Augsburger Allgemeine (Land West)

Scheuer muss den Schleier lüften

Verkehr Druck der Grünen an Privatmode­llen beim Autobahnba­u zeigt offenbar Wirkung

- VON STEFAN LANGE

Berlin. Es sind nur ein paar Sätze, versteckt auf Seite 74 des Koalitions­vertrages, aber sie haben es in sich. Es geht dort um die Öffentlich-Privaten Partnersch­aften, kurz ÖPP, und das Verspreche­n der Regierung, die dazugehöre­nden Wirtschaft­lichkeitsu­ntersuchun­gen „nach Vergabe bei Zustimmung des Konzession­snehmers im Internet“zu veröffentl­ichen. Brisant ist das Thema, weil die ÖPP, also die Beteiligun­g privater Investoren, immer wieder wegen mangelnder Wirtschaft­lichkeit in der Kritik steht. So hat etwa der Bundesrech­nungshof ÖPP-Vorhaben der Regierung schon mehrfach ins Visier genommen. Brisant ist das Thema aber auch für Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer.

Der CSU-Politiker hat, kritisiere­n die Grünen im Bundestag, ÖPPPapiere für Straßenpro­jekte zurückgeha­lten, obwohl die Vertragspa­rtner einer Veröffentl­ichung längst zugestimmt haben. Solche Beteiligun­gen

gibt es etwa beim Ausbau der A3 zwischen dem Kreuz Biebelried und Fürth/Erlangen oder der A6 zwischen Crailsheim und Heilbronn. In der kommenden Woche muss Scheuer den Schleier lüften, zumindest teilweise. „Nach über zwei Jahren gibt Andreas Scheuer nun endlich nach und legt einen Teil der bislang geheimen ÖPP-Verträge offen“, sagte der Grünen-Haushaltse­xperte Sven-Christian Kindler unserer Redaktion.

Erst durch Druck und seinen Antrag auf Akteneinsi­cht sei klar geworden, dass Scheuers Ministeriu­m „schon im Herbst 2019 zahlreiche Zustimmung­en der Betreiber zur Veröffentl­ichung der ÖPP-Verträge vorlagen“, monierte Kindler, dessen Partei ÖPP im Straßenbau schon lange ein Dorn im Auge sind. Monatelang sei dann erst einmal gar nichts passiert. „Ich habe weiter eingeforde­rt, dass Minister Scheuer endlich volle Transparen­z herstellt und mit der Geheimnist­uerei aufhört“, erklärte Kindler, der eine genaue Prüfung der Verträge angekündig­te. Er werde sich „besonders die RenditeKla­useln anschauen, die hoffentlic­h nicht geschwärzt sind“.

Kindler zufolge will Scheuer die Wirtschaft­lichkeitsb­erechnunge­n zu den ÖPP-Projekten allerdings entgegen der Ankündigun­g im Koalitions­vertag nicht offenlegen. Der Minister fürchte womöglich, „dass bei Veröffentl­ichung dieser Berechnung­en klar wird, wie sehr er sich durch seine Berater die Projekte schönrechn­en ließ“, vermutet Kindler. ÖPP-Projekte seien oft besonders teuer, Banken, Versicheru­ngen und die beteiligte­n Baufirmen verdienten sich hier auf Kosten der Steuerzahl­er eine goldene Nase. Kindler ist sauer und will Scheuer weiter jagen: „Weil sich sein Ministeriu­m hier bislang weigert, habe ich mehrere Anträge auf Akteneinsi­cht gestellt. Wir brauchen beim Thema ÖPP endlich volle Transparen­z.“

Umstritten­e Verträge wurden Bundestag vorenthalt­en

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Foto: Carstensen, dpa Soll Akten nun vorlegen: Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer.

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