Augsburger Allgemeine (Land West)
Das ist der neue Präsident des Augsburger Landgerichtes
Justiz Andreas Wimmer leitet nun die Geschäfte am Gericht. Dort steht bald eine große Veränderung an
Das Landgericht Augsburg ist derzeit in einer Art Ausnahmesituation, denn die Corona-Krise hat den Justiz-Alltag deutlich verändert. Wer die Gerichtsgebäude betreten will, muss eine Selbstauskunft ausfüllen, in den Gängen herrscht Maskenpflicht, viele Prozesse wurden während der Hochphase der Einschränkungen erst einmal verschoben und müssen nun nachgeholt werden. In dieser Lage ist Andreas Wimmer neuer Präsident des Landgerichtes mit seinen 240 Mitarbeitern geworden, darunter sind gut 70 Richter.
Seit 1. August ist er als Nachfolger von Herbert Veh im Amt. Für den Geschäftsbetrieb sei Corona eine Herausforderung, sagt Wimmer. Es gehe darum, diesen, so gut es geht und so sicher wie möglich, zu gewährleisten. Schließlich steht am Landgericht viel an, nicht zuletzt der Prozess um die tödliche Attacke am Königsplatz, der am 20. Oktober beginnt.
Die Zivilabteilung des Gerichtes sieht sich etwa nach wie vor einer Menge Klagen wegen des DieselSkandals gegenüber, die oftmals äußerst komplex und umfangreich
Knapp 500 offene Verfahren wegen der Abgas-Affäre gebe es derzeit noch, sagt Wimmer. Der Hintergrund: Käufer, deren Autos Motoren mit eingebauter BetrugsSoftware besaßen, zogen in den vergangenen Monaten und Jahren massenhaft vor Gericht. Die Software sorgte dafür, dass die Autos auf dem Prüfstand bessere Abgaswerte hatten als bei normalen Fahrten auf den Straßen. Ohnehin, sagt Wimmer, seien viele Verfahren enorm komplex geworden: Bei großen Wirtschaftsstrafsachen werden mitunter Terabyte an Daten und unzählige Chat- und E-Mail-Nachrichten beschlagnahmt.
Wimmer hatte innerhalb der bayerischen Justiz schon einige verantwortungsvolle Positionen inne. Zuletzt war der 59-Jährige zwei Jahre lang als Präsident des Landgerichtes Landshut tätig, zuvor hatte er sieben Jahre als Leitender Oberstaatsanwalt bei der Generalstaatsanwaltschaft München gearbeitet, wo er Abteilungsleiter für Revisionen und Wirtschaftsstrafsachen war. In Augsburg will er ein Projekt vorantreiben, für das er zuvor in Landshut bereits Erfahrungen gesammelt hat. In Zivilsachen soll bis 2026 die elektronische Akte eingeführt werden, in Landshut lief dazu in den vergangenen Jahren ein Pilotsind. projekt. Ohnehin sei die Digitalisierung in der Justiz ein großes Thema, sagt Wimmer, der für die neue berufliche Aufgabe weniger weit pendeln muss als zuletzt.
Wimmer, der verheiratet ist und zwei erwachsene Söhne hat und privat gerne mit seiner Frau tanzen geht, lebt in Fürstenfeldbruck. Zu Augsburg, sagt er, habe er immer wieder Berührungspunkte gehabt, nicht nur, weil einer seiner Söhne hier studiert habe: „Ich mochte die Stadt mit ihrem besonderen historischen Flair schon immer sehr gerne“. So habe er etwa hier schon eine ganze Reihe von Aufführungen im Theater besucht.