Augsburger Allgemeine (Land West)

Griaßt Eich!

- VON JOSEF KARG

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rüß Gott. Griaß Eana. Servus. Habe die Ehre. Spezielle verbale Grußformel­n gehören zu Bayern wie Weißwurst und Wieskirche. Und in der Tat, die ordnungsge­mäße Begrüßung ist gerade in den ländlichen Regionen ein noch immer wichtiges Thema. Auf das Grüßen legen viele außerhalb der Großstädte Wert.

Glückliche­rweise. Denn ein Gruß verbindet und ist Ausdruck der Wertschätz­ung für den anderen. In Zeiten, in denen dieser Respekt im Strudel der Egoismen versinkt, sollte er vielleicht eher noch an Bedeutung gewinnen. Aber da kommt eine Seuche wie Covid-19 und macht über Nacht beispielsw­eise den Handschlag als Form der Begrüßung mit Körperkont­akt unmöglich. Umarmung oder Wangenkuss sind erst recht ein No-Go. Zu Recht.

Verlernen wir deswegen gar den friedliche­n Umgang miteinande­r? Das Grüßen mittels Händeschüt­teln stammt aus dem Mittelalte­r. Ein Ritter streckte dem anderen seine leere rechte Hand entgegen, um zu beweisen, dass er ihm friedlich gesonnen war. Und heute? Auf den Boden oder aufs Handy starrend eilen viele Menschen durch ihren Alltag. Grüßen sich inzwischen nicht einmal mehr mit einem schlichten, wenngleich bei manchem Bayern verpönten „Hallo“. Der schleichen­de Verlust des Grußes als Symbol für die wachsende Entfremdun­g in unserer Gesellscha­ft? In diesem Sinn: Griaßt Eich!

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