Augsburger Allgemeine (Land West)
Tote Spanier sind im Eisstadion aufgebahrt
Pandemie In Teilen Europas verschärft sich die Corona-Krise auf tragische Weise. Betrüger versuchen vergifteten Profit zu schlagen. Doch in Italien und China wächst die Hoffnung
Genf Nein – eine Wende im Kampf gegen das Coronavirus sei es noch nicht. Aber immerhin ein Hoffnungsschimmer. So nannte eine Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die jüngsten Entwicklungen in Italien. Die Organisation sieht erste Anzeichen, dass die Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus Wirkung zeigen. „Die Fallzahlen sind in den vergangenen zwei Tagen leicht gefallen“, sagte die Sprecherin am Dienstag. Zwei Patienten aus Italien wurden derweil ins Universitätsklinikum Leipzig geflogen. Sie befänden sich unter Beatmung und seien in einem kritischen Zustand, wie ein Kliniksprecher mitteilte. Auch Bayern will schwerkranke Italiener zur Behandlung aufnehmen und dem Land „im Rahmen der Möglichkeiten mit medizinischem Gerät“helfen, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag. „Wir wollen auch da ein Signal der Humanität setzen.“Die konkrete Umsetzung müsse noch diskutiert werden.
Wie sich die Situation in den anderen Ländern der Welt entwickelt – ein Überblick:
● China In der zentralchinesischen Provinz Hubei, wo der Ausbruch des Coronavirus seinen Ausgang genommen hat, sollen Beschränkungen wie Reiseverbote aufgehoben werden. Wie die Lokalregierung von Hubei am Dienstag mitteilte, sollen Menschen die Provinz ab diesem Mittwoch um Mitternacht wieder verlassen dürfen. Ausgenommen ist noch die Millionenmetropole Wuhan, die besonders schwer betroffen war. Dort soll es ab dem 8. April wieder möglich sein, die Stadt zu verlassen. Zum ersten Mal seit dem Ausbruch des Virus hatte China vergangene Woche keine lokalen Neuinfektionen gemeldet.
● Spanien Im besonders schwer betroffenen Spanien steigt die Zahl der Infizierten unvermindert weiter. In den letzten 24 Stunden seien rund 6500 neue Fälle registriert worden, wodurch die Gesamtzahl auf etwa 40000 gestiegen sei, teilte das Gesundheitsministerium am Dienstag mit. Mit rund 5400 Infizierten hat das medizinische Personal einen Anteil von rund 13 Prozent an der Gesamtzahl. Wegen der rapide zunehmenden Zahl der Toten wird die
Eishalle in Madrid zum Leichenhaus umfunktioniert. Die ersten Särge sollten nach Abschluss der Vorbereitungen dort schon im Laufe des Dienstags eintreffen, sagte der Bürgermeister der spanischen Hauptstadt, José Luis Martínez-Almeida. Die Bestattungsunternehmen seien überlastet. Wie lange die Leichen auf der 1800 Quadratmeter großen Eisfläche des Palacio de Hielo, des „Eispalastes“, aufgebahrt werden müssten, könne man nicht sagen.
● Österreich Das Land Tirol sieht sich weiter Vorwürfen ausgesetzt, die Einstellung des Skibetriebs trotz Corona-Gefahr hinausgezögert und damit zur Verbreitung des Virus beigetragen zu haben. Ein österreichischer Verbraucherschützer hat deshalb Sammelklage eingereicht, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Im Skiort Ischgl war der Barkeeper einer beliebten Après-Ski-Bar am 7. März positiv auf Corona getestet worden. Den Skibetrieb hatte das Land Tirol aber erst acht Tage später vorzeitig gestoppt.
● Belgien Die Zahl der Coronavirus-Kranken ist nach Behördenangaben vom Dienstag auf 4269 nach oben geschnellt. 381 Patienten liegen auf Intensivstationen. Vier Prozent der Infizierten seien Ärzte und Pflegekräfte. Die Behörden appellierten angesichts der Entwicklung an die Bevölkerung, die Ausgangssperre einzuhalten und sie nicht als „alternative Ferien“zu nutzen.
● Rumänien Das Land verschärft seine Ausgangssperre, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Präsident Klaus Iohannis ordnete am Dienstag ferner an, dass Menschen über 65 Jahre ihre Häuser und Wohnungen nicht mehr verlassen dürfen. In Rumänien sind bisher acht Menschen nach einer Infektion mit dem Virus Sars-CoV-2 gestorben. Die Zahl der Infizierten stieg bis Dienstagmittag binnen 24 Stunden um 186 Fälle auf 762. Die rumänische Polizei kämpft derweil gegen Betrügergruppen, die Reinigungsmittel für Windschutzscheiben als Desinfektionsmittel verkaufen. Tausende Flaschen wurden schon sichergestellt.
● Laos Als letztes Land in Südostasien hat Laos Ansteckungen bestätigt. Bei den beiden Infizierten handle es sich um einen 28 Jahre alten Mitarbeiter eines Hotels in der Hauptstadt Vientiane sowie um eine 36-jährige Touristenführerin, teilte das Gesundheitsministerium des kommunistischen Einparteienstaates am Dienstag mit. Sie kam aus Thailand. Die Zeitung Krungthep Turakij berichtete, tausende Laoten versuchten derzeit, über die thailändische Grenze in ihre Heimat zurückzukehren. Die meisten von ihnen hätten nach dem Ausbruch der Pandemie ihre Jobs verloren.