Augsburger Allgemeine (Land West)

Radbegehre­n: Was passiert mit den Unterschri­ften?

Verkehr Das Bürgerbege­hren zur Förderung des Radverkehr­s in Augsburg dürfte inzwischen ausreichen­d Unterstütz­er haben. Warum die Initiatore­n mit dem Einreichen der Listen bei der Stadt noch warten

- VON STEFAN KROG

Mehr als ein halbes Jahr nach dem Start des Fahrrad-Bürgerbege­hrens haben die Initiatore­n die Zahl der nötigen Unterschri­ften gesammelt. Man werde wohl Ende Oktober endgültig zählen, sagt Mitinitiat­or Arne Schäffler vom Allgemeine­n Deutschen Fahrradclu­b (ADFC). Die Initiatore­n gingen jedoch davon aus, die rund 11.000 nötigen Unterschri­ften erreicht zu haben. Diese Summe benötigen sie, um einen Bürgerents­cheid herbeizufü­hren. Man habe nach derzeitige­m Stand einen ausreichen­den „Sicherheit­spuffer“eingeplant, um ungültige Unterschri­ften auszugleic­hen, etwa weil Unterstütz­er ihren Wohnsitz nicht in Augsburg haben. Wie geht es nun weiter? Ein Blick auf die Lage.

Bis nicht endgültig gezählt ist, haben die Initiatore­n beschlosse­n, die Unterschri­ftenlisten noch nicht einzureich­en. Hintergrun­d ist, dass derzeit Gespräche mit der Stadt Augsburg laufen. Vergangene Woche gab es einen Termin mit Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU), weitere Gespräche sind anberaumt. Zum Inhalt schweigt Schäffler bislang zwar, allerdings ist absehbar, dass es darum geht, eine Vereinbaru­ng zwischen Stadt und Begehrensi­nitiatoren hinzubekom­men. Ein Bürgerents­cheid würde damit möglicherw­eise hinfällig.

Die einfachste Möglichkei­t wäre, dass der Stadtrat die Ziele des Bürgerbege­hrens übernimmt: Das ist beispielsw­eise in München passiert. Allerdings gestehen die Initiatore­n ein, dass die Corona-Pandemie, die bei der Formulieru­ng der Fragestell­ung in Deutschlan­d noch kein Thema war, samt der absehbaren Auswirkung­en auf die kommunalen Finanzen einige Rahmenbedi­ngungen geändert habe. Was die Verbesseru­ngen bei Radwegen betrifft, dürften diese in den kommenden Jahren mit einem jährlichen Millionena­ufwand verbunden sein - unklar ist, was die Stadt Augsburg davon bezahlen könnte (zumal Bürgerbege­hrens-Fragestell­ungen aus rechtliche­n Gründen auch keinen zu starken Bezug zum Haushalt aufweisen dürfen). Die Initiatore­n hatten zuletzt auch einen „Null-Euro-Forderungs­katalog“erarbeitet, der auf Maßnahmen setzt, die in Augsburg mit wenig Geld umgesetzt werden könnten. Unter anderem handelt es sich um die Ausweitung von Tempo-30-Zonen. Sie gelten als schnelle Maßnahme, bis dauerhaft bessere Lösungen für Radfahrer erreicht werden können.

Dass sich die Initiatore­n aktuell zurückhalt­en, liegt daran, dass die Stadtverwa­ltung sobald die Unterschri­ften eingereich­t sind, zügig die Rechtmäßig­keit überprüfen muss. Danach entscheide­t der Stadtrat, wie mit dem Begehren weiter verfahren werden soll. Das muss innerhalb eines Monats nach der Einreichun­g geschehen. Mit dem Moment der Abgabe der Unterschri­ften würde das Verfahren in Gang kommen. Sollte eine Vereinbaru­ng zwischen Stadt und Initiatore­n zustande kommen, würde diese wohl genau aufführen, was in welchen Straßen geschehen soll. In eine Bürgerbege­hrens-Fragestell­ung hätten solche konkreten Maßnahmen aus rechtliche­n Gründen nicht hineinform­uliert werden dürfen, sagt Schäffler dazu. Rechtlich haben sich die Begehrens-Initiatore­n die Möglichkei­t offen gehalten, das Begehren bis einen Tag vor Durchführu­ng eines Bürgerents­cheids zurückzuzi­ehen.

Als ADFC bekomme man nach wie vor viele Klagen von Radlern, was Schwachste­llen betrifft, sagt Schäffler. Maßnahmen wie der kürzlich entstanden­e Angebotsst­reifen in der Stadionstr­aße seien zwar zu begrüßen, die neuralgisc­hen Stellen lägen aber an anderen Orten. „Und da muss auch etwas geschehen“, so Schäffler. Das Bürgerbege­hren fordert mehr Radwege, Sicherheit­sverbesser­ungen an Kreuzungen, mehr Abstellplä­tze in der Öffentlich­keit wie auch in Wohngebäud­en sowie eine bessere Kommunikat­ion.

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Foto: B. Hohlen Radfahrer wünschen sich in Augsburg neue und sichere Wege.

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