Augsburger Allgemeine (Land West)
Die Welt, wie sie Donald Trump gefällt
„Trumpelstilzchen“ist ein katastrophisches, gleichzeitig ironisches Stück über einen weltbekannten kindischen Greis
Wo, wenn nicht hier? Die „Projektschmiede“in Lechhausen mit ihrem chaotischen Werkstattambiente ist wie gemacht für die Uraufführung des katastrophischen „Trumpelstilzchen“. Schon die Schienbeinkillerstufe im Eingang, der kalte Betonboden und die wackeligen Klappstühle vermitteln die nötige Endzeitstimmung. 60 Zuschauer zog die „anarchistische Theatershow“an den Ort. Kuschelplüsch und rote Vorhänge stören da.
Natürlich ist Trump das Trumpelstilzchen (Heinz Schulan). Verschlagen, narzisstisch lamentiert er über den Stress, den er wegen des Anspruchs hat, immer der größte sein zu müssen. Dabei mache er alles aus Liebe zum Volk. Denn er sei es, der sage, was jeder denke: Er „traut sich“. Was er nicht leiden kann, sind Drückeberger. Also solche, die im Krieg nicht dienen wollen, wie Muhammad Ali. „Schon der Name …“
Wichtig ist sein Kinderzimmer. Übergroße Projektion hinten, ein Sofa mit Kuscheltieren vorne. Hierher kehrt er zurück, im gelben Strampelanzug und weißen Babysocken. Hier hat er seine Tagträume von den „Pussies“, die mit ihrem Vagina-Parfum die Männer steuerten. Hier sinniert er, wie er auf ewig bleiben könne, was er ist: „The greatest president of the world“. Napoleon war okay, aber der musste dann sein Leben lang „auf einer Helena“
ausharren, kein gutes Vorbild für einen wie ihn. Neben dem Kindersofa und der Big-Tiger-Puppe steht sein rotes Tastentelefon, mit dem er „honey bee“Angela anruft. Die Mauerpläne will er, sonst sage er Putin Bescheid. Plötzlich dunkel, grünes Licht springt an. Den Rücken bis zum Knie gekrümmt, das Gesicht eine Fratze, die Stimme verzerrt: Aus Trump wird Trumpelstilzchen, der tobsüchtige, kindische Greis, der ums grüne Feuer tanzt.
Höhepunkt des Stücks und vollendete Hybris: die Selbstopferung. Unter großem Spektakel tötet der Wahnsinnige sich selbst. CO2-frei und allein mit dem glühenden Strom der eigenen Gedanken. Er überlebt. So einer ist nicht tot zu kriegen.
Das Ein-Mann-Stück des Augsburger Autors Jean Paul Meyer in der Regie von Arno Löb hält vor allem mit der berauschenden Darstellungswucht von Heinz Schulan als Trumpelstilzchen, was es verspricht: Ein eineinhalb Stunden treibender Monolog, der die Welt zeigt, wie Trump sie gefällt. Ihn zu verknüpfen mit Grimms Märchenfigur, dem diabolischen Rumpelstilzchen, dramaturgisch packend umgesetzt. Dass der Regisseur die Freiheit der Kunst nutzt, und der Autor sein eigenes Werk nicht wiedererkennt, wie er im Gespräch erklärt, macht die Anarchie des Abends perfekt.
Weiterer Termin am 16. Februar um 19 Uhr in der Projektschmiede