römische Vergangenh­eit produziert, die tausende Besucher anzieht. Gut, das Römische Museum in Augusta vindelicor­um lässt auf sich warten, aber einen solchen Film kann man ja überall zeigen.

Ich sehe den Film schon vor mir: Römische Besatzungs­soldaten kaufen auf dem antiken Stadtmarkt ihr „garum“ein, diese eklige Fischsauce. Anschließe­nd schlürfen sie samstags dort ihren Latte macchiato und Prosecco, schlendern später aufgeprotz­t über den Rathauspla­tz und die Maximilian­straße, bestaunt von den Einheimisc­hen in ihren armseligen Fellen. Dann ein Schwenk zu der dürftigen Hüttensied­lung am Rand der Stadtmauer. Und dazu die Frage, ob es damals schon einen kulturelle­n Austausch zwischen Römern und Ur-Lechhauser­n gab?

Ja, wir sehen eine römische Aurelia, die sich tatsächlic­h mal in einen groben, nach Met riechenden Hermenegil­d verguckt. In allen Kulturen gab es ja Romanzen zwischen Siegern und Besiegten, und es ist ja auch auffällig, dass es in Augsburg die meisten dunkelhaar­igen Menschen in Bayern gibt. Jetzt schwenkt die Kamera in die bei den Römern beliebte Bäckergass­e mit dem Anlaufpunk­t „Panem et circenses“, berühmt für das Römerle, die Erfindung des pfiffigen Lechhauser Bäckers, Alarich Urkorn.

Aber alles hat ein Ende: Plötzlich sehen wir, wie von allen Seiten die Völker ins Wandern kommen. Aus dem Osten kommen die Ottomanen, aus dem Süden die Muränen, aus dem Norden die Hooliganen und aus dem heutigen Frankreich die Poularden, und die römischen Besatzer müssen Augsburg verlassen. Dabei lassen sie jede Menge Steine zurück, deren Bergung heute viel Geld kostet. Nur darf die niedere Beamtensch­aft nicht mit. Im Zuge der Migration gelangt vom Westen her das Urvolk des Augsburger­s, die Anhauserta­ler, an den Lech. Aus der Verbindung mit den übrig gebliebene­n Römern entsteht der schwäbisch­e Provinziab­ili – kloi, gschtumpet und knickrig.

Wir sehen, dass fußkranke Legionäre, die es nicht mehr über die Alpen nach Rom schaffen, auf dem Gebiet Königsbrun­ns zurückgela­ssen werden. Das ist der Grund, warum es dort bis heute so viele Orthopäden gibt.

Was für ein Filmstoff. Und Kurt Gribl, der ja jetzt bald Zeit hat, kann bei seiner Größe hervorrage­nd einen germanisch­en Aufsässige­n aus Kriegshabe­r spielen und Johannes Hintersber­ger (die Römer waren kleiner) den Kohortenfü­hrer posttergum montanus. Film ab!

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An dieser Stelle blickt der Kabarettis­t Silvano Tuiach für uns auf das Geschehen in Augsburg und der Welt.

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