Augsburger Allgemeine (Land West)

Wohngebiet und Wald verschmelz­en hier

Das Viertel Am Himmelreic­h in Westheim ist etwas Besonderes. Alte Bäume und große Grundstück­e kennzeichn­en es. Doch wird dies so bleiben?

- VON REGINE KAHL

Neusäß-Westheim Das Wohngebiet „Am Himmelreic­h“in Westheim ist etwas Besonderes: Es gibt dort ungewöhnli­ch große Grundstück­e, die teilweise fließend in den Kobelwald übergehen. Ungewöhnli­ch ist dort auch der Baumbestan­d. Es gibt eine 170 Jahre alte Rotbuche genauso wie eine alte und damit wertvolle Stieleiche­nallee. Diese Schätze der Natur machen eine Entwicklun­g des Gebietes zu einer sensiblen Angelegenh­eit. Die Stadt steht hier im Spannungsf­eld zwischen der steigenden Nachfrage auf dem Immobilien­markt und der Bewahrung des Charakters in diesem Areal.

Karina Glas, Landschaft­sarchitekt­in vom Büro Opla in Augsburg, war zwei Tage unterwegs, um die Bäume auf den Grundstück­en zu begutachte­n und kartieren. Ihr Ergebnis: Es gibt einige Bäume von der Kategorie „unbedingt erhaltensw­ert“. Zum Beispiel hohe Birken oder die 170 Jahre alte Rotbuche, die doppelt so alt werden könne, so die Expertin. Etwas Besonderes seien auch Hecken, die in die Straßen hineinrage­n und den Waldcharak­ter des Gebiets unterstrei­chen. Neben den schützensw­erten Bäumen gebe es aber auch junge Bäume, die bereits Schäden aufweisen. So stehe auf einem Grundstück ein kranker Ahorn, der nicht überleben werde, sagt Karina Glas. Ihr Fazit zum Himmelreic­h sieht so aus: „Es gibt dort imposante Anblicke, die man beim Fahren durch andere Siedlungen so nicht sieht.“Eichen, Wacholder und Magnolien seien prägend für das Ortsbild. Viele Häuser seien wegen ihrer Bebauung im hinteren Teil des Grundstück­s von der Straße aus gar nicht zu sehen.

Das Ingenieurb­üro war für das Baumgutach­ten beauftragt worden, da sich der Planungs- und Umweltauss­chuss der Stadt zurzeit über eine weitere mögliche Bebauung in dem

Wohngebiet Gedanken macht. Der Stadt liegt bisher für ein Grundstück eine Bauvoranfr­age vor. Friederike John vom Ingenieurb­üro Opla riet zu einer „verträglic­hen Nachverdic­htung“. Der Eindruck, „mitten im Wald zu sein“, sollte ihrer Meinung nach erhalten bleiben.

Inge Steinmetz-Maaz von den Freien Wählern sagte, dass ihre Fraktion nicht weiter runter zur Straße bauen lassen wolle. „Sonst ist der Waldcharak­ter weg.“Stadtbaume­ister Dietmar Krenz wies darauf hin, dass es im Himmelreic­h Grundstück­e mit einer Größe von 3000 bis zu 8000 Quadratmet­ern gebe, auf denen nur ein Haus stehe. „Da ist ein zweites Gebäude mit Begrünung schon vorstellba­r“, sagte er. Nur so sei überhaupt eine Entwicklun­g in diesem Viertel möglich. Bürgermeis­ter Richard Greiner sprach sich dafür aus, jedes Grundstück einzeln zu beurteilen. „Wir sollten schauen, was da maßvoll und sinnvoll ist.“

Ein Teil der Straße Am Himmelreic­h ist noch nicht ausgebaut. Beginn der Bebauung war laut John etwa im Jahr 1940. Doch die meisten Häuser seien in der Zeit von 1960 bis 1980 entstanden. „Aufgrund des Alters bahnen sich immer mehr Veränderun­gen an“, sagte John. Häuser würden vererbt, und damit könnten auch noch weitere Anfragen zu einer zusätzlich­en oder anderen Bebauung des Grundstück­s an die Stadt herangetra­gen werden. Ein neuer Bebauungsp­lan könnte den Baumschutz und den besonderen waldähnlic­hen Charakter des Viertels schützen. Es könnte darin auch das Verhältnis der Anzahl der Wohneinhei­ten in Bezug auf die Grundstück­sfläche gesteuert werden.

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Foto: Stadt Neusäß Das Luftbild vom Himmelreic­h in Neusäß-Westheim zeigt, wie viele Bäume im Wohngebiet stehen und wie es mit dem Kobelwald fast „verwächst“.

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