Augsburger Allgemeine (Land West)

Ende eines Kult‰Ateliers nach 23 Jahren

Umzug Die Deuringer Künstlerin Brigitte Heintze muss ihre Künstlerwe­rkstatt in Stadtberge­n aufgeben. Wie es weitergeht

- VON THOMAS HACK

Stadtberge­n Großformat­ige Gemälde an den Wänden, spannende Schwarz-Rot-Kompositio­nen auf den Tischen – und nicht zuletzt jede Menge Farbsprenk­el auf dem Boden, welche von unzähligen Arbeiten der renommiert­en Künstlerin zeugen. Doch mit dieser bunten Vielfalt an Eindrücken ist nun mit einem Mal Schluss. Die Deuringer Künstlerin Brigitte Heintze muss aufgrund des beschlosse­nen Hausabriss­es nach 23 Jahren ihr Atelier am Oberen Stadtweg räumen, welches nicht nur für die Stadtberge­r Kunstliebh­aber längst zu einer festen Institutio­n der Stadt geworden war. Ein letztes Mal hatten die Besucher dort noch die Gelegenhei­t, „100 Kunstwerke für 100 Euro“zu erwerben und der ehemaligen Stadträtin sowie Kunstbeauf­tragten ihre guten Wünsche für die Zukunft auszusprec­hen, die von nun an in der Stadt Augsburg angesiedel­t ist.

Und diese Zukunft sieht Brigitte Heintze noch mit etwas gemischten Gefühlen. „Freiwillig würde ich hier niemals rausgehen“, sagt sie dazu. „Doch es ist jetzt eine gute Gelegenhei­t für mich zu schauen, was alles noch hier ist – und alles nochmals Revue passieren zu lassen.“Nach dem ersten Schock über den geplanten Abriss zeigt sich die Künstlerin mittlerwei­le jedoch sehr viel zuversicht­licher, hat sie doch in der ehemaligen Gögginger Textilfabr­ik Ackermann Räumlichke­iten für ein neues Atelier gefunden.

Doch nicht nur ihre Stadtberge­r Kreativwer­kstatt hat Brigitte Heintze nun zwangsweis­e aufgegeben, sondern auch ihre Arbeit als Kunstbeauf­tragte der Stadt. So hofft die Künstlerin, wieder ausgiebig verreisen zu können, sich auf ihr kreatives Schaffen zu konzentrie­ren und nicht mehr allzu viel im Kopf haben zu müssen. Mit dem Umzug nach Augsburg möchte sie „einfach nochmals ganz neu durchstart­en“, wie sie selbst sagt. Dabei hofft Heintze, schon Ende Oktober das neue Atelier beziehen zu können und dort nach und nach von Grund auf wieder alles aufzubauen.

Und wie viele Facetten das Gesamtwerk

von Brigitte Heintze in sich vereinigt, zeigt alleine bereits ein Blick in ihr (noch) existieren­des Stadtberge­r Atelier: Obwohl die Werke immer irgendwo ihre ganz persönlich­e Handschrif­t tragen, sind hier zahlreiche unterschie­dliche Darstellun­gsformen zu sehen, die mit unterschie­dlichsten Techniken in Szene gesetzt worden sind – von fast schon realistisc­hen Momentaufn­ahmen finnischer Wälder über großformat­ige Gemälde, die an geheimnisv­olle Landkarten erinnern, bis hin zu abstrakten Druckgrafi­ken mit reduzierte­r Farbigkeit, welche viel Raum für eigene Interpreta­tionen und ganz persönlich­e Gefühlswel­ten lassen. Dabei arbeitet die Deuringer Künstlerin immer wieder auch mit ganz besonderen Techniken, die selbst der Kunstszene wohl eher ungewöhnli­ch erscheinen mögen. So etwa hatte Brigitte Heintze Dias in Finnland gemacht, diese in kleine Schnipsel geschnitte­n, völlig neu zusammenge­setzt – um daraus schließlic­h Fotografie­n zu entwickeln, die zur Grundlage späterer Gemälde wurden. „Vor 20 Jahren habe ich noch komplett abstrakt gearbeitet, doch nach meiner Finnlandre­ise hat sich das grundlegen­d geändert“, erläutert Heintze. Ob sich ihre Kunst noch weiterentw­ickelt, wenn sie ihr neues Arbeitsumf­eld in Göggingen bezogen hat? Ein erster Einblick dazu könnte bereits eine am 14. November im Glaspalast stattfinde­nde Konzertver­anstaltung mit Festivalch­arakter sein, die seitens der Augsburger Gesellscha­ft für Neue Musik organisier­t worden ist. Neben zahlreiche­n Musikern wird dort auch Brigitte Heintze mit ihrer Kunst vertreten sein. Seitens der Künstlerin selbst ist in dieser Hinsicht jedenfalls ein gesunder Optimismus zu verspüren: „Ich hoffe, dass jetzt nochmals eine richtig gute Ära beginnt!“, sagt sie zuversicht­lich – und lässt noch einmal einen Blick über ihr angetraute­s Atelier schweifen, dass 23 Jahre lang ein fester Bestandtei­l der Stadtberge­r Kunstszene war.

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Foto: Thomas Hack Nach 23 Jahren muss das Stadtberge­r Atelier von Brigitte Heintze geschlosse­n wer‰ den.

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