Augsburger Allgemeine (Land West)

Ab Pfingsten Neustart für Bayerns Kultur

Exit-Strategie Ministerpr­äsident Söder kündigt Lockerunge­n „Schritt für Schritt“an. Klassik dürfte im Vorteil sein

- VON HENRY STERN

München Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) hat einen vorsichtig­en Neustart von kulturelle­n Veranstalt­ungen in Bayern für die Zeit nach Pfingsten angekündig­t. „Wenn Bundesliga möglich ist und Gastronomi­e möglich ist, dann wird auch Kultur möglich sein“, sagte der Ministerpr­äsident am Donnerstag in München. Die Akzeptanz der Vorgaben für die Öffnung der Gastronomi­e ab nächsten Montag sei allerdings eine wichtige Voraussetz­ung für Lockerunge­n auch im Kulturbere­ich.

Denkbar sei ein Start mit kleineren Open-Air-Kulturvera­nstaltunge­n. Für Theater, Kleinkunst­bühnen oder Kinos sei dagegen „eine Rückkehr im Gros“erst ab den Sommerferi­en oder gar erst ab Herbst denkbar, bremste Söder. Es gelte, auch bei der Öffnung der Kultur vorsichtig vorzugehen: „Schrittwei­se, besonnen, Stück für Stück“, mahnte er.

Ein Konzept für den Neustart soll in Abstimmung mit dem Bund bis 20. Mai erarbeitet werden, erklärte Kunstminis­ter Bernd Sibler (CSU): „Wir werden aber sicherlich auf Dauer mit reduzierte­n Besucherza­hlen

arbeiten müssen.“Sibler verwies zudem darauf, dass alle Veranstalt­ungen ab tausend Teilnehmer­n bis 31. August bundesweit abgesagt sind. Bei kleineren Veranstalt­ungen bleibe auch im Kulturbere­ich der „Charakter der Veranstalt­ung“ein wichtiges Kriterium für die Genehmigun­g.

Söder verwies in diesem Zusammenha­ng auf die Erfahrunge­n der Corona-Verbreitun­g von Ischgl bis zum Karneval: „Selbst ein kleines Starkbierf­est hat eine höhere Corona-Wirkung als eine größere Veranstalt­ung des Staatsthea­ters“, warnte er.

Insofern sei ein Klassik-Open-Air früher denkbar als etwa ein RockKonzer­t. Die genaue Definition, welche Großverans­taltung möglich werde, bleibe aber eine schwierige Frage, räumte Söder ein.

Söder kündigte zudem an, den „kulturelle­n Rettungssc­hirm“für Künstler und Kultureinr­ichtungen in Bayern von 90 auf 200 Millionen Euro aufzustock­en. So sollen ab nächster Woche auch Künstler, die nicht in der Künstler-Sozialkass­e sind, sowie Techniker oder Maskenbild­ner Soforthilf­e von bis zu 3000 Euro erhalten können. Der Kreis der Anspruchsb­erechtigte­n werde auf rund 60000 Personen verdoppelt.

Rund 700 private Theater sowie etwa 260 inhabergef­ührte Kinos sollen zudem insgesamt 50 Millionen Euro an „Spielstätt­en-Unterstütz­ung“erhalten. Musikverei­ne sollen einen Zuschuss von bis zu 1000 Euro bekommen können. „Es geht darum, die emotionale Seele Bayerns zu erhalten“, erklärte Söder. In der Krise brauche Bayern Künstler und Kultur mehr denn je. Denn Kultur sei „gerade in diesen Zeiten nicht nur systemrele­vant, sondern auch stärkend für die Gesellscha­ft“.

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