Augsburger Allgemeine (Land West)
Kinobetreiber fordern Lockerung der Auflagen
Die Corona-Pandemie hat den Kinos herbe Einbußen beschert. In einem Brief an Ministerpräsident Markus Söder verlangen die Geschäftsführer der Filmtheater nun geringere Abstände zwischen den Besuchern
Dem Liliom-Betreiber Michael Hehl sind in diesem Jahr nach eigenen Angaben 50 Prozent seines Umsatzes weggebrochen. Das liegt an den 15 Wochen, in denen sein Kino geschlossen war und an den CoronaAuflagen in Bayern. Vor allem das Abstandsgebot von 1,50 Metern zwischen Gästen, die nicht im gleichen Haushalt leben oder als Gruppen zusammengehören, mache ihm zu schaffen, sagt er. Momentan dürfen die beiden Kinosäle des Liliom deshalb nur zu 30 Prozent ausgelastet sein.
Deshalb hat der Augsburger Kinochef einen Brief an Ministerpräsident Markus Söder zusammen mit etwa 20 weiteren bayerischen Betreibern unterzeichnet. Die Verfasser fordern eine Lockerung der Corona-Regeln. Hehl ist besonders die Forderung nach einer Reduzierung des Abstands auf einen Meter wichtig. Dadurch hätten doppelt so viele Besucher im Saal Platz als bisher. Nach den Erfahrungen der vergangenen Monate sieht der Augsburger „Kinos als sichere Orte der Kultur und der Unterhaltung“. Die im Brief geforderte Abstandsreduzierung gilt bereits in einigen Bundesländern, etwa in Niedersachsen.
Durch den derzeit in Bayern geltenden Abstand von 1,50 Metern rechnen auch die Filmverleiher mit Umsatzeinbußen, weil weniger Menschen in die Kinosäle passen. Geplante Filmstarts wurden deswegen immer wieder verschoben. die Bewerbung der Filme, ebenfalls durch die Verleiher, habe laut Hehl abgenommen. „Wenn gute Filme laufen, dann kommen die Leute auch. Als ‘Tenet’ lief, hat
wir drei Wochen lang so viele Kinogäste, dass wir teilweise die Menschen wieder nach Hause schicken mussten“, sagte Hehl. Und er ergänzt: „Im Oktober des vergangeAuch nen Jahres hatten die bayerischen Kinos mit ‘Joker’ und ‘Parasite’ zwei sehr gut besuchte Filme im Programm, in diesem Jahr fehlen ‘James Bond’ und ‘Dune’ (ein Sciten ence-Fiction-Film von Denis Villeneuve) schon.“Die beiden Filmstarts wurden verschoben. Hehl glaubt, dass ein höheres Platzangebot in den Kinos die Filmverleiher dazu anregen könnte, die verschobenen Filme jetzt zu starten – ein Kreislauf, der den Kinobetreibern und Filmverleihern zugutekäme.
Auch in den Cineplex-Kinos in Königsbrunn und Meitingen gab es in den vergangenen Wochen Situationen, in denen Gäste keinen Platz mehr bekommen haben. Deswegen stimmen die Betreiber der Kinogruppe Rusch, auch wenn sie von dem Söder-Brief nichts gewusst haben, den Forderungen größtenteils zu: „Mit den aktuellen Maßnahmen, vor allem dem Abstand von 1,50 Metern, kann kein Kinobetreiber arbeiten“, sagt Susanne Schubert, Marketingleiterin der Kinogruppe.
Manche Säle seien im schlechtesten Fall nur zu 20 Prozent ausgelastet, je nachdem, wie viele Einzelpersonen sich den Film anschauen. Das liege daran, dass jeder Besucher oder jede Gruppe drei Plätze Abstand zum nächsten Gast halten müsse: „Wir haben ganz genau gemessen, und wenn ein paar Zentimeter zu 1,50 Metern fehlen, dann muss noch ein weiterer Platz freigelassen werden“, erklärt Schubert das Problem.
Die Abstände in den Sälen seien dadurch sogar größer als gefordert. Von den Betreibern des Kinodreiecks Augsburg war zu dem Thema trotz mehrmaliger Anfrage keine Stellungnahme zu bekommen.