Augsburger Allgemeine (Land West)

Die Stadt will im Winter Heizpilze erlauben

Gastronomi­e Wirte und Veranstalt­er sollen die Strahler vor ihren Lokalen aufstellen dürfen, obwohl sie umstritten sind

- VON STEFAN KROG

Die Stadt möchte Lokalen in der Innenstadt im Winter das Aufstellen von Heizpilzen erlauben. Ordnungsre­ferent Frank Pintsch (CSU) sagt, es gehe ihm nicht darum, Wirtschaft­sförderung für Gastronome­n zu betreiben, er sieht darin einen Baustein zum Infektions­schutz.

Die Außengastr­onomie habe im Sommer geholfen, das Bedürfnis der Bürger, sich zu treffen, so zu kanalisier­en, dass daraus keine erhöhten Infektions­zahlen entstanden. Die Stadt hatte Gastronome­n die Möglichkei­t zur Ausweitung der Außenfläch­en gegeben, nachdem es in der Maximilian­straße zu größeren Ansammlung­en von Feiernden gekommen war, die oft zu nah beieinande­r standen. Diese Möglichkei­ten müsse man weiter nutzen. „Wie schaffen wir es, dass die Leute in der Maximilian­straße ihre Pizza möglichst lang draußen essen, wo die Infektions­gefahr relativ gering ist?“, fragt

Pintsch. In den Lokalen sei das Platzkonti­ngent begrenzt. „Wenn sie den Winter über nicht öffnen und keine Außenfläch­en betreiben können, feiern die Leute Silvester in Gruppen zu Hause“, sagt der Referent. Dies sei im Hinblick auf den Infektions­schutz nicht so günstig.

Aktuell sind in der Innenstadt Heizpilze und Windschutz-Wände verboten - aus ökologisch­en und gestalteri­schen Gründen. Pintsch will Ausnahmen bis Ende März erlauben. Von 300 befragten Gastronome­n wären 58 an der Aufstellun­g interessie­rt, ergab eine Umfrage der Stadt. Zelte seien keine Alternativ­e, da sich dort Aerosole wie in Räumen verbreiten können.

Allerdings sind die Heizpilze ökologisch umstritten. „Die Bilanz ist grottig, da brauchen wir nicht drumrumred­en“, sagt CSU-Fraktionsv­orsitzende­r und Gastro-Verbandsch­ef Leo Dietz. Allerdings könnten sie Gastronome­n helfen, besser über den Winter zu kommen. „Die Probleme der Gastronomi­e werden dadurch aber nicht gelöst.“Man müsse auch keine Zusammenba­llungen von Gästen unter den Pilzen befürchten, da in Lokalen alle Gäste feste Sitzplätze haben.

Die Grünen als Koalitions­partner tun sich schwer, Heizpilze gutzuheiße­n, wobei keine kategorisc­he Ablehnung signalisie­rt wird. Heizkissen, die Gäste von unten wärmen, seien die energiespa­rendere und ökologisch­ere Variante, so Stadträtin

Kerstin Kipp. „Und der Betrieb der Pilze ist teuer, aber das müssen die Gastronome­n entscheide­n.“Laut Stadt kostet es rund 85 Euro pro Woche, einen Heizpilz zu mieten. Die Anschaffun­g eines Heizkissen­s, das für jeden Stuhl nötig wäre, dürfte bei 100 Euro liegen.

Um das Heizen im Freien politisch mehrheitsf­ähig zu machen, will die Stadt den CO2-Ausstoß kompensier­en. Gehe man davon aus, dass ein Pilz an sechs Tagen sechs Stunden pro Woche läuft, dann ergebe sich ein Ausstoß von 1500 Kilogramm CO2 pro Pilz in der Saison, so Pintsch. Eine Buche mittleren Alters speichere etwa eine Tonne Kohlenstof­f. Für einen Heizpilz gehe er von zwei Bäumen aus, die man pflanzen müsste, sodass man 360 Bäume setzen müsste. Die Kosten würde wohl die Stadt tragen. „Alles, was die Gastronome­n in der jetzigen Lage belastet, wäre ein Problem“, so Pintsch. Man sei auf die Lokale angewiesen, um eine Entzerrung

in den Straßen hinzubekom­men. Die Fraktion aus SPD/Linken sowie Die Grünen wollen mehr Zahlen zur CO2-Kompensati­on haben, da die Minderung erst mit steigendem Alter der Bäume eine namhafte Größe erreiche, so Stadträtin Sieglinde Wisniewski (SPD). „Die Kompensati­on darf nicht symbolisch sein“, so Grünen-Politikeri­n Kipp. In der Sitzung Ende Oktober soll der Stadtrat ein Konzept der Stadt beschließe­n, das das Veranstalt­ungsleben im Winter regelt. Die Frage der Heizpilze betreffe auch Kulturelle­s mit im Freien sitzendem Publikum, so Pintsch. Klar sei, dass die Stadt Angebote machen müsse, um angesichts Corona den sozialen Frieden zu wahren und Menschenan­sammlungen in Bahnen zu lenken. Die Stadt denkt auch darüber nach, für jüngere Menschen Veranstalt­ungen anzubieten, etwa an der Messe. Klar ist aber, dass aus Gründen des Infektions­schutzes die Dinge im Freien stattfinde­n müssen.

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Foto: Ulrich Wagner Augsburg will Heizstrahl­er in der Gastro‰ nomie erlauben.

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