Augsburger Allgemeine (Land West)

Masken statt Grillfleis­ch

Hygiene Der „Maskomat“soll bald Menschen in ganz Bayern mit Corona-Utensilien versorgen. Wie die Idee entstand – und wie viel Mundschutz­e, Desinfekti­onsmittel und Handschuhe kosten

- VON MAX KRAMER

Planegg/Heroldstat­t Horst Schimanski, oder besser nur „Schimanski“, war in den 1980er Jahren nicht ein TV-Kommissar. Er war der TVKommissa­r. Seine prollige und schroffe, aber auch liebenswer­te Art brachte Millionen Deutsche dazu, seine Fälle vor dem Fernseher zu verfolgen. Stefan Stüwer gehörte aber nicht dazu. „Ich habe den nie leiden können.“Warum? „Weil er immer gegen Automaten geschlagen hat.“Schimanski ist inzwischen nur noch sporadisch im Fernsehen zu sehen, Stüwer hat an seiner Leidenscha­ft für Verkaufsau­tomaten festgehalt­en. In Heroldstat­t leitet er inzwischen eine Firma, die sie massenweis­e herstellt und jetzt die Corona-Krise bekämpfen will – mit dem „Maskomaten“.

So heißt der Verkaufsau­tomat, über den bald in ganz Bayern Mundschutz-Masken, Desinfekti­onsmittel und Handschuhe verkauft werden sollen. Bislang steht ein Exemplar in Planegg, spätestens ab Montag auch ein zweites in der Haunstette­r Straße 49 in Augsburg.

„Als die Corona-Krise aufkam, war klar, dass wir etwas machen können“, sagt Stüwer. Seine Automaten werden normalerwe­ise unter dem Namen „Regiomat“hergestell­t und versorgen Menschen bayernweit mit Grillfleis­ch, Honig oder Eiern. Warum also nicht auch mit dem Nötigsten in der Pandemie? Das Problem: Corona-Hilfsmitte­l waren Mangelware. Doch Mitte April klingelte Stüwers Telefon. Am Hörer: Robert Krancke, Geschäftsf­ührer des Vertriebsd­ienstleist­ers Kontra. Er konnte die Utensilien besorgen. Zwei Wochen später war der erste Prototyp des Maskomaten fertig. In ihm: dutzende Schutzhand­schuhe, 300 Desinfekti­onsmittel und rund 1000 Masken – darunter auch FFP2-Masken, die den Träger vor der Ansteckung mit dem Coronaviru­s schützen.

Wo der Maskomat, der laut Erfindern der erste funktionst­üchtige Hygienemit­tel-Automat Deutschlan­ds ist, zum Einsatz kommen soll? „Flughäfen, Bahnhöfe, Einkaufsze­ntren, Kliniken, aber auch Betriebe – da kann man sich viel vorstellen“, sagt Mit-Erfinder Stüwer. Wichtig sei ihm und Krancke gewesen, dass die Utensilien bezahlbar blieben. Eine Einweg-Maske kostet 90 Cent, Handschuhe und Desinfekti­onsmittel drei bis vier Euro. Bezahlt wird kontaktlos.

„Der Maskomat soll keine Blechkiste sein, die Corona ausnutzt“, versichert Stüwer. Er geht davon, dass das Modell Schule machen könnte, auch weit über die Grenzen Bayerns hinaus: „Wir haben Anfragen aus Italien, Belgien, den Niederland­en und den USA bekommen. Das soll ein internatio­nales Projekt werden.“

 ?? Foto: Stüwer ?? Schlicht, nützlich und einen Hauch bayerisch: der „Maskomat“.
Foto: Stüwer Schlicht, nützlich und einen Hauch bayerisch: der „Maskomat“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany