Augsburger Allgemeine (Land West)
Nadal zieht mit Rekordhalter Federer gleich
Tennis In einem Finale der Superlative gewinnt der Spanier seinen 20. Grand-Slam-Titel. Besser hat er wohl nie gespielt
Paris Was für eine unglaubliche Machtdemonstration des Königs der Sandplätze. Mit seinem 100. EinzelSieg in Paris hat Rafael Nadal zum 13. Mal die French Open gewonnen. Gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic setzte sich der 34 Jahre alte Spanier am Sonntag in einem erstaunlichen Endspiel mit 6:0, 6:2, 7:5 durch.
„Sorry für heute“, sagte Nadal in einer ersten kurzen Ansprache auf dem Platz. Mit seinem 20. GrandSlam-Titel zog Nadal mit dem Schweizer Rekordhalter Roger Federer gleich. „Daran denke ich heute aber nicht. Für mich ist das Wichtigste der Roland-Garros-Sieg. Hier habe ich die wichtigsten Momente meiner Karriere erlebt, dieses Turnier hat mich inspiriert“, sagte er nach seinem 999. Sieg auf der Tour und seinem 60. Titel auf Asche. „Ich habe Rafael Nadal noch nie besser Tennis spielen sehen auf Sand“, sagte Boris Becker bei Eurosport.
Das Finale der Superlative erfüllte vom ersten Ballwechsel an vom Niveau her sämtliche Erwartungen – vom Ergebnis am Ende natürlich nicht. Was die beiden Final-Protagonisten in der ersten halben Stunde darboten, war Sandplatz-Spektakel par excellence. Sechs Minuten dauerte das Premierenspiel, dann hatte seinem Gegenüber gleich den ersten Aufschlag abgenommen. Nach 41 Minuten stand es 5:0 für Nadal – und das, obwohl Djokovic nicht einmal schlecht spielte. Aber die Leistung des Linkshänders aus Mallorca war mit „phänomenal“noch untertrieben umschrieben. Einen Tag nach den Titelgewinnen des deutschen Doppels Kevin Krawietz und Andreas Mies und der Polin Iga Swiatek im Damen-Einzel nutzte Nadal unter dem wegen Regens geschlossenen Dach über dem Court Philippe Chatrier nach einer Dreiviertelstunde den Satzball zum 6:0.
In der schier endlosen Historie ihNadal rer Duelle, die 2006 im Viertelfinale der French Open begann und am Sonntagnachmittag ihre 56. Auflage erlebte, war es erst das zweite Mal, dass einer der beiden Rivalen einen Satz mit 6:0 gegen den anderen gewann. Kein anderes Match gab es in der Geschichte des Profi-Tennis häufiger als den Vergleich zwischen
Djokovic und Nadal. In diesem Jahr bedeutete dies: Nummer eins gegen Nummer zwei, der Jahresbeste gegen den Roland-Garros-Regenten, der 17-malige Grand-Slam-Champion gegen den 19-maligen MajorSieger.
Zum Auftakt des zweiten Durchgangs schaffte der Serbe dann endlich seinen ersten Punkt. Aber zum 2:1 gelang Nadal in Durchgang zwei das erste Break. Er machte einfach weiter und ließ Djokovic zwischendurch fast bemitleidenswert aussehen. 48 Minuten dauerte Durchgang eins, 47 Minuten Durchgang zwei – und es stand 6:0, 6:2. Nadal verschwand für einen kurzen Augenblick in der Umkleidekabine, seiner Konzentration schadete dies zunächst nicht.
Im dritten Satz musste Djokovic zum 2:3 erneut einen Aufschlagverlust hinnehmen, doch diesmal konterte er mit seinem ersten Break zum 3:3. Mit rudernden Armbewegungen animierte er die Zuschauer (und sich selbst) und leistete noch einmal Gegenwehr. Bis zum 5:5 hielt er den Satz offen, doch dann bescherte ein Doppelfehler Nadal das Break zum 6:5. Gegen diesen Nadal an diesem Tag reichte Djokovics Leistungssteigerung nicht mehr.