Augsburger Allgemeine (Land West)
Ende eines KultAteliers nach 23 Jahren
Umzug Die Deuringer Künstlerin Brigitte Heintze muss ihre Künstlerwerkstatt in Stadtbergen aufgeben. Wie es weitergeht
Stadtbergen Großformatige Gemälde an den Wänden, spannende Schwarz-Rot-Kompositionen auf den Tischen – und nicht zuletzt jede Menge Farbsprenkel auf dem Boden, welche von unzähligen Arbeiten der renommierten Künstlerin zeugen. Doch mit dieser bunten Vielfalt an Eindrücken ist nun mit einem Mal Schluss. Die Deuringer Künstlerin Brigitte Heintze muss aufgrund des beschlossenen Hausabrisses nach 23 Jahren ihr Atelier am Oberen Stadtweg räumen, welches nicht nur für die Stadtberger Kunstliebhaber längst zu einer festen Institution der Stadt geworden war. Ein letztes Mal hatten die Besucher dort noch die Gelegenheit, „100 Kunstwerke für 100 Euro“zu erwerben und der ehemaligen Stadträtin sowie Kunstbeauftragten ihre guten Wünsche für die Zukunft auszusprechen, die von nun an in der Stadt Augsburg angesiedelt ist.
Und diese Zukunft sieht Brigitte Heintze noch mit etwas gemischten Gefühlen. „Freiwillig würde ich hier niemals rausgehen“, sagt sie dazu. „Doch es ist jetzt eine gute Gelegenheit für mich zu schauen, was alles noch hier ist – und alles nochmals Revue passieren zu lassen.“Nach dem ersten Schock über den geplanten Abriss zeigt sich die Künstlerin mittlerweile jedoch sehr viel zuversichtlicher, hat sie doch in der ehemaligen Gögginger Textilfabrik Ackermann Räumlichkeiten für ein neues Atelier gefunden.
Doch nicht nur ihre Stadtberger Kreativwerkstatt hat Brigitte Heintze nun zwangsweise aufgegeben, sondern auch ihre Arbeit als Kunstbeauftragte der Stadt. So hofft die Künstlerin, wieder ausgiebig verreisen zu können, sich auf ihr kreatives Schaffen zu konzentrieren und nicht mehr allzu viel im Kopf haben zu müssen. Mit dem Umzug nach Augsburg möchte sie „einfach nochmals ganz neu durchstarten“, wie sie selbst sagt. Dabei hofft Heintze, schon Ende Oktober das neue Atelier beziehen zu können und dort nach und nach von Grund auf wieder alles aufzubauen.
Und wie viele Facetten das Gesamtwerk
von Brigitte Heintze in sich vereinigt, zeigt alleine bereits ein Blick in ihr (noch) existierendes Stadtberger Atelier: Obwohl die Werke immer irgendwo ihre ganz persönliche Handschrift tragen, sind hier zahlreiche unterschiedliche Darstellungsformen zu sehen, die mit unterschiedlichsten Techniken in Szene gesetzt worden sind – von fast schon realistischen Momentaufnahmen finnischer Wälder über großformatige Gemälde, die an geheimnisvolle Landkarten erinnern, bis hin zu abstrakten Druckgrafiken mit reduzierter Farbigkeit, welche viel Raum für eigene Interpretationen und ganz persönliche Gefühlswelten lassen. Dabei arbeitet die Deuringer Künstlerin immer wieder auch mit ganz besonderen Techniken, die selbst der Kunstszene wohl eher ungewöhnlich erscheinen mögen. So etwa hatte Brigitte Heintze Dias in Finnland gemacht, diese in kleine Schnipsel geschnitten, völlig neu zusammengesetzt – um daraus schließlich Fotografien zu entwickeln, die zur Grundlage späterer Gemälde wurden. „Vor 20 Jahren habe ich noch komplett abstrakt gearbeitet, doch nach meiner Finnlandreise hat sich das grundlegend geändert“, erläutert Heintze. Ob sich ihre Kunst noch weiterentwickelt, wenn sie ihr neues Arbeitsumfeld in Göggingen bezogen hat? Ein erster Einblick dazu könnte bereits eine am 14. November im Glaspalast stattfindende Konzertveranstaltung mit Festivalcharakter sein, die seitens der Augsburger Gesellschaft für Neue Musik organisiert worden ist. Neben zahlreichen Musikern wird dort auch Brigitte Heintze mit ihrer Kunst vertreten sein. Seitens der Künstlerin selbst ist in dieser Hinsicht jedenfalls ein gesunder Optimismus zu verspüren: „Ich hoffe, dass jetzt nochmals eine richtig gute Ära beginnt!“, sagt sie zuversichtlich – und lässt noch einmal einen Blick über ihr angetrautes Atelier schweifen, dass 23 Jahre lang ein fester Bestandteil der Stadtberger Kunstszene war.