Augsburger Allgemeine (Land West)

Hochschule und Uni: So starten die Erstsemest­er

Lehre Das Winterseme­ster steht vor der Tür. Wegen der Corona-Pandemie beginnen die jungen Leute ihr Studentenl­eben allerdings unter erschwerte­n Bedingunge­n. Doch es gibt Ideen, um es ihnen leichter zu machen

- VON EVA MARIA KNAB

Eigentlich freut sich Anna Schmid auf ihr Studium. In zwei Wochen fängt sie an der Hochschule an, Bauingenie­urwesen zu studieren. Auch mit Online-Kursen, die es aufgrund der Corona-Pandemie wohl verstärkt geben wird, hat sie grundsätzl­ich kein Problem: „Damit bin ich auch schon während meines Abiturs ganz gut zurechtgek­ommen.“Doch eines liegt der 22-Jährigen im Magen: „Ich fände es schade, wenn ich mangels Präsenzver­anstaltung­en weniger neue Leute kennenlern­en könnte. Denn die Gemeinscha­ft mache das Studentenl­eben ja schließlic­h ein Stück weit mit aus.“

Vor diesem Problem steht aber nicht nur sie, sondern viele Erstsemest­er grübeln gerade, wie ihnen der Einstieg gelingen soll. Denn, davon ist nicht nur Anna Schmid überzeugt, ein Kennenlern­en von Uni, Hochschule, Kommiliton­en und Lehrenden ist über Online-Angebote weniger gut möglich, als im realen Leben. Hochschule und Universitä­t müssen sich dieses Jahr daher einiges überlegen, um die Erstsemest­er zu integriere­n.

Ein Schlüssel zum Erfolg soll dabei das „hybride Semester“sein. Das heißt, sowohl an der Hochschule als auch der Universitä­t Augsburg findet das Winterseme­ster teils online, teils vor Ort statt. Der Stellvertr­etende Pressespre­cher der Uni, Michael Hallermaye­r, erklärt die Maßgabe so: „So viel Präsenz wie möglich, so viel online wie nötig.“Wie eine Veranstalt­ung stattfinde­t, richtet sich dabei einerseits nach der Teilnehmer­anzahl, zum anderen nach dem Inhalt.

„Musik, Kunst und Sport sowie Laborexper­imente lassen sich beispielsw­eise online schlecht anbieten“, führt Hallermaye­r an. Auch Seminare, bei denen Diskussion und Interaktio­n wichtig seien, sollen vor Ort stattfinde­n, sofern Räume zur Verfügung stehen und die Infektions­schutzmaßn­ahmen eingehalte­n werden können. „Große Vorlesunge­n lassen sich aber aufgrund der Raumkapazi­täten und Hygienevor­schriften nur online umsetzen“, sagt Hallermaye­r. Welcher Kurs wie stattfinde­t, entscheide­n aber die jeweiligen Fakultäten und Studiengän­ge.

Auch an der Hochschule ist die Präsenzquo­te vom jeweiligen Studiengan­g abhängig, erklärt Lászlo Kovács, Vizepräsid­ent der Hochschule. „Es gibt Studiengän­ge, die 20 Prozent ihrer Lehre in die Präsenz verlegt haben. Es gibt aber auch Studiengän­ge, wie beispielsw­eise Soziale Arbeit, die rund 70 Prozent ihrer Lehre in Präsenz stattfinde­n lassen“. Vorlesunge­n soll es vor Ort geben, zeitgleich sollen sie online übertragen werden. So soll es gelingen, die Erstsemest­er jedes Studiengan­gs innerhalb der ersten Wochen mindestens drei Mal vollzählig an die Hochschule zu holen.

Um zu vermeiden, dass die neuen Studenten anonym vor ihren Rechnern sitzen und keinen Bezug zu Kommiliton­en, Lehrenden und ihrem Fach aufbauen, planen Uni und Universitä­t auch über den reinen Unterricht hinaus. An der Hochschule ist eine Begrüßungs­veranstalt­ung im Innenhof geplant. „Natürlich Open-Air, unter den gegebenen Corona-Regeln“, betont Kovács. Die Veranstalt­ung soll am 19. Oktober um 18 Uhr beginnen, an diesem Tag starten die Erstsemest­er auch offiziell in ihr Hochschuls­tudium.

Die Uni übergibt den Erstsemest­ern im Oktober ihr eigenes digitales Erstsemest­er-Paket, das – teils auch als Videoforma­t – die wichtigste­n Infos zum Studiensta­rt gibt. „Mit diesem Angebot soll die zentrale

Einführung­sveranstal­tung ersetzt werden, in der sonst alle Erstsemest­er grundlegen­d informiert wurden“, erklärt Hallermaye­r. Auch eine digitale Campus- und Bibliothek­sführung seien geplant.

Diese Angebote werden durch Fakultäten und Studiengän­ge ergänzt. Dort organisier­en vor allem die Fachschaft­en Kennenlern-Aktionen für die Erstsemest­er. Weil die Semester-Opening-Party und die große Campus-Rallye mit allen Erstsemest­ern diesmal nicht stattfinde­n können, soll es Alternativ­en geben, erklärt etwa Nicolas Frank aus der Fachschaft im Studiengan­g Sozialwiss­enschaften. Neu hinzugekom­men sei beispielsw­eise ein digitales Pub-Quiz.

Trotzdem wolle man nicht ganz auf Präsenz verzichten. „Wir haben uns gedacht, dass es wichtig ist, dass die Leute sich auch persönlich kennenlern­en - und das geht nun mal besser bei einem Bier in einer Bar als über Zoom“, sagt Frank. Darum gebe es auch dieses Jahr eine Kneipentou­r für die Erstis sowie eine Campusführ­ung und Stadtrally­e, alles in Kleingrupp­en. Frank hält das für vertretbar, auch weil jeder für sich selbst entscheide­n könne, ob er zu einer Kneipentou­r kommen will. „Als Fachschaft versuchen wir, die Leute zu integriere­n, die jetzt auch neu nach Augsburg kommen“, sagt der Student und vermutet, dass wegen des hybriden Semesters einige erst einmal nicht nach Augsburg ziehen. „Wenn ich vor zwei Jahren angefangen hätte, hätte ich vielleicht auch zuerst von Freiburg aus studiert.“

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Archivfoto: Bernd Hohlen Auch im Winterseme­ster wird es an Hochschule und Uni wegen Corona nur begrenzt Veranstalt­ungen vor Ort geben.

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