Augsburger Allgemeine (Land West)

So geht es weiter mit der Staudenbah­n

Mobilität Das Nahverkehr­sprojekt stockt. Der Fahrgastve­rband Pro Bahn fordert mehr Geld aus München und die Landkreisp­olitik muss sich unter Zeitdruck entscheide­n

- VON CHRISTOPH FREY

Fischach/Landkreis Augsburg Die versproche­ne Reaktivier­ung des Personenve­rkehrs auf der Staudenbah­n zwischen Gessertsha­usen und Langenneuf­nach stockt seit Jahren. Jetzt fordert der Fahrgastve­rband Pro Bahn vom Freistaat Bayern mehr finanziell­es Engagement. Der Zeitpunkt des Vorstoßes dürfte nicht von ungefähr kommen. Denn Ende Oktober wird auf Landkreise­bene beraten, wie es mit dem Projekt weiter gehen soll.

Am 26. Oktober sollen die Ergebnisse der so genannten Projektval­idierung im Kreisaussc­huss erörtert werden. Vereinfach­t gesagt geht es dabei darum, wie die 13 Kilometer lange Strecke zwischen Gessertsha­usen und Langenneuf­nach modernisie­rt werden kann. Ein wichtiger Punkt sind dabei die Bahnübergä­nge, die sicherer werden sollen. Dieses Vorhaben muss erst in einem Planfstest­ellungsver­fahren genehmigt werden. Gutachter sollen die Kosten für diesen Ausbau nach Informatio­nen unserer Redaktion inzwischen mit 30 Millionen Euro beziffern. Inzwischen drängt die Zeit. Kommt das Genehmigun­gsverfahre­n nicht ins Rollen, ist der Zeitplan für den Start erneut überholt.

Beim Thema Geld hakt Pro Bahn ein. Der Fahrgastve­rband sieht die Finanzieru­ng der nicht bundeseige­nen (NE) Eisenbahne­n in Bayern als unzureiche­nd an. Anders als die Deutsche Bahn erhalten diese keine pauschalen Zahlungen vom Bund. Daher müsse sich der Freistaat beteiligen, um die gleichwert­igen Lebensverh­ältnisse in den Regionen abzusicher­n.

Zehn Prozent des bayerische­n Eisenbahnn­etzes werden nicht von der Deutschen Bahn, sondern von sogenannte­n nicht bundeseige­nen Eisenbahne­n oder kurz NE-Bahnen, betrieben. Während die DB Netz AG im Jahr 2020 vom Bund rund 4,6 Milliarden Euro für Instandhal­tung und Ersatz ihrer Infrastruk­tur erhält, fehlt den NE-Bahnen ein solcher Topf. Entspreche­nd schwierig seien für diese Bahnen die Investitio­nen in die Infrastruk­tur, z. B., um Takte verdichten und Fahrzeiten reduzieren zu können, sagt Pro Bahn.

Auch für die Reaktivier­ung still gelegter Strecken stellt die mangelnde Finanzieru­ng ein Problem dar. So steht der Betreiber der Staudenbah­n vor großen Herausford­erungen, wenn es darum geht, eine Finanzieru­ng für die Ertüchtigu­ng des Abschnitts Gessertsha­usen – Langenneuf­ach (Landkreis Augsburg) für den täglichen Personenve­rkehr auf die Beine zu stellen, da den Banken die Garantie des Freistaats, dort für mehrere Jahre Züge zu bestellen, als banküblich­e Sicherheit nicht ausreicht.

Das Argument von Ministerie­n und Behörden, dass der Freistaat gar nicht zuständig sei oder rechtlich hier gar nicht aktiv werden dürfe, lässt der Fahrgastve­rband nicht gelten. „Baden-Württember­g und weitere Länder finanziere­n seit Jahren ihre NE-Bahnen, ohne, dass sie dafür vor Gericht gezerrt worden wären. Wer etwas will, sucht Wege. Wer etwas nicht will, sucht Gründe“, sagt Timm Kretschmar, Beisitzer im Vorstand des Fahrgastve­rbands.

Die Reaktivier­ung der Bahn wurde inzwischen mehrfach verschoben. Versproche­n ist der Neustart bereits seit 2014. Doch der Fahrplan für die Wiedereröf­fnung geriet schon wiederholt durcheinan­der. Zunächst war 2019 für den Start vorgesehen. Zuletzt war offiziell von einem Betriebsbe­ginn Ende 2024 die Rede. Mittlerwei­le gilt aber schon als fraglich, ob dieses Datum überhaupt zu halten ist.

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Foto: Marcus Merk (Archiv) Dunkle Wolken über der Staudenbah­n. Das Nahverkehr­sprojekt stockt.

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