Augsburger Allgemeine (Land West)
Leider verändert sich der Ton
Fünf Mal wurden die Geschäftsräume der Metzgerei Ottillinger in der Bäckergasse beschmiert oder beschädigt. Vermutlich stecken militante Tierschützer hinter den Vorfällen, vielleicht handelt es sich auch nur um eine Einzelperson. Egal. Es ist nicht nur dreist, sondern auch pure Sachbeschädigung. Carolin Ottillinger und ihr Team lassen sich von den Angriffen nicht aus der Ruhe bringen. Sie stehen hinter ihrem Handwerk, wie es die Metzgerfamilie schon seit Generationen macht. Sie müssen sich für ihre Arbeit auch nicht schämen, die unbekannten Vandalen aber sollten genau dies tun.
Es geht gar nicht um diese alte Diskussion, ob man Fleisch essen darf oder nicht. Das soll jeder für sich entscheiden. Es geht um einen gewissen Ton in der Gesellschaft, der sich zu verändern scheint. Wo bislang jeder für sich entscheiden konnte, wie er leben möchte, sieht man sich nun an vielen Ecken mit dem moralischen Zeigefinger konfrontiert. Immer öfter werden Bürger zur Rechenschaft gezogen oder direkt angegangen – so, wie neulich auf der Oldtimer-Rallye in Augsburg. Dort wurde ein Besitzer eines historischen Fahrzeugs von Unbekannten verbal angegriffen, weil er so ein „altes, stinkendes“Auto fahre. Auch Carolin Ottillinger von der Metzgerei wurde schon als Autofahrerin gerügt, sie solle lieber das Fahrrad nehmen.
Keine Frage, eine Gesellschaft ist ständig im Wandel und entwickelt sich weiter. Nicht jedem gefällt der Weg, den die Gesellschaft dabei einschlägt. Das muss auch nicht sein. Diskutieren lässt sich immer. Schwierig aber wird es bei Vorwürfen und persönlichen Angriffen. Das ist dreiste Einmischung in die Privatsphäre anderer.