Augsburger Allgemeine (Land West)

Galerie zeigt Feinarbeit zweier Künstlerin­nen

Ausstellun­g Neben einer umfangreic­hen eigenen Sammlung von Kunstwerke­n bietet die Schwäbisch­e Galerie des Museums Oberschöne­nfeld immer wieder auch einzelnen Künstlern ein Forum – diesmal Beatrix Eitel und Ursula Geggerle-Lingg

- VON GERALD LINDNER

Oberschöne­nfeld Unter dem Motto „Zweimal konkret“haben die beiden Künstlerin­nen Objekte, Installati­onen, Bilder und Zeichnunge­n aus den letzten fünf Jahren zusammenge­stellt. Viele der Arbeiten werden in Oberschöne­nfeld erstmals ausgestell­t. Die meisten Arbeiten entstanden im Hinblick auf die Ausstellun­g. „Ausgehend von Linie, Fläche und Raum schufen die beiden Künstlerin­nen geometrisc­h erscheinen­de Bildwelten, die miteinande­r in Dialog treten“, erläutert Kunsthisto­rikerin Mechthild Müller-Hennig, wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin im Museum Oberschöne­nfeld.

Sowohl Beatrix Eitel als auch Ursula Geggerle-Lingg verwenden sich wiederhole­nde Module. Das können Muster sein, die in verschiede­nen Arbeiten von nahezu mikroskopi­scher Größe zu raumgreife­nden Elementen kombiniert werden. Dazu verarbeite­n sie Gebrauchsm­aterialien, zum Beispiel Karton, Teppich-Unterseite­n oder Trinkhalme.

Im Werk von Beatrix Eitel spielt die Zeichnung eine zentrale Rolle. Sie ordnet stark reduzierte Elemente in Serien hintereina­nder an. So entsteht der Eindruck, dass diese sich unendlich fortsetzen können. Sie vermeidet dabei allerdings, das bei den Wiederholu­ngen Langeweile eintritt, indem sie in ihre Arbeiten kleine Abweichung­en einbaut, die wiederum neue Strukturen generieren. In ihren gefalteten und teilweise perforiert­en Papierarbe­iten spielt Beatrix Eitel mit der Gegenübers­tellung von Kreisen und Kreuzen, die dann durch Überlageru­ngen miteinande­r verschmelz­en. Eine Art Relief entsteht dadurch.

Am spektakulä­rsten ist allerdings ihre voluminöse Deckenarbe­it

„Cloud“, zu sehen im ersten Stock der Schwäbisch­en Galerie: Auf mehreren Quadratmet­ern hat sie in exakten Abständen 6400 PlastikTri­nkhalme angeordnet. Diese ragen gleichsam wie Stalaktite­n einer Tropfstein­höhle nach unten. Diese akribische Feinarbeit ist für die Künstlerin keine Anstrengun­g, sondern vielmehr ein meditative­r Akt.

Beatrix Eitel ist 1964 in Kronstadt/Rumänien geboren und studierte an der FH München von 1981 bis 1988 Kommunikat­ionsdesign. Seit 1992 ist sie freischaff­end tätig und lebt seit 2007 in Büttelbrun­n im Landkreis Weißenburg-Gunzenhaus­en. Ihre Arbeiten waren unter anderem schon im Rathaus Stadtberge­n sowie beim Kunstpfad Donau-Ries zu sehen.

Ursula Geggerle-Lingg arbeitet teilweise mit vorgefunde­nen Materialie­n, die sie verfremdet. Für sie zählt das Ergebnis der Arbeit, nicht der Weg, welcher dazu führte. Dabei verwendet sie auch serielle Aneinander­reihungen. Kreuzungsp­unkte zwischen senkrechte­n und waagrechte­n Linien verweisen ins Unendliche und lassen Gitterstru­kturen entstehen. Diese finden eine Fortsetzun­g in den Fliesen des Bodens in der Schwäbisch­en Galerie. Denn die Künstlerin gliedert stets konsequent ihre Installati­onen in den jeweiligen Ausstellun­gsraum ein.

Bei ihren Bildern arbeitet sie reduziert auf zwei bis drei Farben und lässt dadurch das jeweilige Motiv besonders prägnant erscheinen.

Dicht angeordnet­e Kreuzungsp­unkte können dabei den Eindruck textiler Gewebe vermitteln. In lockerer Struktur ensteht eher Transparen­z und Tiefe. Doch immer erscheinen ihre Malereien wie Ausschnitt­e aus einem größeren Zusammenha­ng.

Ursula Geggerle-Lingg ist 1957 in Neu-Ulm geboren und studierte von 1978 bis 1980 Freie Malerei an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg. Seit 1984 ist sie freischaff­end tätig, seit 1978 lebt sie in Wertingen. Sie wurde bereits mit mehreren Kunstpreis­en ausgezeich­net.

Die Ausstellun­g „Zweimal konkret“ist noch bis zum Sonntag, 22. November, jeweils Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Im umfangreic­hen Begleitpro­Auch gramm von Museum und Galerie Oberschöne­nfeld angeboten werden neben einem virtuellen Rundgang für die Ausstellun­g auch Sonntagsfü­hrungen: Am 25. Oktober von 15 bis 17 Uhr sind beide Künstlerin­nen anwesend, es gilt bei maximale Teilnehmer­zahl wie beim regulären Museumsbes­uch. Am 1. November gibt es Führungen für jeweils maximal fünf Teilnehmer um 11/14/15.30 Uhr sowie am Sonntag, 22. November, von 15 bis 16 Uhr.

Telefonisc­he Anmeldung unter der Telefonnum­mer 08238/30010 ist für beide Führungen erforderli­ch. Ein Künstlerge­spräch wird schließlic­h am Sonntag, 15. November, um 15 Uhr angeboten. Auch hier ist eine telefonisc­he Anmeldung nötig.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Die Installati­on „Altes Leinen“von Ursula Geggerle‰Lingg erweckt mit dem Gitter ei‰ ner Teppich‰Unterseite dein Eindruck einer textilen Struktur.
Foto: Marcus Merk Die Installati­on „Altes Leinen“von Ursula Geggerle‰Lingg erweckt mit dem Gitter ei‰ ner Teppich‰Unterseite dein Eindruck einer textilen Struktur.
 ?? Foto: Marcus Merk ?? Die Deckeninst­allation „Cloud“von Beatrix Eitel besteht aus 6400 Plastik‰Trinkhal‰ men.
Foto: Marcus Merk Die Deckeninst­allation „Cloud“von Beatrix Eitel besteht aus 6400 Plastik‰Trinkhal‰ men.

Newspapers in German

Newspapers from Germany