Augsburger Allgemeine (Land West)
Mysteriöser Fall aus Polen
Polizeiruf 110: Heilig sollt ihr sein!
Sie wollte das Baby nicht, die 16-jährige Larissa Böhler. Ihre Eltern haben im „Polizeiruf 110 – Heilig sollt ihr sein!“keinen Schimmer, wie sie mit der Situation umgehen können. Denn Larissa schweigt auf die Frage, wer der Erzeuger des Kindes ist. Die Ärzte stellen eine Trisomie 18 fest – eine schwere Erbkrankheit – und gehen davon aus, dass das Kind mit schwersten Behinderungen zur Welt kommen wird. Einen Schwangerschaftsabbruch möchte aber, zumal in Polen, niemand vornehmen.
Larissa entscheidet sich, ihrem Leben auf einer Brücke ein Ende zu setzen. Da taucht anscheinend zufällig ein fremder junger Mann, der Jonas Fleischauer heißt (brillante Charakterstudie von Tom Gronau), auf. Er selbst nennt sich aus biblischen Gründen Elias. Ihm gelingt es, Larissa von ihrem Vorhaben abzubringen. Sie kommt in ein Krankenhaus in Frankfurt (Oder), wo ein Spätabbruch der Schwangerschaft erfolgen soll. Jonas fühlt sich dazu berufen, das Leben des Kindes zu retten. Getrieben von Wahnvorstellungen gelingt es ihm, sich in den OP-Saal zu mogeln: Er schneidet wie ferngesteuert Larissa das Baby aus dem Bauch. Kein Wunder, dass sich die Frau in größter Lebensgefahr befindet.
Die deutsch-polnischen Hauptkommissare Olga Lenski (Maria Simon) und Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) finden heraus, dass das Kind kerngesund ist und Larissa noch Jungfrau war. Außerdem beschäftigt die Ermittler die Frage: Wer ist Jonas? Die Kommissare setzen alles daran, ihn zu finden.
Die schauspielerische Leistung von Lucas Gregorowicz ist in der von der Handkamera veredelten Landschafts-Tristesse leider noch immer ausbaufähig. Zudem wird seine Figur, Adam Raczek, auf eine harte Probe gestellt. Denn überraschend steht seine Mutter vor der Tür und erzählt ihm, dass sie an den Spätfolgen von Krebs leidet und nicht mehr lange zu leben hat. Raczek aber will die religiös bedingte Schicksalsergebenheit seiner Mutter nicht hinnehmen. Darum kämpft auch er vehement gegen die schwere Krankheit an. Rupert Huber