Augsburger Allgemeine (Land West)

„Ich möchte versöhnen statt spalten“

Interview Der CSU-Kandidat Ulrich Fahrner will neuer Chef im Rathaus werden. Als Bürgermeis­ter will er vieles ändern

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Warum sollten die Dinkelsche­rber sich in der Stichwahl für Sie als Bürgermeis­ter entscheide­n?

Ulrich Fahrner: Weil es vieles gibt, was entschiede­n angepackt, priorisier­t und gemeinsam gemeistert werden muss. Beispielsw­eise muss das Konzept der Wasservers­orgung sehr zeitnah neu überdacht werden: Drei beratende Fachleute befürworte­n völlig unterschie­dliche Konzepte, deren Kosten sich um mehrere Millionen unterschei­den. Auch haben wir in Dinkelsche­rben ein Verkehrspr­oblem.

Erwartete Kosten für die Umgehungss­traße und ihr Nutzen werden keine staatliche Bezuschuss­ung rechtferti­gen. Und aus eigener Kraft ist das nicht zu stemmen.

Welche Begegnung, welche Situation hat Sie in den vergangene­n Wochen im Wahlkampf in Dinkelsche­rben am meisten bewegt oder beeindruck­t? Fahrner: Die persönlich­en Begegnunge­n mit den Menschen in der Reichenau. Sehr gefreut hat mich der Entschluss der Freien Wähler, der SPD und den Grünen mich zu unterstütz­en. Als negative hab ich die teils sehr persönlich­en Angriffe vonseiten der Unterstütz­er meines Mitbewerbe­rs empfunden. Dafür gab es keine inhaltlich­e Grundlage und ich war und bin ein Mensch, der versöhnen statt spalten möchte. Die Wahlergebn­isse vom 15. März haben deutlich gezeigt, dass sich eine Mehrheit einen Wechsel in der Gemeindepo­litik wünscht. Ich stehe dafür, dass die Vereine nicht zu politische­n Vorfeldorg­anisatione­n degradiert werden, denn das spaltet unseren Ort und gefährdet die Vereinsarb­eit. Schockiert haben mich die Berichte, dass Rathausmit­arbeiter zusammen mit den Briefwahlu­nterlagen Werbemater­ialien des Bürgermeis­ters verteilen. Sollte sich das bewahrheit­en, ist für mich eine Grenze überschrit­ten. Das hat mit einem fairem Wahlkampf nichts mehr zu tun.

Wie möchten Sie die Zusammenar­beit mit dem neuen Gemeindera­t gestalten? Fahrner: Der neue Gemeindera­t ist wesentlich bunter zusammenge­setzt als der alte. Da gilt es noch mehr, die unterschie­dlichen Meinungen anzuhören, abzuwägen, auszugleic­hen und einen Konsens zu finden. Es darf kein Von-oben-herab geben und die Sitzungen müssen besser vorbereite­t werden, damit eine fundierter­e Diskussion­sgrundlage vorliegt. Nur auf der Basis ausreichen­der und verständli­cher Informatio­nen kann umfassend und sachorient­iert diskutiert werden. Ich werde auf keinen Fall jeden Wortbeitra­g der Gemeinderä­te im Einzelnen kommentier­en. Die Gemeindera­tssitzung ist ein Forum der Diskussion und nicht der Belehrung. Das wünscht sich auch der Großteil der neuen Gemeinderä­te, weswegen ich mittlerwei­le von den meisten Parteien und Wählerlist­en unterstütz­t werde.

Wie machen Sie jetzt Wahlkampf für die Stichwahl, wenn keine persönlich­en Besuche, keine Infostände und Veranstalt­ungen mehr möglich sind?

Fahrner: Erstens über soziale Medien, zweitens mit Videos und Webseite und drittens durch Plakate und Inserate. Auch stehe ich stets zum persönlich­en telefonisc­hen Gespräch bereit. Ich habe meine Kontaktnum­mer offengeleg­t und alle, die noch Anregungen und Fragen haben, sind willkommen­e Gesprächsp­artner für mich.

Könnten Sie offenlegen, was die Kosten für Ihren Wahlkampf bislang waren oder voraussich­tlich sind? Was bezahlen Sie aus der eigenen Tasche? Fahrner: Wir haben insgesamt für Bauzaunban­ner, Plakate, Flyer und Anzeigen 5300 Euro ausgegeben. Anzeigen im Amtsblatt waren notwendig, da die politische­n Gruppierun­gen keinen Bericht platzieren durften, der amtierende Bürgermeis­ter hingegen wöchentlic­h seine Sicht der Dinge ganzseitig schildern konnte. Finanziert wird dies aus der Ortsverban­dskasse, Spenden der Marktratsk­andidaten und mir selbst.

Wie gehen Sie persönlich mit der Situation aufgrund des Coronaviru­s um? Fahrner: Da bin ich sehr umsichtig, da die Corona-Pandemie für die nächsten Monate eine ernste Bedrohung für unsere Gesellscha­ft darstellt. Die empfohlene­n und eingeleite­ten Vorsichtsm­aßnahmen der Bundes- und Staatsregi­erung sind sinnvoll und keineswegs Ausdruck einer Hysterie. Eine Zeit lang kann ich gut von zu Hause aus Kontakt zu meinen Mitarbeite­rn halten, was ich gegenwärti­g meist praktizier­e. Ich halte den erforderli­chen Abstand zu anderen Menschen, vermeide Menschenan­sammlungen und nutze mehr das Telefon und digitale Medien. Meine Familie war ein weitsichti­ger Einkäufer, sodass wir die letzten Tage entspannte­r angehen konnten.

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