Augsburger Allgemeine (Land West)
Wanderverein braucht Platz
Kontroverse Grundschule Aystetten benötigt einen Raum im Schulgebäude, den der Verein belegt hat. Er soll nun ausziehen
Aystetten Der Wander- und Freizeitclub (WFC) Aystetten hat ein Problem: Er muss seinen Raum in der Grundschule Aystetten räumen. Die Gerichte haben einer Räumungsklage recht gegeben.
Der WFC benutzt seit Jahren eine ehemalige Umkleide in der Schule, um dort sein Material zu lagern. Der Raum hat etwa 30 Quadratmeter. Die Schule hat Eigenbedarf angemeldet. Bis zum 30. Juni muss der WFC den Raum verlassen haben. Der Verein verweist hingegen auf eine Klausel im Mietvertrag, der einen gleichwertigen Raum als Bedingung für eine Kündigung der Gemeinde vorsieht.
Diese wäre eine existenzielle Bedrohung für den Verein: „Ohne den Raum können wir zumachen“, befürchtet Vorsitzender Hans Schregle. Man befinde sich bereits seit Jahren erfolglos auf der Suche nach einer Alternative. Wenn es eine gibt, werde man den Raum sofort verlassen, ohne zu murren, so Schregle.
Schulleiterin Astrid Scherer sagt, dass die Schule den Raum unbedingt brauche, um dort Möbel lagern zu können, die sie wegen Corona nicht mehr in Klassenzimmern aufstellen darf: „Ich warte bereits seit Jahren auf diesen Raum. Meine Vorgängerin hat sich schon damit rumgeschlagen“, sagt sie. Auch das Schulamt habe sich schon beschwert. Wegen der Pandemie müsse eine kurzfristige Lösung her. Es gehe ihr ausdrücklich nicht darum, dem WFC Probleme zu bereiten: „Aber das Wohlergehen und die Bildung der Kinder sind wichtiger“, erklärt sie.
Auch bei der jüngsten Sitzung des
Gemeinderats sorgte das Thema für hitzige Diskussionen. CSU und Grüne hatten jeweils einen Eintrag eingereicht, die Vollstreckung der Räumungsklage aufzuschieben. Ziel sei eine gütliche Einigung von Schule und Wanderverein.
Bürgermeister Peter Wendel und seine Freien Wähler wollen an dem Termin festhalten. Zweiter Bürgermeister Roland Woppmann (CSU) betonte, wie wichtig der Verein für die Dorfgemeinschaft sei: „Der WFC stellt seine Materialien auch anderen Vereinen zur Verfügung“, betonte er. Zudem sei eine Räumung nicht zumutbar, weil die Mitglieder des WFC aufgrund ihres Alters zur Risikogruppe gehörten.
Die Freien Wähler verwiesen auf die ihrer Ansicht nach juristisch klare Situation, die auch der WFC akzeptiert habe. Bürgermeister Peter Wendel sagte, dass er zu weiteren Verhandlungen in dieser Sache, die sich schon so lange hinziehe, nicht mehr bereit sei. Seit Jahren schwelt der Streit um diesen Raum zwischen der Gemeinde und dem Verein.
Dritte Bürgermeisterin Ursula Reichenmiller-Thoma (Grüne) schlug als Kompromiss vor, dass man die Räumungsfrist bis zum Beginn des Schuljahres im September verlängern könne.
Patrick Junker (CSU) schlug vor, im Ort einen Lagerraum zu errichten, der für alle Vereine nutzbar gemacht werden soll. Das sei innerhalb weniger Monate Bauzeit möglich. Ein Vertreter der Pfarrei St. Martin hatte die Idee, dass die Grundschule während der Pandemie Unterricht in einem Saal im Pfarrheim abhalten könne.
Die beiden Gemeinderäte Woppmann und Erwin Stocker (Freie Wähler) meldeten sich freiwillig, dem WFC bei einem kommenden Umzug zu helfen. Die Entscheidung wurde vertagt.