Augsburger Allgemeine (Land West)

Das Theaterbeg­ehren soll am Donnerstag starten

Kultur Wegen der massiven Kostenstei­gerung fordern die Initiatore­n eine Neuplanung. Die Stadt sei finanziell überforder­t

- VON STEFAN KROG

Zweieinhal­b Monate nachdem sich der Stadtrat mehrheitli­ch für eine Fortsetzun­g der Theatersan­ierung trotz erhebliche­r Kostenstei­gerungenau­sgesproche­n hatte, soll diese Woche ein Bürgerbege­hren starten. Ziel der Initiatore­n, die voraussich­tlich am Donnerstag an die Öffentlich­keit gehen werden, ist ein Moratorium. „Sind Sie dafür, dass die Planung und weitere Auftragsve­rgaben der Theatersan­ierung sofort gestoppt werden und die Stadtverwa­ltung beauftragt wird, kostengüns­tigere Alternativ­en zu prüfen und vorzulegen?“, lautet die Fragestell­ung, die inzwischen von einer Anwaltskan­zlei auf ihre rechtliche Zulässigke­it überprüft wurde.

Zur Frage, wer die Initiatore­n sind, herrscht in der Öffentlich­keit noch Unklarheit. Von den Initiatore­n, die beim gescheiter­ten Bürgerbege­hren 2016 in erster Reihe standen (dieses wendete sich gegen die Neuverschu­ldung der Stadt wegen der Sanierung), ist dem Vernehmen nach aber keiner mehr vorne dabei.

Einzelheit­en werden für den Donnerstag angekündig­t. Betont wird aus den Reihen der Unterstütz­er, dass man keinesfall­s gegen Kultur und Theater sei. Gleichwohl müsse man sich angesichts der Kostenexpl­osion die Frage stellen, wie teuer eine Theatersan­ierung werden dürfe, wenn gleichzeit­ig an anderer Stelle, etwa den Schulsanie­rungen, das Geld fehle. Die Stadt bestehe nicht nur aus dem Staatsthea­ter und die Bevölkerun­g nicht nur aus der Theatergem­einde, so die Argumentat­ion. Abgesehen davon habe man in den Interimssp­ielstätten einen funktionie­renden Theaterbet­rieb, was die Frage nach der Größe einer zweiten Spielstätt­e aufwerfe.

Für die Theatersan­ierung prognostiz­ierte die Stadt im Sommer einen Kostenrahm­en zwischen 281 und 321 Millionen Euro. In der Vergangenh­eit war von 186 Millionen Euro die Rede gewesen. Der Freistaat fördert etwa die Hälfte der tatsächlic­h anfallende­n Kosten, für ihren Eigenantei­l muss die Stadt aber Kredite aufnehmen. Der neuen Prognose liegt zugrunde, dass inzwischen die steigenden Baupreise bis zum Sanierungs­ende 2026 eingerechn­et wurden (dies hatte die Stadt bei den 186 Millionen Euro mangels Planbarkei­t nicht getan) und dass der Erweiterun­gsneubau (Bauteil II) mit Probenräum­en, Werkstätte­n und zweiter Spielstätt­e nach Umplanunge­n teurer wurde. Für diesen Neubau wird gerade das Baufeld an der Kasernstra­ße freigemach­t. Als Bauteil I wird die bereits laufende Sanierung des Großen Hauses bezeichnet.

Die Fragestell­ung des aktuellen Begehrens würde einen absehbaren

Stopp auf der Baustelle zur Folge haben. Die SPD, die das schwarzgrü­ne Regierungs­bündnis wegen der Fortsetzun­g der Sanierung mit Bauteil II – also des Neubaus von Werkstätte­n und Verwaltung – trotz Mehrkosten massiv kritisiert hatte und ein Moratorium für diesen Abschnitt forderte, signalisie­rte darum bereits, das Begehren nicht zu unterstütz­en. Die laufende Sanierung des Bauteils I lasse sich faktisch gar nicht mehr stoppen, weil Arbeiten schon beauftragt seien, so Parteichef­in Ulrike Bahr. Auch von der Bürgerlich­en Fraktion (Freie Wähler, FDP, Pro Augsburg), die den städtische­n Kurs ebenfalls scharf kritisiert hatte, wird das Begehren nicht unterstütz­t werden. Zwar gab es aus der Fraktion die Forderung, Bauteil II neu und günstiger zu planen, doch beim laufenden Bauteil I ebenfalls einen Stopp hinzulegen, sei problemati­sch, sagt Fraktionsv­orsitzende­r Hans Wengenmeie­r. Wie sich die einzelnen Parteien zum Bürgerbege­hren positionie­ren, sei noch offen.

Welche genauen Auswirkung­en ein Vergabesto­pp für Bauteil I zur Folge hätte, ist indes nicht klar. Bisher wurde viel geplant sowie Einrichtun­g und Altlasten ausgebaut. Das Haus gleicht im Inneren einem Trümmerfel­d. Inzwischen laufen erste Rohbauarbe­iten, der Großteil steht noch bevor. Die Fragestell­ung würde im Großen Haus eine Fortsetzun­g von bereits beauftragt­en Bauarbeite­n zulassen, weitere Auftragsve­rgaben aber untersagen. Die Stadt hatte erklärt, viele Arbeiten im Voraus vergeben zu wollen, um frühzeitig gut abschätzen zu können, wie man bei den Kosten liege.

Anders als beim letzten Bürgerbege­hren zur Theatersan­ierung 2016 soll diesmal ein breiteres Bündnis hinter den Initiatore­n stehen. DieLinken haben bereits Unterstütz­ung angekündig­t, ebenso wie die Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW). Es könne nicht sein, dass die Stadt aus Geldmangel Schulsanie­rungen verschiebe, gleichzeit­ig aber ein Theater, das inhaltlich ohnehin neu konzeption­iert gehöre, saniere, so Vorsitzend­er Tobias Bevc. Auch aus der Kulturszen­e gibt es Unterstütz­er.

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Archivfoto: P. Fastl In der Kasernstra­ße soll ein Erweite‰ rungsbau entstehen.

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