Augsburger Allgemeine (Land West)
Rotkreuztag im Zeichen der Pandemie
Soziales Eigentlich dient der Tag dazu, den Menschen die Bedeutung des Roten Kreuzes ins Leben zu rufen. Doch heuer ist vieles anders. Welche Probleme Corona für die Helfer bringt
Landkreis Die Globalisierung hat Licht- und Schattenseiten. Da die Welt immer näher zusammenrückt, hat es ein Virus leicht, im Gepäck von Reisenden um die Welt getragen zu werden. Was im März als Feststellung des Katastrophenfalles in Bayern begann, entwickelte sich zur Mammutaufgabe für die Hilfsorganisationen. Hier zeigt sich auch, wie wichtig funktionierende und weltumspannende Netzwerke wie des Roten Kreuzes auf der anderen Seite sind. Doch die Krise machte auch den Helfern zu schaffen. Am
Weltrotkreuztag dient dazu, den Menschen die Bedeutung des Roten Kreuzes wieder ins Bewusstsein zu rücken. Doch dieses Jahr ist vieles anders. „Was in ’normalen Zeiten’ gut funktioniert, fiel uns in der Krise auf die Füße“, teilt das Rote Kreuz im Augsburger Land mit. Das Problem: Die Preise für Atemschutzmasken, Schutzkittel und Schutzbrillen explodierten und die Helfer hatten keine andere Wahl, als diese zu überzogenen Wucherpreisen einzukaufen. „Wir mussten als Rotes Kreuz unter allen Umständen handlungsfähig bleiben und unser Personal vor einer möglichen Infektion schützen. So wurden bayernweit in Millionenhöhe diese Materialien mit langen Lieferzeiten beschafft“, heißt es in einer Mitteilung des Roten Kreuzes. Die Herausforderung war die klassische Mangelverwaltung – oder auch, mit dem wenigen Material klar zu kommen, welches die Helfer noch im Lager hatten oder sich im Zulauf befand. „Unsere größte Angst war nicht vor dem Virus selbst, sondern dass wir in eine Situation kommen könnten, in der wir unseren Auftrag nicht mehr erfüllen können. Wenn unser Personal aufgrund von Quarantäneanordnungen aus dem Dienstbetrieb genommen worden wäre, hätten wir den Supergau erlebt“, sagt Thomas Haugg, Kreisgeschäftsführer und Krisenmanager des Roten Kreuz im Landkreis Augsburg. Eine große Lehre aus dieser Krise ist daher aus Sicht des BRK, dass die über Jahre hinweg zurückgefahrenen Vorhaltungen für Material und medizinischen Bedarf für Katastrophenfälle nicht sinnhaft sind. „Es ist daher dringend geboten, künftig dezentrale Materialvorhaltungen zu schaffen. Deutschland muss selbstständiger werden. Globale Marktabhängigkeiten können vor allem in Krisenzeiten gravierende Folgen haben. Das wurde mit dem Coronavirus besonders spürbar“, so BRKPräsident Zellner. Die Krise sei noch lange nicht vorbei und habe schon jetzt einiges verändert. Trotz aller Einschränkungen, Probleme und Verzichte sei man stolz auf das Ehrenamt, das Personal und die Mitglieder.