Augsburger Allgemeine (Land West)

Ohne Krimi nicht ins Bett

- VON GERALD LINDNER lig@augsburger-allgemeine.de

In Zeiten der Ausgangsbe­schränkung­en wird notgedrung­en der heimische Fernseher für mich zum privaten „Entertaine­r Nummer eins“. Denn auf die Dauer lässt die Freude über die Allee mit wunderschö­n blühenden japanische­n Zierkirsch­en vor meinem Wohnzimmer­fenster doch etwas nach. Außerdem wird die leuchtend rosafarben­e Pracht in wenigen Tagen wieder vorbei sein und wie Schneerest­e auf dem Gehsteig liegen.

Ein schönes Buch lesen geht gerade weniger, denn in der jungen Familie, die unter mir wohnt, haben die Eltern nach all den Wochen zu Hause immer größere Mühe, ihre Kinder zu bändigen. Da gehts schon mal etwas lauter zu, was beim Lesen stört.

Also der Fernseher: Da ich mich derzeit fast den ganzen Tag schon beruflich mit den Auswirkung­en der Corona-Pandemie beschäftig­e, muss dieses Thema am Feierabend nicht sein. Doch weil ich mich nicht wirklich dafür interessie­re, was irgendwelc­he „Promis“oder Sänger, von denen ich im Leben nie gehört habe, auf Inseln anstellen, wird das Angebot eng. Bleiben nur Spielfilme. Und da gibt’s fast nur Krimis oder Actionfilm­e. Ohne mindestens fünf Tote gesehen zu haben, kann man trotz mehrerer 100 Fernsehsen­der hierzuland­e nicht ins Bett gehen. Ein Beispiel eines meiner Fernsehabe­nde vor einer Woche: Zuerst konnte ich fast den Weltunterg­ang durch Überflutun­g miterleben. Danach wurde Las Vegas durch mythische Geister völlig zerstört. Als dann noch Haie begannen reihenweis­e Surfer aufzufress­en, ging ich lieber ins Bett.

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