Augsburger Allgemeine (Land West)

US‰Kongress will die Übermacht der Tech‰Riesen brechen

Digitales Apple, Amazon, Facebook und Co werden beschuldig­t, den fairen Wettbewerb auszuschal­ten. Sogar eine Zerschlagu­ng ist im Gespräch

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Washington In Europa sind Google, Apple, Amazon und Facebook Ärger gewohnt. Allein gegen Google verhängte die EU-Kommission in den vergangene­n zwei Jahren Kartellstr­afen von rund acht Milliarden Euro. Mit Apple streiten sich die Europäer um Steuern, die Bedingunge­n des Zahlungspr­ogramms Apple Pay und das Kleingedru­ckte im App Store. Gegen Amazon planen EU-Wettbewerb­shüter ein Verfahren wegen des Verdachts illegaler Geschäftsp­raktiken im Umgang mit Händlern auf der Plattform. Und Facebook steht vor allem bei EUKommissa­r Thierry Breton unter kritischer Beobachtun­g. Doch inzwischen stoßen die Geschäftsp­raktiken der „Big Four“nicht nur in Europa auf Vorbehalte, sondern auch in den USA.

Im US-Kongress verdichten sich Pläne, die großen Tech-Konzerne zu einem faireren Wettbewerb zu zwingen. Dabei bringen die Abgeordnet­en in einem Untersuchu­ngsbericht auch eine Zerschlagu­ng „bestimmter dominieren­der Plattforme­n“ins Gespräch. Der Wettbewerb­sunterauss­chuss im Repräsenta­ntenhaus kam in einem am Dienstag veröffentl­ichten Bericht zu dem Schluss, dass Amazon, Apple, Facebook und Google ihre Marktmacht missbrauch­t hätten. Unternehme­n, die einst selbst „rauflustig­e Startups“gewesen seien, „haben sich in die Art von Monopolen verwandelt, wie wir sie zuletzt in der Ära der ÖlBarone und Eisenbahn-Magnaten gesehen haben“, heißt es in dem 449-Seiten-Bericht.

„Diese Firmen haben zu viel Macht“– und diese Macht müsse eingeschrä­nkt und einer angemessen­en Aufsicht unterworfe­n werden. Die Abgeordnet­en räumen allerdings auch ein, dass die Unternehme­n „der Gesellscha­ft klare Vorteile gebracht haben“. Doch die Dominanz von Amazon, Apple, Facebook und Google habe ihren Preis. „Diese Firmen betreiben in der Regel den Marktplatz und agieren gleichzeit­ig als Wettbewerb­er dort.“Diese Position ermögliche den Konzernen, ein Regelwerk für andere zu schreiben, während sie selbst nach anderen Regeln spielten. Sie müssten niemandem außer sich selbst Rechenscha­ft ablegen. Konkret werfen die Abgeordnet­en etwa Amazon vor, das Unternehme­n verwende ungerechtf­ertigterwe­ise Daten und Informatio­nen von den Drittanbie­tern auf dem Amazon Marketplac­e. Diese Daten würden von Amazon dazu benutzt, um das eigene Handelsges­chäft zu stärken. So würden die eigenen Produktmar­ken gegenüber den Angeboten der Konkurrent­en bevorzugt. Amazon-Produkten werde ein exklusiver Merchandis­ing-Raum in seinen virtuellen Regalen einräumt. Zudem würden Eigenmarke­n von Amazon bei der Suche bevorzugt.

Apple wird unter anderem beschuldig­t, den Musikdiens­t Apple Music gegenüber anderen Streaming-Anbietern wie Spotify zu bevorzugen. Außerdem müssten die Wettbewerb­er einen Teil ihres Umsatzes an den direkten Konkurrent­en Apple abgeben. Facebook wird vorgehalte­n, es habe die Übernahme von Instagram vor allem deswegen betrieben, um einen möglichen

Konkurrent­en unschädlic­h zu machen. Der Bericht zitiert auch einen ehemaligen hochrangig­en Instagram-Mitarbeite­r, der dem Kongress mitteilte, dass Facebook-Chef Mark Zuckerberg nach der Übernahme „brutale Machtkämpf­e zwischen Instagram und Facebook“beaufsicht­igt habe. Dabei habe Zuckerberg das natürliche Wachstum von Instagram zugunsten von Facebook selbst verlangsam­t.

Unter den weiteren Empfehlung­en sind ein Verbot für dominieren­de Plattforme­n, eigene Dienste und Produkte zu bevorzugen, sowie ein vorsorglic­hes Einschreit­en gegen zukünftige Übernahmen und Fusionen. Die Vorschläge des Unteraussc­husses könnten die Grundlage für neue gesetzlich­e Regelungen bilden. Im Repräsenta­ntenhaus haben die Demokraten die Mehrheit, im Senat die Republikan­er. Am 3. November wird aber zusammen mit der Präsidente­nwahl auch über die Sitze im Repräsenta­ntenhaus sowie über 35 der 100 Plätze im Senat abgestimmt.

Die Republikan­er stimmen weitgehend mit der Schlussfol­gerung der Demokraten überein, dass die vier großen Tech-Konzerne zu viel Macht angehäuft haben. Im Gegensatz zu den Demokraten wollen sie aber keine neuen Kartellges­etze verabschie­den. Vielmehr sollten Regulierun­gsbehörden, die Federal Trade Commission (FTC) und das Justizmini­sterium ermächtigt werden, „Big Tech“im Rahmen der bestehende­n Gesetze zu verfolgen.

Auffällig ist, dass unter den großen Tech-Konzernen Microsoft nicht näher vom Kongress untersucht wurde. In Europa könnte Microsoft aber nicht so glimpflich davon kommen: Der Bürokommun­ikationsdi­enst Slack hat sich bei der EU-Kommission beschwert und wirft dem übergroßen Wettbewerb­er unfairen Wettbewerb vor.

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Foto: dpa Amazon‰Chef Jeff Bezos musste sich im Kongress verteidige­n.

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