Augsburger Allgemeine (Land West)
Theater: Kaufmännischer Direktor geht nach Hamburg
Friedrich Meyers Vertrag in Augsburg war gerade erst um fünf Jahre verlängert worden. Nun wechselt er an ein sehr renommiertes Haus. Was Intendant und Oberbürgermeisterin sagen
Augsburg Vier Jahre lang war er der „Herr der Zahlen“am Theater, während seiner Dienstzeit wurde das Augsburger Vierspartenhaus (Schauspiel, Musiktheater, Ballett, Konzert) zum Staatstheater erhoben. Nun verlässt Geschäftsführender Direktor Friedrich Meyer die Stadt noch vor Ablauf seiner Vertragszeit: Im August 2021 wechselt er ans Schauspielhaus Hamburg und damit an eines der renommiertesten und größten Theater Deutschlands.
„Sie können mir glauben: Leicht fiel mir diese Entscheidung nicht“, sagte der 49-Jährige am Freitag auf AZ-Anfrage. Er habe von der Ausschreibung der Stelle in Hamburg zunächst gar nichts gewusst – bis das Schauspielhaus von sich aus auf ihn zukam. Für Meyer bot sich damit nach eigener Aussage eine „Riesenchance“:
„Hamburg ist eine tolle Stadt, die noch dazu nahe an meiner Geburtsstadt Berlin liegt.“
Eine Rolle dürften sicherlich auch andere Dinge gespielt haben: Zum einen ist das Hamburger Theater mit seiner Intendantin Karin Beier finanziell um einiges besser aufgestellt als Augsburg. Zum anderen muss sich Meyer dort nicht mehr mit einer Sanierung und einem möglichen Bürgerbegehren beschäftigen. Die Situation in Augsburg habe auf seine Entscheidung zwar keinen Einfluss gehabt, sagt Meyer. Man darf aber davon ausgehen, dass die Situation der letzten Jahre für die Leitung des Augsburger Kulturhauses schwierig war und weiter bleibt.
Wohl auch deshalb war Meyers Vertrag in Augsburg gerade erst um fünf Jahre verlängert worden – bis August 2026. Der 49-Jährige kennt das Augsburger Haus und ist mit der
Sanierungsthematik vertraut, auch wenn deren Finanzierung in erster Linie Aufgabe von Stadt und Freistaat ist. Wäre Meyer bis zum Auslaufen seines Vertrags geblieben, hätte er wohl auch den Umzug ins neue Theaterzentrum am Kennedyplatz mitmachen können. Bleibt es bei den bisherigen Planungen, soll die Sanierung bis dahin abgeschlossen sein.
Meyer hatte sich 2015 im Tandem mit André Bücker um die Leitung des Augsburger Theaters beworben. Zuvor hatten die beiden in Dessau zusammengearbeitet. Insgesamt waren Bücker und Meyer fast zehn Jahre lang ein berufliches Team. Entsprechend bedauerlich ist
Meyers Entscheidung für Bücker: „Natürlich tut es mir sehr leid, dass wir nicht mehr zusammenarbeiten. Aber wenn man ans Schauspielhaus Hamburg gehen kann, was will man da machen? Das ist einfach eine tolle Chance.“
Die Stelle in Augsburg soll so schnell wie möglich ausgeschrieben werden. Da das Staatstheater als Stiftung geführt wird, in der Freistaat und Stadt gleichermaßen verantwortlich sind, wird die Ausschreibung in Abstimmung zwischen München und Augsburg erfolgen. Die Umstellung vom städtischen Theater zur Stiftung will Meyer in seinem letzten Jahr in Augsburg noch zu Ende bringen. „Da läuft noch einiges, was man gar nicht sieht.“Bis Ende der gerade gestarteten Spielzeit sei das Haus aber in einem Zustand, in dem man es guten Gewissens verlassen könne, sagt Meyer. Oberbürgermeisterin Eva Weber hat Meyer nach eigener Aussage als kompetenten Kollegen schätzen gelernt und bedauert seinen Weggang. „Es handelt sich dabei aber um eine persönliche Entscheidung von Herrn Meyer, welche die Stadt natürlich respektiert.“
In Hamburg freut man sich auf den Start des „versierten Theaterexperten“(Kultursenator Carsten Brosda), der Theater laut Hamburgs Intendantin Beier „nicht nur in Glanzzeiten, sondern auch in Krisenzeiten kennt“. Friedrich Meyer wird mit Partnerin und drei Kindern nach Hamburg ziehen, „in dieser Spielzeit aber bin ich erst noch voll da in Augsburg“. Dennoch freue er sich dann auch darauf, „eines der bedeutendsten Schauspielhäuser im deutschsprachigen Raum weiter für die Zukunft zu profilieren“.