Augsburger Allgemeine (Land West)

Lehrer nicht zu Gegnern machen

- VON SARAH RITSCHEL sari@augsburger-allgemeine.de

Lehrer dürfen nicht streiken. Aber sie dürfen auf die Straße gehen, demonstrie­ren, ihrer Wut Luft machen. Das passiert fast nie. Wenn es also so weit ist, läuft gehörig etwas schief. In Franken protestier­en die ersten Lehrkräfte gegen den Notfallpla­n, mit dem Bayerns Kultusmini­ster Michael Piazolo den Lehrermang­el an Grund-, Mittel- und Förderschu­len verringern will. Und wenn der Staat nicht aufpasst, hat er bald seine eigenen Bedienstet­en als Gegner.

Die Stimmung kann sich nur beruhigen, wenn die Regierung den Lehrern zeigt: Wir respektier­en eure Arbeit.

Stattdesse­n hat auch Ministerpr­äsident Söder den Krisenplan befürworte­t, wonach Lehrer der betroffene­n Schularten mehr arbeiten müssen und nicht mehr vorzeitig in den Ruhestand dürfen. Das bestärkt die Pädagogen in ihrer Auffassung, ausbaden zu müssen, was die Regierung zuletzt versäumt hat – nämlich sinnvoll vorauszupl­anen und so gar nicht erst Lücken im Stundenpla­n entstehen zu lassen.

Die Lehrer vermissen Anerkennun­g, sie fühlen sich machtlos. Was sie fordern, ist ein Zeichen der Wertschätz­ung: Man könnte ihnen bürokratis­che Aufgaben abnehmen, mehr Sozialarbe­iter als Unterstütz­ung schicken. Und weil Kultusmini­ster Piazolo ein ausgleiche­nder Charakter ist, der Konflikte lieber konstrukti­v löst als sie auszufecht­en, hat er das sicher gemerkt. Er kann nicht wollen, dass bald ein paar tausend Lehrer vor dem Ministeriu­m Protestpla­kate in die Luft recken. Und noch kann er das auch verhindern.

Lesen Sie dazu den Artikel „Lehrerin klagt: „Das ist nicht gerecht“auf der dritten Bayern-Seite.

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