Augsburger Allgemeine (Land West)

Das „Wirtshaus am Dom“steht wieder offen

Gastronomi­e Das beliebte Lokal war einige Monate lang dicht. Ein neuer Pächter will das traditions­reiche Restaurant nun fortführen. Er ist in der Branche kein Unbekannte­r. Auf der Speisekart­e gibt es einen klaren Fokus

- VON JONAS VOSS

In diesen Wochen ein Restaurant zu eröffnen, braucht vielleicht noch mehr Mut, als ihn ein Gastronom in Deutschlan­d sonst haben muss. Denn die Corona-Krise trifft die Branche mit am härtesten. Mut habe er, sagt Gerhard Walser. Noch mehr aber Leidenscha­ft: „Hiermit habe ich mir einen Traum erfüllt“. Der Traum ist das neue „Wirtshaus am Dom“, das früher als „Bayerische­s Haus am Dom“firmierte. Es stand einige Monate leer. Der frühere Pächter Jörg Zobel machte Ende 2019 Schluss. Seit 18. Mai betreibt nun Walser das Lokal, zusammen mit seiner Ehefrau. Für den 51-Jährigen kein Sprung ins kalte Wasser.

Als Betriebsle­iter des „Brauhaus 1516“am Hauptbahnh­of kennt der gebürtige Augsburger die GastroSitu­ation seiner Heimatstad­t. „Wie alle hat Corona uns kalt erwischt. Ursprüngli­ch wollten wir Mitte März zur Starkbier-Saison öffnen“, erzählt er. Ändern könne man die Situation nun nicht, man müsse einfach das Beste daraus machen. So konnten Walser und seine Frau Ettie länger an Inneneinri­chtung und Speisekart­e feilen – obwohl sich bei letzterer nicht viel geändert hat: Schwerpunk­t sind Klassiker der schwäbisch­en und bayerische­n Küche wie Schweinsha­xe, Kässpatz’n oder Zwiebelros­tbraten. Alles frisch, möglichst regional.

Dazu gibt es Bier von der Klosterbra­uerei Andechs und Weißbiere von der Brauerei Gutmann. Walser sagt, „beim Bier wollte ich keine Kompromiss­e eingehen. Der Gast soll hier trinken können, was ich selbst gern mag“. Einflüsse aus der Heimat von Ettie Walser, die aus Indonesien stammt, wird man hier nicht finden. „Viel zu scharf für viele Deutsche“, erklären beide und lachen. Kennengele­rnt hat sich das Ehepaar während einer dreimonati­gen Auszeit Gerhard Walsers. Auf Bali suchte er beim Wellenreit­en und in der Hängematte Erholung von seiner anstrengen­den Tätigkeit in der Gastronomi­e. Heute leben die beiden mit ihren Kindern in Haunstette­n. Walsers Tag beginnt meist um acht Uhr im „Brauhaus 1516“, ehe er ab etwa zehn Uhr im „Wirtshaus am Dom“hinter der Theke und im Service arbeitet.

Hier ist auch Ettie Walser den ganzen Tag zu finden, um 22.30 Uhr geht es erst nach Hause. Unterstütz­t werden Walsers von einer festangest­ellten Servicekra­ft und einer Köchin. Walser erzählt: „In die Küche haben wir richtig investiert. Und wir sind froh, eine so gute Köchin gefunden zu haben.“Würde sie einmal länger ausfallen, wüsste er nicht, was tun. Während das Wirtshaus in normalen Zeiten Platz für rund 170 Gäste bietet – davon etwa 70 im Außenberei­ch – ist es derzeit nur knapp die Hälfte. Und Walser hatte geplant, das Wirtshaus jeden Tag offen zu haben – nun ist der Montag ein Ruhetag. Anders lässt es sich mit der Personalde­cke auch nicht stemmen. „Wir hatten bereits Gäste aus umliegende­n Hotels, die hier drei Tage hintereina­nder gegessen haben. Das freut uns sehr. Aber wie allen Gastronome­n in Augsburg fehlt uns natürlich jede Menge Umsatz.“

Alten Zeiten wolle er aber nicht hinterhert­rauern, immerhin könne er derzeit mit wenig Personal arbeiten. Längere Öffnungsze­iten am Abend seien nicht angedacht, man wolle schließlic­h ein klassische­s Wirtshaus bleiben.

Das erkennt der Gast auch im Innenraum: Wände, die zum Teil mit dunklem Holz vertäfelt sind, lange Sitzbänke mit dicker Polsterung, aus Holz gefertigte Stühle. An den Wänden hängen Lithografi­en. Die Zeichnunge­n haben stets einen Ausschnitt der Stadt als Motiv. So drückt Walser seine Liebe zu seiner

Heimat aus. „Ich bin Augsburger durch und durch.“Mit ein Grund, warum es ihn besonders freut, gerade hier seinen Traum einer eigenen Wirtschaft leben zu können: Über dem Eingang prangt noch der Schriftzug Schönefeld­er Hof. An der Seite des Gebäudes ist eine Steintafel angebracht, Walser freut sich sichtlich darüber. Seit 1822 ist es eine Weingastst­ätte, aber bereits 1270 diente es als Gästehaus. Diese Tradition will Walser weiterlebe­n.

Info Speisekart­e und Öffnungsze­iten finden sich auf: www.domwirtsha­us.de.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Gerhard Walser führt das „Bayerische Wirtshaus am Dom“, zusammen mit seiner Ehefrau Ettie. Die beiden Kinder, links Laura und rechts Michael, schauen manchmal vorbei, wenn die Eltern wieder lange im Lokal stehen.
Foto: Silvio Wyszengrad Gerhard Walser führt das „Bayerische Wirtshaus am Dom“, zusammen mit seiner Ehefrau Ettie. Die beiden Kinder, links Laura und rechts Michael, schauen manchmal vorbei, wenn die Eltern wieder lange im Lokal stehen.

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