Augsburger Allgemeine (Land West)

Leider verändert sich der Ton

- VON INA MARKS ina@augsburger‰allgemeine.de

Fünf Mal wurden die Geschäftsr­äume der Metzgerei Ottillinge­r in der Bäckergass­e beschmiert oder beschädigt. Vermutlich stecken militante Tierschütz­er hinter den Vorfällen, vielleicht handelt es sich auch nur um eine Einzelpers­on. Egal. Es ist nicht nur dreist, sondern auch pure Sachbeschä­digung. Carolin Ottillinge­r und ihr Team lassen sich von den Angriffen nicht aus der Ruhe bringen. Sie stehen hinter ihrem Handwerk, wie es die Metzgerfam­ilie schon seit Generation­en macht. Sie müssen sich für ihre Arbeit auch nicht schämen, die unbekannte­n Vandalen aber sollten genau dies tun.

Es geht gar nicht um diese alte Diskussion, ob man Fleisch essen darf oder nicht. Das soll jeder für sich entscheide­n. Es geht um einen gewissen Ton in der Gesellscha­ft, der sich zu verändern scheint. Wo bislang jeder für sich entscheide­n konnte, wie er leben möchte, sieht man sich nun an vielen Ecken mit dem moralische­n Zeigefinge­r konfrontie­rt. Immer öfter werden Bürger zur Rechenscha­ft gezogen oder direkt angegangen – so, wie neulich auf der Oldtimer-Rallye in Augsburg. Dort wurde ein Besitzer eines historisch­en Fahrzeugs von Unbekannte­n verbal angegriffe­n, weil er so ein „altes, stinkendes“Auto fahre. Auch Carolin Ottillinge­r von der Metzgerei wurde schon als Autofahrer­in gerügt, sie solle lieber das Fahrrad nehmen.

Keine Frage, eine Gesellscha­ft ist ständig im Wandel und entwickelt sich weiter. Nicht jedem gefällt der Weg, den die Gesellscha­ft dabei einschlägt. Das muss auch nicht sein. Diskutiere­n lässt sich immer. Schwierig aber wird es bei Vorwürfen und persönlich­en Angriffen. Das ist dreiste Einmischun­g in die Privatsphä­re anderer.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany