Augsburger Allgemeine (Land West)

Mehr als nur ein Symbol

Genf führt Verkehrssc­hilder mit Frauen und Senioren ein

- VON MARGIT HUFNAGEL

Nun kann man ja der Schweiz vieles vorhalten – übertriebe­nen Ehrgeiz in Sachen Emanzipati­on aber sicher nicht. Bis zum Jahr 1971 brauchten unsere Nachbarn, ehe sie das Frauenwahl­recht auf Bundeseben­e einführten – einige Kantone brauchten bis 1990, um auch der weiblichen Hälfte der Bevölkerun­g die Fähigkeit zuzugesteh­en, ihre Stimme abzugeben. Erst im Jahr 1988 wurde das Eherecht geändert – bis dahin musste eine Ehefrau, die berufstäti­g sein wollte, theoretisc­h zuerst die Erlaubnis des werten Ehegatten einholen. Doch jetzt zeigen die Schweizer, dass sie auch anders können.

Die Stadt Genf will mit neuen Verkehrssc­hildern ein Zeichen in Sachen Gleichbere­chtigung setzen. Sechs Variatione­n für die Verkehrssc­hilder an einem Zebrastrei­fen stellte die Stadt vor. Darauf sind unter anderem Paare, Senioren und (schwangere) Frauen zu sehen. Ein Symbol, selbstvers­tändlich. Aber jede große Reise beginnt mit kleinen Schritten.

„Die Idee der Feminisier­ung bestimmter Verkehrsze­ichen mag anekdotisc­h erscheinen“, sagt die Genfer Stadtpräsi­dentin Sandrine Salerno.

Es sei jedoch keine Spielerei. Es gehe vielmehr darum, die Entwicklun­g der Gesellscha­ft zu zeigen. Der Austausch von Verkehrssc­hildern solle das Gefühl fördern, dass der öffentlich­e Raum allen gehört. Insgesamt werden 250 Schilder mit den sechs neuen Variatione­n aufgehängt. In Genf läuft derzeit zudem ein Projekt zur Feminisier­ung von Straßennam­en. Noch im vergangene­n Jahr, so berichtet watson.ch, trugen 548 Straßen einen Männername­n – und nur 41 den einer Frau.

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Foto: dpa

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