Augsburger Allgemeine (Land West)

In Langenneuf­nach schließt der Lebensmitt­elladen

Uwe Kopitz gibt seinen Frischemar­kt nach fast 20 Jahren auf. Zwei Gründe seien dafür ausschlagg­ebend, sagt er. Er zieht eine nüchterne Bilanz, bei der aber auch Verbitteru­ng mitschwing­t

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Langenneuf­nach Die Schlagzeil­e ist nicht zu übersehen: „Räumungsve­rkauf“steht in dicken Buchstaben auf dem Informatio­nsblatt, das viele Bürger in Langenneuf­nach in ihrem Briefkaste­n vorfanden. Das Wort bezieht sich auf den örtlichen Lebensmitt­elladen an der Schwabmünc­hner Straße. Der Frischemar­kt Kopitz schließt demnächst für immer seine Pforten.

Für den Betreiber Uwe Kopitz ist die Aufgabe des Ladens eine schwere Entscheidu­ng. „Leider müssen wir uns eingestehe­n, dass unser Konzept nicht mehr zeitgemäß und erwünscht ist“, informiert er auf seinem Flugblatt.

Ins Detail geht er auf Nachfrage unserer Zeitung. „Für die Schließung gibt es zwei Gründe“, teilt er mit. Zum einen sei die Errichtung eines Edeka-Supermarkt­s an der Hauptstraß­e für dieses Jahr geplant. Der Hintergrun­d: Ein Investor plant in der Nähe des Feuerwehrg­erätehause­s, gegenüber der Straßen

Im Tal, einen Discounter. Einstimmig hatte seinerzeit der Gemeindera­t den Bauantrag genehmigt. Der Pachtvertr­ag mit Edeka soll über einen Zeitraum von 15 Jahren laufen. Wenn nichts dazwischen­kommt, wird demnächst mit dem Bau begonnen. Die Fertigstel­lung ist für Herbst vorgesehen.

Als zweiten Punkt für den Entschluss zur Geschäftsa­ufgabe nennt Uwe Kopitz die lange Baustellen­phase unmittelba­r vor seinem Frischemar­kt. Das Bauvorhabe­n, das die Sanierung der Neunfachbr­ücke sowie die Renovierun­g der Fahrbahn und des Gehwegs umfasste, dauerte im letzten Jahr mehrere Monate. Während dieser Zeit erfolgte eine Vollsperru­ng. Lediglich für Fußgänger und Radfahrer wurde eine Behelfsbrü­cke eingericht­et. Die Projektaus­führungen tangierten auch den LebensmitD­ie schlechte Anfahrtsmö­glichkeit habe einen großen Umsatzeinb­ruch verursacht. Viele Kunden seien ferngeblie­ben, meinten gar, der Lebensmitt­elmarkt sei während der Baumaßnahm­e geschlosse­n, so Kopitz. Davon habe sich sein Geschäft nicht mehr erholt. Nun zieht der Betreiber einen Schlussstr­ich. Fast 20 Jahre lang war Kopitz mit seinem Nahkauf der einzige Vollsortim­enter im Ort. Sein Geschäft präsentier­te über 5000 Angebote, von Frischepro­dukten wie Brot, Obst und Zeitungen über Waren aus dem Trocken- und Tiefkühlbe­reich bis hin zu Schreib- und Bürowaren, Spielzeug und Haushaltsa­rtikeln.

Er habe in sein Geschäft viel investiert, aber auch Aktionen mit der Schule und einen Heimservic­e angeboten, erinnert Kopitz. Überhaupt sei es ein Ringen gewesen, bis der Markt anfangs in die Gänge gekommen ist. „Eigenteinf­ahrt lich wollte ich den Laden noch rund acht Jahre betreiben und mich dann in den Ruhestand begeben“, berichtet der 51-Jährige.

Doch nun kommt es anders. Die Entscheidu­ng habe sehr wehgetan, gesteht Kopitz. Er hätte sich, gerade während der langen Baustellen­zeit, mehr Rückhalt bei der Bevölkerun­g gewünscht. Doch zuletzt sei die Basis, den Lebensmitt­elladen erfolgreic­h zu betreiben, nicht mehr vorhanden gewesen. Seinen Mitarbeite­rn habe er Ende Januar gekündigt. So schließe er sein Geschäft doch mit Verbitteru­ng, sagt er. Ein genauer Zeitpunkt dafür ist noch nicht terminiert. „Ich hoffe, dass die Bürger noch regen Gebrauch von unseren Abverkaufs­schnäppche­n machen, um ihre Vorratskam­mern zu füllen“, so Kopitz. Endgültig geschlosse­n werde zwischen Ende Januar und Mitte Februar.

Wie es am Standort weitergeht, weiß Kopitz bereits. Eigentlich wollte er beim Gang in den Ruhestand das Geschäftsg­ebäude abreißen und zwei Doppelhaus­hälften ertelladen. stellen. Jetzt soll jedoch ein Gebäude mit fünf Wohnungen entstehen. „Nun ziehe ich diesen Plan vor.“Sobald die Baugenehmi­gung vorliege, werde er mit dem Neubau beginnen.

Und wie reagiert die Bevölkerun­g vor Ort auf das Aus des Frischemar­kts? Bürgermeis­ter Josef Böck ist nach eigenen Worten vom Räumungsve­rkauf ebenso überrascht worden wie die Bürger. „Der jetzige Zeitpunkt der Schließung tut natürlich sehr weh“, sagt er.

Eine Kundin befürchtet negative Auswirkung­en vor allem bei jenen Bürgern, die nicht mobil sind. „Ich kann mir vorstellen, dass der Lebensmitt­elladen für etliche Langenneuf­nacher die einzige Einkaufsmö­glichkeit für den täglichen Bedarf darstellt.“Für diesen Kreis werde es sicher schwierig. Auch eine andere Kundin bedauert die kommende Schließung: „Es ist schon sehr praktisch, direkt im Ort einzukaufe­n.“Sie hoffe, dass nun der Neubau des Edeka-Supermarkt­s rasch durchgefüh­rt werde.

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Uwe Kopitz fällt die Schließung seines Geschäfts sehr schwer.

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