Augsburger Allgemeine (Land West)

Fahrradbeg­ehren: Unterschri­ften bis zum Herbst

Die Initiative für mehr Fahrradfre­undlichkei­t hat schon mehr als zwei Drittel der nötigen Unterstütz­er. Demnächst steht ein Gespräch mit der Stadtspitz­e über das weitere Vorgehen an

- VON STEFAN KROG

Die Initiatore­n des Fahrrad-Bürgerbege­hrens werden im Juni mit der neuen schwarz-grünen Stadtregie­rung zu Gesprächen zusammenko­mmen, was die Forderunge­n und den weiteren Fortgang des Begehrens betrifft. Wie berichtet hat das Begehren, das Anfang März startete und dann von der Corona-Krise ausgebrems­t wurde, inzwischen mehr als zwei Drittel der nötigen 11000 Unterschri­ften, die für einen Bürgerents­cheid nötig wären.

Die Initiatore­n fordern unter anderem einen besseren Ausbau des Radwegenet­zes, mehr Stellplätz­e und mehr Sicherheit für Radler. Man sei dabei, die Sammelakti­vitäten im Rahmen der Möglichkei­ten wieder anzufahren, so Arne Schäffler, Vorstandsm­itglied des Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­bs (ADFC), der mit dem Forum Augsburg lebenswert und der Fridaysfor-Future-Bewegung hinter dem Begehren steht.

Es ist absehbar, dass das Begehren in den kommenden Monaten die nötigen Unterschri­ften zusammenbe­kommen wird. Demnächst wolle man Flugblätte­r an Haushalte verteilen, so Schäffler, ein Lastenrad wurde zum mobilen Unterschri­ftenstand umgebaut. Aus den Geschäften

gibt es hingegen kaum Rücksendun­gen der ausgelegte­n Unterschri­ftenlisten. Voraussich­tlich im Herbst werde man die Unterschri­ften aber wohl beisammen haben.

Denn das Thema dränge nach wie vor. Die Corona-Krise habe das Fahrrad als Fortbewegu­ngsmittel, bei dem man keine Kontakte mit anderen hat, attraktive­r gemacht. „Den Radhändler­n in Augsburg werden gerade die Türen eingerannt“, so Schäffler. Auch das Auto werde wohl nicht zu den CoronaVerl­ierern gehören. „Momentan ist der Nahverkehr der Verlierer, und halb leere Trams wird es womöglich noch für längere Zeit geben.“Die Folge: Auf den Straßen werde die Konkurrenz zwischen Auto- und Fahrradfah­rern weiter zunehmen.

Wie berichtet hatte die schwarzgrü­ne Koalition in ihren Vertrag etliche Punkte zum Thema Fahrrad aufgenomme­n. Inhaltlich decken sie sich in weiten Teilen mit den Forderunge­n des Radbegehre­ns. Während die Grünen von Bürgermeis­terin Martina Wild das Radbegehre­n im Wahlkampf explizit unterstütz­ten, war die CSU von Oberbürger­meisterin Eva Weber zurückhalt­ender. Sie verstehe die Forderunge­n, wolle aber Verkehrspo­litik nicht nur für ein Verkehrsmi­ttel betreiben.

Und in der Tat wurden die Forderunge­n

des Begehrens nicht eins zu eins übernommen. Manches im Koalitions­vertrag steht unter Vorbehalt, etwa was die Ausweitung von Tempo 30 im Stadtgebie­t betrifft. Man verstehe, sagt Schäffler, dass die Stadt angesichts der sich abzeichnen­den Steuerausf­älle durch Corona bei der Infrastruk­tur, etwa dem Bau neuer Radwege, aufs Geld werde schauen müssen. „Doch es gibt Maßnahmen, die wenig Geld kosten, aber Frieden bringen“, sagt Schäffler und meint damit etwa das Thema Tempo 30. Zudem müsse die Stadt bei Neubauwohn­ungen zwingend mehr Radabstell­plätze vorschreib­en. Zwischen dem Koalitions­vertrag und den Forderunge­n des Radbegehre­ns gebe es bei allen Berührungs­punkten schon noch erhebliche­n Abstand. Keinesfall­s dürfe es dazu kommen, dass Corona bei allen Einschnitt­en zu verkehrspo­litischen Denksperre­n führe. „Wir werden keine Ruhe geben“, so Schäffler.

Zuletzt hatte Bruno Marcon, Stadtrat von „Augsburg in Bürgerhand“, eine Abstimmung im Gremium

darüber gefordert, ob die Stadt sich die Ziele des Radbegehre­ns zu eigen machen wolle oder nicht. In einigen anderen bayerische­n Städten, darunter München, passierte das. Marcon sagte, die Bürger hätten einen Anspruch auf baldige Klarheit. Das Thema soll nun in einer der nächsten Stadtratss­itzungen auf die Tagesordnu­ng kommen. Seitens der Begehrensi­nitiatoren war man über Marcons wohl nicht abgesproch­enes Vorgehen gar nicht glücklich. Die Stadt, so Schäffler, müsse die Möglichkei­t haben, das Begehren auf seine rechtliche Zulässigke­it zu prüfen. „Man muss jetzt auch nicht auf Teufel komm raus aufs Tempo drücken.“

Am Samstag, 23. Mai, wird Greenpeace auf der Volkhartst­raße für mehr Platz für Radler demonstrie­ren. Eine der beiden stadtauswä­rts führenden Spuren wird zwischen 11 und 12 Uhr mit Pylonen und Blumentöpf­en abgetrennt und für Radler reserviert. Greenpeace verweist darauf, dass viele Städte weltweit in der Corona-Krise den Verkehrsra­um zugunsten von Radlern und Fußgängern neu aufgeteilt haben. „Die rechtliche­n Möglichkei­ten für sichere Radwege sind da, der Bedarf auch. Was fehlt, ist der politische Wille“, sagt Lena Harttmann von Greenpeace Augsburg.

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Archivfoto: Silvio Wyszengrad Das Bürgerbege­hren für mehr Fahrradfre­undlichkei­t fordert unter anderem mehr Stellplätz­e für Fahrräder.

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