Augsburger Allgemeine (Land West)

Aktivisten des Klimacamps besetzen einen Baum

Aktion 24 Stunden wollen die jungen Umweltschü­tzer an einer Linde in der Fuggerstra­ße ausharren. Mit Plakaten machen sie auf ihre Anliegen aufmerksam. Was dahinter steckt

- VON INA MARKS

Nur kurz hängen zwei Klimaaktiv­isten am späten Samstagabe­nd in der Baumkrone der Linde neben dem alten Justizgebä­ude in der Fuggerstra­ße. Sie und ihre Mitstreite­r halten für ein Foto die selbstbema­lten Plakate in die Höhe. Dann lassen sie sich an den Seilen wieder herunter und bleiben auf dem Boden. Aktivisten des Klimacamps haben den Baum für 24 Stunden besetzt. Anlass dieser Aktion war die mögliche Fällung einer alten Trauerweid­e am Kaufbach. Wie berichtet, kämpft dort die 77 Jahre alte Renate Demmelmair gemeinsam mit weiteren Anwohnern um den Erhalt des großen Baumes.

Ursprüngli­ch planten die Kimaaktivi­sten auch die Trauerweid­e am Kaufbach zu besetzen, aber aus Rücksicht auf die Bewohner eines nahe gelegenen Seniorenhe­ims verzichtet­en sie darauf. Stattdesse­n wählten sie den Baum in der Fuggerstra­ße, die vom Königsplat­z zum Theater führt. „Es gibt einen Beschluss, dass diese Bäume in der Fuggerstra­ße auch gefällt werden sollen – insofern passt das auch, dass wir hier sind“, meint Ingo Blechschmi­dt, Mitinitiat­or des Augsburger Klimacamps. Mitgefühl hätten sie mit Renate Demmelmair. „Auch von uns haben manche eine tolle Kindheitse­rinnerung an die Trauerweid­e am Kaufbach.“

Die Aktivisten hätten der Anwohnerin ihre Handynumme­rn gegeben. Falls die Fällung dort durchgefüh­rt werden sollte, werde man die Trauerweid­e besetzen, informiert Blechschmi­dt. Die Klimaschüt­zer glauben der Aussage aus dem städtische­n Baureferat nicht unbedingt, dass in den nächsten Jahren keine Arbeiten an der Uferwand im Bereich der angesproch­enen Weide geplant seien. Die jungen Aktivisten haben kein Vertrauen in die Stadt.

„Die Stadtregie­rung ist in ihrem

Handeln unauthenti­sch. Seit zwei Jahren wird gesagt, wie wichtig ihr der Klimaschut­z ist, aber das Pariser Klimaabkom­men wird um den Faktor drei überschrit­ten“, schimpft der Klimacamp-Mitinitiat­or und kritisiert zudem den Umgang der Stadt mit ihren Bäumen. Er erinnert etwa an die Fällungen am Herrenbach.

Es sind rund zwölf Protestier­ende, die sich kurz nach 21 Uhr um die Linde in der Fuggerstra­ße scharen. Auf einem ihrer Plakate steht geschriebe­n: „Frau Demmelmair’s Trauerweid­e: Bleibt! Alleebäume in der Fuggerstra­ße: Bleiben! Danni: Bleibt! Alle Bäume bleiben.“Mit „Danni“meinen die KlimacampT­eilnehmer den Dannenröde­r Forst in Hessen, in dem gerade Rodungsmaß­nahmen für den Bau der Autobahn A49 durchgefüh­rt werden. Man wolle sich in Augsburg mit den Protestier­enden dort solidarisc­h zeigen, so Blechschmi­dt. In der Nacht auf Sonntag wird es kalt. Die jungen

Aktivisten wechseln sich in Schichten unter dem Baum ab. Gerne wären sie für ihre Aktion in die Baumkrone geklettert. Doch offenbar gab es vorher eine Besprechun­g mit der Polizei. „Wir wollten die behördlich­en Vorgaben nicht überreizen“, sagt Blechschmi­dt.

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Foto: Stefan Puchner Aktivisten des Klimacamps besetzen am Samstagabe­nd in der Fuggerstra­ße einen Baum.

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