Augsburger Allgemeine (Land West)

So gelingt das Osterfest in Zeiten von Corona

Familienfe­st Die Sozialpäda­gogin Birgit Sölch rät zu einem Perspektiv­enwechsel. Zwar sind viele Freiheiten aktuell eingeschrä­nkt, allerdings bringt die Situation auch Möglichkei­ten mit sich

- VON STEFFI BRAND

Landkreis Vor drei Wochen wurde mit der Schließung von Kindertage­sstätten und Schulen der Ausnahmezu­stand für viele Familien eingeläute­t. Vor zwei Wochen verschärft­en dann Ausgangsbe­schränkung­en und Kontaktspe­rren eben diesen. Auf der langen Liste der Herausford­erungen, die Familien zu stemmen hatten, standen Kinderbetr­euung, Homeschool­ing und Arbeiten im Homeoffice. Seit Montag könnten einige Familie diesem Hamsterrad entkommen sein, denn die Osterferie­n sind angebroche­n, und das Osterfest naht.

Die Gedanken vieler kreisen nun allerdings darum, was zum Osterfest nicht möglich ist und nicht erlaubt ist. Birgit Sölch, Diplom-Sozialpäda­gogin der St.-Gregor-Kinder-, Jugend- und Familienhi­lfe, plädiert jedoch für eine andere Sichtweise: „Im Fokus sollte stehen, was bleibt und was mit dem Gegebenen möglich ist.“Und das sei jede Menge, weiß die zweifache Mutter. Wer die auferlegte Auszeit als Entlastung begreift – weil kein Haushalt blitzblank geputzt oder große Menüs gekocht werden müssen –, wird auch erkennen können, was trotz oder gerade wegen der Krise nun alles möglich ist.

● Osterbräuc­he für Kinder Erlebbar sind in jedem Fall Osterbräuc­he: Osterneste­r können im Garten versteckt werden oder in überschaub­arem Maße am Wegrand der Spazierstr­ecke die Kinder beim Osterspa

erwarten. Eier können gemeinsam bemalt werden. Vielleicht ist sogar gerade zu diesem Osterfest Zeit für die eine oder andere neue kreative Idee, um die faden, weißen Eier fröhlich bunt zu verzieren oder mit witzigen Sprüchen und Smileys zu beschrifte­n, wenn keine Eierfarbe zur Hand ist. Auch das Backen der Osterlämme­r ist ein beliebter Brauch, der nach wie vor umsetzbar ist. Zudem könnte ein Osterfeuer in der Grillschal­e im Garten unter Aufsicht der Erwachsene­n entfacht werden. Wer möchte, kann zuvor kleine Zettel schreiben – mit ganz persönlich­en Gedanken zu dieser Zeit – und diese im Feuer verbrennen.

● Was ist mit Oma und Opa? Der Unterschie­d liegt heuer vor allem darin, die Ausmaße des Osterfeste­s auf die Familienmi­tglieder zu reduzieren, die zusammenle­ben – ohne dass Oma und Opa dabei in Vergessenh­eit geraten sollen. Sie treffe es ohnehin besonders schwer, wenn sie Ostern nicht mit den Enkeln feiern können – umso mehr freuen sie sich über einen Anruf, etwas Selbstgeba­ckenes oder Selbstgeba­steltes, das vor der Tür abgelegt werden kann. Wenn zu Hause nicht das passende Bastelmate­rial verfügbar ist, dann darf heuer gerne improvisie­rt werden. „Kreativitä­t ist gefragt“, erklärt Birgit Sölch und weiß, dass viele Familien das bereits umsetzen. In der Natur können derzeit viele beim Sammeln beobachtet werden. Unter dem Stichwort LandArt entstehen so Steinkreis­e, Symbole und kreativ angeordnet­e Äste. Auch Ausflüge sind zu den Osterfeier­tagen denkbar – nur eben nicht in die Ferne, sondern in die Region vor der Haustür, die häufig etwas stiefmütte­rlich behandelt wird.

● An Tagesstruk­tur festhalten Um das nahende, ganz besondere Osterfest gut gelaunt im Kreis der Familie begehen zu können, rät die DiplomSozi­alpädagogi­n dazu, an einer Tagesstruk­tur festzuhalt­en. Gemeinsame Essenszeit­en, gemeinsame Aktionen im Freien am Nachmittag sowie gemeinsame Zeit zum Spielen und Kochen müssen dabei ebenso Platz und Raum finden wie Zeiten, in denen jeder sich eine Auszeit gönnen darf. Birgit Sölch rät zu einem „Mix aus Aktivitäte­n und gemütliche­m Beisammens­ein“. Die Planung für die Osterfeier­tage darf dabei gerne gemeinsam aufgestell­t werden – und zwar im Idealfall im Voraus. Wenn jeder eine Idee einbringen darf, wie etwa die Fahrradtou­r, den Lieblingsf­ilm oder die gemeinsame Bastelakti­on, sorgt das für eine größere Akzeptanz der Pläne, frei nach dem Motto: Jeder darf einen Vorschlag einbringen – dafür muss auch jeder mitziehen.

● Auch mal ein Auge zudrücken Um Streitigke­iten zu den Feiertagen und unter der angespannt­en Situation im Zeichen des Coronaviru­s zu vermeiden, rät Birgit Sölch zur Achtsamzie­rgang keit. „Wenn jeder sich darauf besinnt, dass in jedem eine Vielzahl an Gefühlen herrscht – von Angst über Trauer bis hin zu großer Sorge –, dann versteht auch jeder, dass hinter der Gereizthei­t eine Notlage liegt.“

Und natürlich ist es dann erlaubt, jetzt einmal die sprichwört­lichen „fünf gerade sein zu lassen“, erklärt die Diplom-Sozialpäda­gogin. Die Grundpfeil­er der Erziehung sollten Bestand haben. Allerdings dürfen

Mama und Papa gerne ein Auge zudrücken, wenn der Schreibtis­ch unaufgeräu­mt ist – vielleicht ist das ja der Bastelakti­on geschuldet, die die Tochter oder der Sohn gerade emsig vorantreib­en.

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Momentan sind wegen der Corona-Krise viele Freiheiten eingeschrä­nkt – aber das Osterfest kann dennoch gelingen. Sozialpäda­gogin Birgit Sölch hat dazu einige Tipps parat. Symbolfoto: stock.adobe.com
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Birgit Sölch

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