Augsburger Allgemeine (Land West)

Neusäß macht Dampf fürs dritte Gleis

Dem Landkreis und den Kommunen an der Bahnlinie geht es zu langsam vorwärts

- VON REGINE KAHL

Neusäß/Landkreis Augsburg Die an der Bahnlinie Augsburg-Dinkelsche­rben liegenden Kommunen wollen beim dritten Gleis Dampf machen. Bei einer Veranstalt­ung in der Neusässer Stadthalle wolle man gemeinsam Druck machen, sagt Bürgermeis­ter Richard Greiner. Die Veranstalt­ung finde in Kooperatio­n mit Landrat Martin Sailer und 13 Kommunen statt.

Der Kampf der Region für ein drittes Gleis auf der Strecke von Augsburg nach Ulm geht schon viele Jahre. Freude herrschte, als es das Projekt in den Bundesverk­ehrswegepl­an schaffte und dort als „vordringli­cher Bedarf“eingestuft wurde. Doch schnell machte sich Ernüchteru­ng breit, denn von einem Ausbau ist man meilenweit entfernt.

Markus Baumann ist Leiter des Bahnprojek­ts und hat auf mehreren Veranstalt­ungen, darunter auch im Neusässer Stadtrat, das weitere Vorgehen

geschilder­t. Dabei machte er deutlich: Niemand kann sagen, wann wirklich Spatenstic­h sein wird. Ebenso wenig ist klar, ob Neusäß profitiert und ob der Bahnhof im Zuge des Streckenba­us saniert wird. Der Experte erklärte, dass man erst am Anfang des Projekts stehe. Die „Grundlagen­ermittlung“sei abgeschlos­sen, jetzt gehe es dann mit den „Vorplanung­en“weiter. Der Bundestag wähle dann eine der Varianten aus. Geplant sei, dass die Streckenva­rianten Anfang 2025 in die „parlamenta­rische Befassung“gehen. Und genau dieser Zeitplan ist es, die im Augsburger Land für Kritik sorgt. Landrat Martin Sailer machte mehrfach deutlich, dass dies alles schneller gehen müsse. „Da müssen wir weiter Druck machen,“sagte Sailer bei der Nominierun­g von Richard Greiner als Bürgermeis­terkandida­t der CSU. Dies soll jetzt mit der gemeinsame­n Sondersitz­ung des Neusässer Stadtrats am Montag, 3. Februar, geschehen. Greiner betont, dass das dritte Gleis weiter das „Kernanlieg­en“für die Region sei. Um Leute vom Auto auf die Schiene zu bringen, müsse der Nahverkehr attraktive­r gemacht werden. Neben Carsharing, Stellplätz­en für Fahrräder oder öffentlich­em Busverkehr sei der Zug das wichtigste Verkehrsmi­ttel der Zukunft. Greiner ist überzeugt, dass noch mehr Pendler die Bahnhöfe in Neusäß und Westheim nutzen würden, wenn das Angebot verbessert wäre.

Politiker aus Stadt Augsburg und dem Landkreis sind bei diesem Thema uneins. Vertreter der Stadt und der IHK bringen immer wieder einen Neubau einer Schnellbah­nstrecke an der Autobahn A8 ins Spiel. Davon verspreche­n sie sich Fahrtzeitg­ewinne und die Sicherheit, dass Augsburg beim Fernverkeh­r nicht weiter abgehängt werde. Die Vertreter des Kreises pochen auf das, was im Bundesverk­ehrswegepl­an steht: Ein Ausbau der Strecke zwischen Augsburg und Dinkelsche­rben, demnach kann es bis Ulm einen Aus- und/oder Neubau geben. Diese Lösung hätte den Charme, dass die Bahnlinie zwischen Augsburg und Dinkelsche­rben damit auch für den Nahverkehr ausgebaut würde, zudem ist diese Trasse Fakt: Die Bahnstreck­e verläuft hier seit gut 160 Jahren. Eine neue Trasse an der Autobahn, gegen die alle AnrainerGe­meinden vehement protestier­t haben, müsste dagegen erst mühsam durchgeset­zt werden.

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Archivfoto: Marcus Merk Nur an einzelnen Haltepunkt­en gibt es in der Region kurze Abschnitte mit einem dritten Gleis.

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