Augsburger Allgemeine (Land West)
Griaßt Eich!
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rüß Gott. Griaß Eana. Servus. Habe die Ehre. Spezielle verbale Grußformeln gehören zu Bayern wie Weißwurst und Wieskirche. Und in der Tat, die ordnungsgemäße Begrüßung ist gerade in den ländlichen Regionen ein noch immer wichtiges Thema. Auf das Grüßen legen viele außerhalb der Großstädte Wert.
Glücklicherweise. Denn ein Gruß verbindet und ist Ausdruck der Wertschätzung für den anderen. In Zeiten, in denen dieser Respekt im Strudel der Egoismen versinkt, sollte er vielleicht eher noch an Bedeutung gewinnen. Aber da kommt eine Seuche wie Covid-19 und macht über Nacht beispielsweise den Handschlag als Form der Begrüßung mit Körperkontakt unmöglich. Umarmung oder Wangenkuss sind erst recht ein No-Go. Zu Recht.
Verlernen wir deswegen gar den friedlichen Umgang miteinander? Das Grüßen mittels Händeschütteln stammt aus dem Mittelalter. Ein Ritter streckte dem anderen seine leere rechte Hand entgegen, um zu beweisen, dass er ihm friedlich gesonnen war. Und heute? Auf den Boden oder aufs Handy starrend eilen viele Menschen durch ihren Alltag. Grüßen sich inzwischen nicht einmal mehr mit einem schlichten, wenngleich bei manchem Bayern verpönten „Hallo“. Der schleichende Verlust des Grußes als Symbol für die wachsende Entfremdung in unserer Gesellschaft? In diesem Sinn: Griaßt Eich!