Augsburger Allgemeine (Land West)
Auf die Rollen, fertig, los!
Weil Sportvereine und andere Anbieter weiterhin ihren Betrieb einstellen müssen, steht individueller Ausdauersport hoch im Kurs. Neben Jogging oder Radfahren hat sich Inlineskaten in der Bevölkerung etabliert. Worauf Aktive dabei achten sollten
Sonnenstrahlen und warme Temperaturen locken dieser Tage Freizeitsportler ins Freie. Weil Sportvereine und kommerzielle Anbieter im Rahmen der Corona-Einschränkungen weiterhin ihren Betrieb einstellen müssen, steht individuelles Sporttreiben hoch im Kurs. Jogger und Radfahrer sind unterwegs, immer beliebter wird ebenso das Inlineskaten. Fragen und Antworten, was bei der Bewegung auf Rollen zu beachten ist.
Wie gesund ist Inlineskaten? Neben Radfahren, Schwimmen oder Jogging hat sich Inlineskaten als Breitensport etabliert. Florian Nies, Leiter der Laufschule des TV Augsburg, stuft die Sportart als „absolut gesunde Variante“einer Ausdauersportart ein und hebt einen Vorteil hervor: „Beim Inlineskaten werden die Gelenke entlastet, weil es sich um eine rollende Bewegung handelt.“
Wie sollten die ersten Schritte auf den Rollen aussehen?
Anfänger fallen häufig nach hinten um. Den Ungeübten zieht es regelrecht die Füße weg, sie stürzen auf Gesäß oder Steißbein. Nies rät, sich einen Untergrund zu suchen, auf dem man leicht stehen kann und nicht ins Rollen kommt. Geeignet sind Kampfsportmatten, alternativ Rasen oder Kies. „Wenn man sich auf diese Art ans Gerät gewöhnt, ist das sinnvoll“, erklärt der Experte.
Welche Übungsinhalte folgen?
Nach dem Stehen gilt es, das Gleichgewicht zu halten. Anfänger lernen dies spielerisch, indem sie etwa Gegenstände vom Boden aufheben. Danach sollten sie versuchen, auf einem Bein die Balance zu halten, da Inlineskater stets ein Bein belasten und das andere anheben. Abwechselnd zwei, drei Meter auf einem Bein rollen, dann das Bein wechseln. Wer das befolgt, macht schnell Fortschritte.
Welche Orte eignen sich fürs Inlineskaten?
Von anderen Verkehrsteilnehmern, wie Autos oder Radfahrern, geht Gefahr aus, solange ein Anfänger nicht kontrolliert bremsen kann. Ebenso stellen unvorhersehbare Hindernisse ein Problem dar. Für die ersten Übungseinheiten bieten sich entsprechend verkehrsberuhigte Bereiche, ohne Ein- und Ausfahrten, sowie große, wenig genutzte Parkplätze an. Wer schnell reagieren und bremsen kann, kann asphaltierte Radwege nutzen. Nies fasst zusammen: „Die Laufstrecke sollte sich am Können orientieren.“
Wie sollte Grundlagentraining aussehen?
Das Rollen ermöglicht das Bewältigen längerer Strecken. Ungeübte sollten häufiger sowie kürzer trainieren und den Umfang allmählich steigern. Sind die technischen Voraussetzungen vorhanden und hat sich der Körper an die Belastung gewöhnt, sind 40 Minuten Training ein Anhaltspunkt für die Grundlagenausdauer.
Benötigt man als Anfänger einen Trainer?
Nein. Die Grundlagen kann sich jeder selbst aneignen, der Bewegungsablauf ist leicht zu erlernen. Nies erklärt: „Wer auf der Straße geradeaus fährt und zyklisch seine Bewegung vollzieht, wird keine Fehlerbilder haben und relativ schnell gut vorankommen.“Geübte können sich an schwierigeren Bewegungsabläufen versuchen, etwa beim Kurvenfahren einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Wann stellt sich ein Trainingseffekt ein?
Vor allem in der Anfangsphase werden Ungeübte große Fortschritte bemerken. Wer das Stadium mit Hinfallen und Aufstehen hinter sich und ein Balancegefühl entwickelt hat, kann sich innerhalb einiger Tage ordentlich fortbewegen.
Welche Sicherheitsvorkehrungen sind wichtig?
Wie erwähnt sollten die ersten
Schritte nicht im öffentlichen Straßenverkehr erfolgen. Wichtig zudem: ein Helm sowie Ellenbogen-, Knie- und Handgelenksschützer. Mitunter helfen auch Fahrradhandschuhe, um beim Hinfallen Hautaufschürfungen zu vermeiden.
Wie sieht richtiges Bremsen aus?
Eines sollte niemand unterschätzen: die Geschwindigkeit, die die Rollen aufbauen. Inlineskates für Freizeitsportler haben meist am Ende der
Rollenreihe einen Stopper in Form eines Gummiblocks. Schneller bremst man mit dem sogenannten „T-Stop“. Ein Fuß schert nach hinten aus, die Rollen schleifen flach über den Boden. Allerdings werden bei dieser Variante die Innenbänder im Knie stark beansprucht. Profis bremsen wie beim Schlittschuhlaufen mit einem zügigen Abschwung.
Worauf sollte man bei den Schuhen achten?
Wer Spaß haben will, sollte nicht am Schuh sparen. Der Fuß braucht Halt, der Knöchel muss fixiert sein und sollte nicht umknicken können. Nur so bekommt der Läufer Druck auf die Rollen und behält die Kontrolle. Nies rät von zu weichen Schuhen ab, die beispielsweise in Spielzeugläden angeboten werden. Außerdem wichtig: die Rollen, die mit passenden Schmierstoffen gepflegt werden sollten. Der Experte empfiehlt langlebige Outdoorrollen (Härtegrad 82A) mit Kugellager. Und sollte mal etwas kaputt gehen, können Laien die Rollen und Kugellager problemlos selbst tauschen.
Wann sollte man nicht trainieren?
Beim Inlineskaten gelten allgemeine Regeln, die sich auf jede Ausdauersportart übertragen lassen. Bis zur völligen Erschöpfung zu laufen, macht weder Spaß noch Sinn. Bei Schnupfen kommt es auf die Intensität an, Distanz und Dauer muss man anpassen. Nicht trainieren sollte man, wenn das Körperzentrum und die Bronchien betroffen sind. Bei Vorschädigungen wie Gelenkentzündungen ist ärztlicher Rat sinnvoll.
Was ist beim Training sonst noch zu beachten?
Auch hier gilt Allgemeines: Krämpfe sind unangenehm, bleiben aber in der Regel folgenlos. Ein Hitzeschlag, Fieber oder Ähnliches, das das Immunsystem angreift, zwingen hingegen zum Aufhören. Sonnenschutz ist umso wichtiger, weil Fahrtwind die Haut vorübergehend kühlt. Achtung: Sind Bremsen, Rollen oder anderes Material defekt, sollte man sein Training beenden. Tipp: Immer den passenden Inbusschlüssel in der Tasche haben. Um noch nach Hause zu fahren, genügen zwei Rollen (vorne und hinten) pro Schuh.