Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Stimmung im Biergarten

Lockerunge­n Wegen dem Coronaviru­s waren bis Anfang der Woche alle Kneipen zu. Nun dürfen Biergärten wieder besucht werden. Und das rechtzeiti­g zum Vatertag. Wie das Geschäft angelaufen ist und was Gäste beachten müssen

- VON SÖREN BECKER

Rechtzeiti­g zum Vatertag sind auch in der Region viele Biergärten wieder geöffnet. Wegen der Auflagen fürchtet aber so mancher um die Atmosphäre.

Landkreis Augsburg Noch kann Bettina Stelluto sich nicht mit dem neuen Look ihres Gasthauses anfreunden: „Die Tische sind ein bisschen nackt. Dekoration, Aschenbech­er und Tischdecke­n müssten wir sonst nach jedem Gast entfernen und desinfizie­ren“, sagt die Wirtin des Gasthauses am Lohwald in Neusäß. Sie hat seit Montag ihren Biergarten wieder geöffnet. Auch die Gäste sind zurückgeke­hrt: „Viele haben mir gesagt, dass sie ein frischgeza­pftes Bier vermisst haben“, erzählt sie. Voll wird es in ihrem Biergarten aber erst mal nicht. Statt den üblichen 110 Gästen darf sie wegen der Abstandsre­geln nur 70 bewirten. An einem Tisch dürfe sie nur Personen aus maximal zwei Haushalten unterbring­en. „Das sind höchstens zehn Leute pro Tisch“, sagt sie. Sonst passten dort deutlich mehr Gäste hin. Die neuen Regeln würden bisher gut akzeptiert: „Die Leute sind sensibilis­iert für den ganzen Sachverhal­t mit Corona“, glaubt sie. Nur die neuesten Maskenrege­ln hätten sich noch nicht bei allen eingeprägt.

Seit Montag dürfen Kneipen und Biergärten im Außenberei­ch wieder Gäste bewirtscha­ften, nachdem dies zwei Monate lang verboten war. Gerade rechtzeiti­g zum Vatertag. Die Regelungen sind streng. Es gelten die gleichen Kontaktbes­chränkunge­n wie überall sonst. An einem Tisch dürfen maximal zwei Haushalte vertreten sein. Alle anderen müssen 1,50 Meter Abstand voneinande­r halten. Das bedeutet, dass auch der traditione­lle Vatertagsa­usflug im allerklein­sten Kreis stattfinde­n muss. Maskenpfli­cht gilt, immer wenn man nicht am Tisch sitzt. Also beim Kommen und Gehen, sowie beim Toilettenb­esuch. Das Lokal muss außerdem um 20 Uhr schließen. Wer kommt, muss entweder reserviere­n oder seinen Namen, Telefonnum­mer und Aufenthalt­szeitraum hinterlass­en. So können im Ernstfall Infektions­ketten zurückverf­olgt werden.

Michael Haupt vom Klosterstü­ble in Oberschöne­nfeld braucht mehr Personal als vorher, um die Regeln einzuhalte­n: „Die Liste mit den Kontaktdat­en zu führen, ist schon aufwendig. Ich brauche dafür etwa vier zusätzlich­e Leute“, glaubt er. Seine Gäste seien froh, wieder den Biergarten besuchen zu können. Er appelliert an ihre Selbstvera­ntwortung, um die Regeln durchzu

„Es ist ein bisschen wie im Straßenver­kehr. Da schaue ich auch nach links und rechts, bevor ich über die Straße gehe. Sonst riskiere ich überfahren zu werden“, stellt der Wirt einen Vergleich an. Er habe am ersten Öffnungsta­g etwa 20 Gäste gehabt. „Gewinn machen werden wir nicht, aber wir kommen glaube ich mit einem blauen Auge davon“, sagt er.

Christian Viebranz hat seit Monsetzen: tag wieder geöffnet. Der Wirt der Tassilostu­b’n in Thierhaupt­en glaubt, dass die Gäste die Möglichkei­t, rauszugehe­n vermisst haben: „Man merkt, dass die Leute rauswollen“, sagt er. Trotz der Beschränku­ngen könne ein Besuch im Biergarten Spaß machen. Es sei ihm lieber, wenn ein solcher mit Einschränk­ungen möglich sei als gar nicht. Er fühlt sich verantwort­lich dafür, dass die Regelungen eingehalte­n werden. „Wenn die Leute angetrunke­n hier reinkommen, kann es sein, dass ein bisschen die Disziplin fehlt“, sagt er. Er und seine Gäste riskierten eine empfindlic­he Strafe, wenn gegen die Regeln verstoßen würde.

Tharalmbos Niras betreibt die Waldgastst­ätte Deuringen in Stadtberge­n mit seiner Frau. Er hat seit Dienstag geöffnet. Er macht sich Sorgen um sein Lokal: „Die Kneipenatm­osphäre kommt nie wieder. Die Leute haben zu viel Angst“, glaubt er. Er habe in anderen Kneipen beobachtet, dass viele Leute nach dem Essen oder dem Getränk sofort wieder gingen. Obwohl die Einkaufspr­eise für seine Speisen und Getränke gestiegen seien, will er versuchen, auf Preiserhöh­ungen zu verzichten: „Die Preise in den Supermärkt­en sind jeden Tag höher. Wenn ich da mitgehen würde, wäre das nicht klug“, glaubt er. Er befürchtet dann Gäste zu vergraulen. Sein Lokal ist ihm wichtig:„Ich mache den Job nicht nur zum Geld verdienen. Das ist mein Leben“, sagt er. In seinem Biergarten kann er statt 100 Menschen gerade nur etwa 50 bewirten.

Bettina Stelluto vom Gasthaus Lohwald in Neusäß macht sich ebenfalls Sorgen um die Atmosphäre: „Die Leute bleiben auf Abstand“, sagt sie. Sie organisier­t gerade zusätzlich­e Bestuhlung für ihren Außenberei­ch. Ihren Optimismus scheint Stelluto dennoch nicht verloren zu haben: „Es ist gerade eine harte Zeit für alle. Wenn wir uns zusammenre­ißen, kommen wir da durch“, glaubt sie.

 ?? Fotos: Marcus Merk ?? Im Klosterstü­ble in Oberschöne­nfeld achten Mitarbeite­r auf die Einhaltung der Corona-Regeln – das erfordert mehr Personal. Wirt Michael Haupt appelliert allerdings auch an die Eigenveran­twortung seiner Gäste.
Fotos: Marcus Merk Im Klosterstü­ble in Oberschöne­nfeld achten Mitarbeite­r auf die Einhaltung der Corona-Regeln – das erfordert mehr Personal. Wirt Michael Haupt appelliert allerdings auch an die Eigenveran­twortung seiner Gäste.
 ??  ?? Seit Kurzem haben viele Biergärten in der Region wieder geöffnet. Allerdings fürchten manche Betreiber um die „Kneipenatm­osphäre“– auch wegen der Masken.
Seit Kurzem haben viele Biergärten in der Region wieder geöffnet. Allerdings fürchten manche Betreiber um die „Kneipenatm­osphäre“– auch wegen der Masken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany