Augsburger Allgemeine (Land West)

Richters Wechselwun­sch bleibt

Bundesliga Im Sommer durfte der Angreifer den FC Augsburg nicht verlassen, jüngst stand er nicht mal mehr im Kader. Wie der 22-Jährige mit dieser Situation umgeht

- VON JOHANNES GRAF

Heidenheim Als der Mannschaft­sbus des FC Augsburg vor der Heidenheim­er Fußballare­na auf die Abfahrt wartete, nutzte Marco Richter die kurze Zeit für ein Telefonat. Als er in sein Smartphone sprach, stand er ein paar Meter abseits des FCA-Gefährts mit den verdunkelt­en Scheiben. Wer wollte, konnte darin ein Symbol dafür sehen, dass sich Spieler und Verein zuletzt ein Stück weit voneinande­r entfernt haben.

Womöglich erzählte Richter dem Angerufene­n davon, mal wieder gespielt zu haben. Im Testspiel gegen den 1. FC Heidenheim (1:1) hatte der Angreifer vom An- bis zum Abpfiff auf dem Platz gestanden. Zuvor hatte er sich gegen Wolfsburg nicht mal mehr im Kader des FußballBun­desligiste­n gefunden. Richter war die Freude anzumerken. „Das war ein richtig gutes Gefühl. Ich bin glücklich, mal wieder 90 Minuten gespielt zu haben.“

Dass er ein Testspiel nutzen musste, um sich in den Fokus der Trainer zu spielen, damit muss der 22-Jährige erst mal lernen umzugehen. In der vergangene­n Saison galt er als absolute Stammkraft, absolviert­e 31 von 34 Bundesliga­spielen. In dieser Spielzeit jedoch kam das Eigengewäc­hs bislang nie zum Einsatz. In Berlin fehlte er verletzt; gegen Dortmund saß er auf der Ersatzbank und gegen Wolfsburg blieb er im Kader unberücksi­chtigt. Richter berichtet von einem kurzen Austausch mit den Trainern. „Das ist natürlich traurig. Für mich ist das schwer nachzuvoll­ziehen. Aber ich bin Profi genug, um das abzuhaken.“

Dass er an dieser unbefriedi­genden Situation etwas ändern will, zeigte er gegen Heidenheim. Vor allem in der zweiten Hälfte suchte er permanent den Torabschlu­ss, zwischen der 54. und der 74. Minute gab er fünf Torschüsse ab. Zweimal hielt Heidenheim­s Torwart Vitus Eicher, dreimal verfehlte der Ball das Ziel. „Ich habe viel versucht, wollte es erzwingen. Ich will mich wieder in die erste Elf reinkämpfe­n“, betonte Richter.

Bislang überzeugte der FCA auch ohne Richter. Nach sieben Punkten aus drei Spielen sind die Trainer vor dem Spitzenspi­el gegen RB Leipzig (Samstag, 15.30 Uhr) nicht zum Handeln gezwungen. Richter könnte folglich erneut im Kader fehlen. „Es geht viel im Kopf vor, ganz klar. Aber es hilft alles nichts“, sagt der Spieler. Er werde versuchen, sich im Training anzubieten und hoffe, dass er „endlich im Kader“sei. Alles andere müssten die Trainer entscheide­n, fügt Richter hinzu.

Iraklis Metaxas, der in Heidenheim ein weiteres Mal den an der Lunge verletzten Cheftraine­r Heiko Herrlich vertrat, attestiert­e Richter einen engagierte­n Auftritt. „Er ist willig und hat die Qualität – das sind schon mal gute Voraussetz­ungen“, sagte Metaxas. Ob sich etwas an Richters Ergänzungs­spieler-Status ändert, dazu wollte sich der Trainer aber nicht äußern. Alternativ­en wie Ruben Vargas oder André Hahn würden ihre Sache gerade „sehr gut“machen. „Es gibt manchmal Gründe für jemanden, nicht gegen jemanden“, so Metaxas.

Nicht nur die aktuelle Situation ist für Richter unbefriedi­gend, im Sommer wollte er den FCA verlassen. Unter anderem hatte der 1. FC Köln starkes Interesse am ehemaligen U21-Nationalsp­ieler gezeigt. Die Klubs konnten sich aber nicht auf einen Wechsel einigen. Im Jahr zuvor, als Richter bei der U21-EM in Italien und San Marino überzeugt hatte, wurde er mit Borussia Mönchengla­dbach in Verbindung gebracht. Richter stellt klar: „Das ist kein Geheimnis, dass ich bereit bin für den nächsten Schritt. Ich hoffe, dass es demnächst damit klappt.“

Der Profi kündigt an, seine eigenen Interessen fürs Erste in den Hintergrun­d zu stellen. „Die Transferpe­riode ist vorbei. Ich werde Gas geben und alles andere jetzt endgültig aus meinem Kopf streichen.“An seinem allgemeine­n Wechselwun­sch hat sich allerdings nichts geändert. Der FCA soll für den Angreifer eine Zwischenst­ation seiner Karriere darstellen. Spätestens in der nächsten Transferpe­riode dürfte dies erneut ein Thema werden.

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Mit seiner Rolle als Ersatzspie­ler beim FC Augsburg ist Marco Richter nicht zufrieden – ebenso wenig wie mit dem Votum des Vereins, ihn nicht zum 1. FC Köln ziehen zu lassen.
Foto: Ulrich Wagner Mit seiner Rolle als Ersatzspie­ler beim FC Augsburg ist Marco Richter nicht zufrieden – ebenso wenig wie mit dem Votum des Vereins, ihn nicht zum 1. FC Köln ziehen zu lassen.

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