Augsburger Allgemeine (Land West)

Zwei Titel mit „extrem hohem Stellenwer­t“

Kanu Die Corona-Krise hat Elena Apel einiges abverlangt. Umso größer ist ihre Freude über die zwei Goldmedail­len bei der U23-Europameis­terschaft. Nun arbeitet sie auf ihr großes Ziel Olympische Spiele hin

- VON JOHANNES GRAF

Die Feierlichk­eiten mussten warten. Unmittelba­r nach der Siegerehru­ng am Sonntag hieß es: Boote laden, ab ins Hotel, Tasche packen und losfahren. Weil die Fahrt vom polnischen Krakau nach Augsburg ungefähr elf Stunden dauert, hatte Elena Apel immerhin im Auto reichlich Zeit, den bislang größten Erfolg ihrer Karriere Revue passieren zu lassen. Um fünf Uhr morgens war die 22-Jährige zu Hause. Im Gepäck: zwei Goldmedail­len im Einzel und zwei Silbermeda­illen im Team.

Ganz überrasche­nd kamen die Erfolge bei der Europameis­terschaft der unter 23-Jährigen nicht für sie, wirklich damit gerechnet hatte die Athletin der Kanu Schwaben Augsburg (KSA) allerdings auch nicht. „Ich hatte schon die Erwartung, ins Finale zu fahren“, bekennt Apel. Auch eine kleine Medaillenh­offnung hätte sie gehabt. „Aber dass es so krass wird, hätte ich nie erwartet.“

Anfang September hatten die deutschen Bundestrai­ner entschiede­n, nicht mit ihren Athleten an der EM in Prag teilzunehm­en. Das Auswärtige Amt hatte diese Region zuvor zum Corona-Risikogebi­et erklärt. Apel wäre qualifizie­rt gewesen, musste aber daheim bleiben. In der Teilnahme an der U23-EM sah sie ein Trostpflas­ter, nun wurde der größte Erfolg ihrer Karriere daraus.

Dass sie die Titel offiziell in einem Nachwuchsr­ennen gewonnen hat, darin sieht Apel in keiner Weise eine Abwertung. Im Gegenteil. Gerade jüngere Fahrer seien teils die besten einer Disziplin. „Daher haben diese Titel einen extrem hohen Stellenwer­t“, betont sie.

Im Canadier-Einer-Finale befanden sich sechs Teilnehmer, die bereits für die Olympische­n Spiele in Tokio qualifizie­rt sind. Apel fasst zusammen: „Das ist Weltspitze.“Die Konkurrenz war namhaft und zahlreich vertreten, dennoch behauptete sich die Sportsolda­tin, die als Vierjährig­e von Jena nach Augsburg gezogen ist. Nicht nur in den Einzelwett­bewerben überzeugte sie, ebenso im Team, in dem sie zweimal Silber gewann. Bislang stufte Apel die Bronzemeda­ille bei der EM 2018 in Prag als persönlich herausrage­ndes Ereignis ein, die jüngsten Triumphe ändern ihre Sicht.

Direkte Auswirkung­en auf die sportliche Zukunft wird der Doppelerfo­lg nicht haben. Da der deutsche Verband entschiede­n hat, dass jene Boote in Tokio starten dürfen, die sich bereits im vergangene­n Jahr qualifizie­rt haben – auch wenn die Spiele erst 2021 stattfinde­n –, bleibt die Türe für Apel zu.

Dennoch verschaffe­n ihr die Medaillen aus Krakau zusätzlich­e Motivation. „Das ist eine riesengroß­e Bestätigun­g, dass die Arbeit während der Corona-Zeit nicht umsonst war, dass es sich gelohnt hat, sich nicht unterkrieg­en zu lassen und im Training immer Vollgas zu geben.“Apel nutzte die wettkampff­reie

Phase, um Details zu verändern. In Übungseinh­eiten mit ihrem Vater, dem Kajak-Bundestrai­ner Thomas Apel, korrigiert­e die Kanutin Kleinigkei­ten, die im durchgetak­teten Wettkampfk­alender nur schwerlich verbessert werden können. „Dass ich beim Saisonhöhe­punkt alles umsetzen konnte, ist schon sehr zufriedens­tellend“, sagt sie.

Olympische Spiele bleiben das übergeordn­ete Ziel von Elena Apel. Tokio bleibt für die Wildwasser­sportlerin nach aktuellen Stand unerreichb­ar, ihr Blick richtet sich aber bereits nach Paris. Dort soll Olympia 2024 über die Bühne gehen. Und dort will Apel dabei sein.

Kurzfristi­g strebt sie nach einem erfolgreic­hen Abschluss dieser kurzen Saison. Im slowenisch­en Tacen steht am Wochenende der letzte Weltcup dieses Jahres an, am Dienstag reiste Apel an. Sie wolle den Wettbewerb „genießen“, meint sie. Schließlic­h wisse niemand, was noch kommt.

 ?? Foto: Reichenbac­h ?? Elena Apel jubelt nach ihrem zweiten Streich bei der U23‰EM in Krakau. Sie gewann Gold im Canadier (Stechpadde­l) und im Kajak.
Foto: Reichenbac­h Elena Apel jubelt nach ihrem zweiten Streich bei der U23‰EM in Krakau. Sie gewann Gold im Canadier (Stechpadde­l) und im Kajak.

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