Augsburger Allgemeine (Land West)
Flick fühlt sich gut gerüstet
Im spannendsten Titelkampf seit langem feiert der FC Bayern ein Wiedersehen mit Klinsmann. Der 55-Jährige ist in München als Trainer gescheitert und hat jetzt Lizenz-Probleme
München Bei der Meisterfrage lachte Hansi Flick entspannt. Im spannendsten Titelkampf seit vielen Jahren will der FC Bayern beim Wiedersehen mit dem in München einst krachend gescheiterten Jürgen Klinsmann die große BundesligaAufholjagd starten. „Wir haben die Qualität, Meister zu werden. Bayern hat letztes Jahr gezeigt, dass man einen größeren Rückstand aufholen kann. Wir werden alles versuchen, dass wir das dieses Jahr auch wieder hinbekommen“, sagte ein selbstbewusster Flick vor dem Rückrundenstart am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) in Berlin. Für den zumindest bis zum Saisonende zum Chefcoach beförderten Flick geht es an den restlichen 17 Spieltagen aber nicht nur um die Meisterschale, sondern auch um die eigene Zukunft. „Es ist einfach ein geiler Verein. Man sieht, wie viel Power er hat. Deswegen arbeite ich auch gerne hier.“
Pünktlich zum Spiel bei der von Klinsmann trainierten Hertha ist Tormaschine Robert Lewandowski vier Wochen nach seiner Leistenoperation im Starensemble zurück. „Er ist nahe an 100 Prozent“, sagte Flick. Der Bayern-Trainer freute sich auch über die Rückkehr von
Serge Gnabry nach Achillessehnenproblemen. Neuzugänge erwartet er bis zum Wochenende keine, ausschließen mochte er sie nicht. „Aber es gibt keine Ausrede. Wir haben einen Kader, der auch in Berlin bestehen kann“, sagte Flick. Lucas Hernández, Javi Martínez, Kingsley Coman und Niklas Süle fehlen.
Der Serienmeister muss für seinen achten Titel am Stück vier Punkte auf Herbstchampion RB Leipzig gutmachen; vor dem Meisterstück vor einem Jahr lagen die Münchner zeitweise sechs Punkte hinter Dortmund. Die Wirren der Hinrunde mit dem Aus von Niko Kovac nach dem 1:5 bei Eintracht Frankfurt als Tiefpunkt haben die Bayern unter Flick längst hinter sich gelassen – sie sind wieder in Schlagdistanz auf die Spitze. „Das gibt Selbstvertrauen für die Rückrunde“, sagte Flick. Für den Weltmeister-Assistenten
von Joachim Löw beginnt mit dem Duell gegen den früheren Löw-Chef Klinsmann auch persönlich ein spannendes Jahr. Am Ende – so der Flick-Wunsch – soll neben der 30. Meisterschaft ein Vertrag als Cheftrainer stehen.
Die Bundesligapartie im mit über 74 000 Plätzen ausverkauften Olympiastadion ist die erste in der Amtszeit von Oliver Kahn als Vorstand. Und das gegen Klinsmann, der ihm als Bundestrainer durch die Degradierung zur Nummer zwei das persönliche WM-Sommermärchen 2006 vermieste. Als Kahns Teamkollege erzielte Klinsmann von 1995 bis 1997 in 84 Spielen 48 Tore für Bayern. Sein Trainer-Engagement dauerte nur vom Sommer 2008 bis April 2009, Niederlagen wie das 0:4 beim FC Barcelona und umstrittene Buddha-Figuren sind besonders in Erinnerung geblieben.
Der 55-Jährige musste sich dieser Tage mit offenen Fragen zu seiner Trainerlizenz befassen, gab sich aber entspannt. „Ich denke, es wird in den nächsten paar Tagen erledigt sein. Wenn es bis übermorgen erledigt ist, schön. Wenn nicht, dann wird es halt nächste Woche erledigt, es ist gar kein Problem.“