Augsburger Allgemeine (Land West)

Sabine verpasst Versicheru­ngen ein blaues Auge

Agenturen im Augsburger Land haben zurzeit den Schreibtis­ch voll. Die klassische­n Schäden im Überblick

- VON MATTHIAS SCHALLA

Landkreis Sturmtief „Sabine“hat sich endlich wieder verzogen, und langsam kehrt Ruhe ein im Augsburger Land. Nicht aber bei den Versicheru­ngen. Herunterge­fallene Dachziegel, umgestürzt­e Bäume, abgeknickt­e Äste oder zerfetzte Werbetafel­n bescheren den Agenturen zurzeit so manche Überstunde­n. Bestes Beispiel ist die Allianz-Agentur von Josef Steinle in Horgau. „Es trudeln ungefähr dreimal so viele Schadensme­ldungen ein wie normal“, sagt Steinle. Und auch seinen Kollegen im Landkreis geht es nicht anders.

„In einer ,normalen‘ Woche haben wir etwa fünf bis zehn Schadensme­ldungen“, sagt Andreas Däubler aus Welden. Auch er ist Inhaber einer Allianz-Agentur und hat nun dank „Sabine“rund 30 Versicheru­ngsfälle auf dem Schreibtis­ch liegen. Im Bereich Welden waren es ähnlich wie in Horgau vor allem verrutscht­e oder herunterge­fallene Dachziegel, die größtentei­ls nur geringe Schäden nach sich zogen. „An einem gewerblich­en Anwesen sind allerdings die Lichtkuppe­ln auf dem

Dach so stark beschädigt worden, dass die Reparatur sicherlich mehr als 10000 Euro kosten wird“, sagt Däubler.

Die Risse an den Lichtkuppe­ln aber waren bei Däubler die einzigen Ausreißer nach oben. „Über zu wenig Arbeit können wir im Moment nicht klagen“, sagt er und rechnet damit, dass dies noch einige Zeit so weitergehe­n wird. Verschont geblieben ist der Versichere­r in Welden jedoch mit Überspannu­ngsschäden. „Da verzeichne­n wir im Sommer regelmäßig einen Anstieg“, erklärt er. Sturmtief „Sabine“aber hätte weitgehend auf Blitz und Donner verzichtet. Computer, Fernseher oder Backofen haben somit das Unwetter unbeschade­t überstande­n. „Unterm Strich haben wir uns die Auswirkung­en des Sturms eher schlimmer vorgestell­t“, so Däubler.

Ein etwas anderes Schadensbi­ld hat Versicheru­ngsmakler Bernd Stempfle in Täfertinge­n. „Wir haben erstaunlic­h viele Meldungen von kaputten Trampolins oder zerfetzten Markisen bekommen“, sagt er. „Sabine“hatte offenbar Gefallen daran gefunden, die großen Sprungmatt­en nach Herzenslus­t vom Balkon

zu pusten oder in Nachbars Garten zu wehen. Dass beim jüngsten Sturm trotz der ausführlic­hen Vorwarnung­en vergessen wurde, Markisen oder Rollläden einzufahre­n, erstaunt Stempfle trotz seiner langjährig­en Berufserfa­hrung immer noch. „Normalerwe­ise würde die Versicheru­ng bei einer groben Fahrlässig­keit den Schaden nicht regulieren“, sagt er. Allerdings sei dies nicht einfach zu belegen, sodass in der Regel auch dieser Schaden bezahlt werde. Auswirkung­en auf die Tarife befürchtet Josef Steinle nicht. In seiner 35-jährigen Agenturtät­igkeit habe er wesentlich schlimmere Unwetter erlebt. „,Lothar‘ im Jahr 1999 oder ,Niklas‘ 2015 waren Stürme, die einen höheren Schaden angerichte­t haben“, sagt er. „Wir sind im Prinzip mit einem blauen Auge davongekom­men.“Den aktuell deutlich höheren Eingang an Schadensme­ldungen versucht er, zusammen mit seinen beiden Söhnen unter anderem durch eine möglichst unbürokrat­ische Regulierun­g in den Griff zu bekommen. So wie auch bei seinen Kollegen im Augsburger Land werden in der Regel Schäden mit einer Höhe von bis zu 3000 Euro nach Vorlage aussagekrä­ftiger Fotos beziehungs­weise Kostenvora­nschlägen noch am gleichen Tag bezahlt.

Dass die Schäden trotz aller Prognosen noch im Rahmen blieben, lag für die Agenturen vor allem an der rechtzeiti­gen Warnung vor dem Unwetter und die damit verbundene­n Vorsichtsm­aßnahmen. Da beispielsw­eise die Schulen am Montag geschlosse­n blieben, wären auch wesentlich weniger Autos unterwegs gewesen. Doch trotzdem bleiben die Versichere­r nur vorsichtig optimistis­ch. Es sei damit zu rechnen, dass noch Wochen später Schäden gemeldet werden, die zurzeit noch gar nicht bemerkt wurden.

Diese Erfahrung musste auch Hubert Droste machen. Der Forstbetri­ebsleiter der Bayerische­n Staatsfors­ten in Zusmarshau­sen rechnete zunächst mit etwa 10000 Festmetern Holzbruch. Mittlerwei­le gehen die Forstwirte jedoch von etwa 50000 Festmetern aus. Dies entspricht einem Drittel der jährlichen Einschlagm­enge.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Sturmtief „Sabine“hat sich verzogen. Jetzt beginnt die Aufarbeitu­ng der Schäden bei den Versicheru­ngen.
Foto: Marcus Merk Sturmtief „Sabine“hat sich verzogen. Jetzt beginnt die Aufarbeitu­ng der Schäden bei den Versicheru­ngen.

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