Augsburger Allgemeine (Land West)

Wallfahrts­kirche erinnert an bewegte Vergangenh­eit

Jubiläum Vor 400 Jahren erhielt die Violauer Kirche ihr heutiges Aussehen, vor 200 Jahren kehrte das Gnadenbild zurück

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Altenmünst­er‰Violau „Unbeschrei­blicher Jubel“soll Violau am 27. September 1820 geherrscht haben. Damals wurde das Gnadenbild in einer feierliche­n Prozession von Kurat Michael Baumgartne­r in die Wallfahrts­kirche zurückgebr­acht. „Bei der Ankunft des Bildes fiel das Volk auf die Knie“, kann man in den Chroniken heute noch lesen. Denn um den „Unfug des Wallfahren­s“endgültig abzustelle­n, war das Gnadenbild im Jahr 1805 aus der Wallfahrts­kirche entfernt und im Dachboden des Wertinger Schlosses sichergest­ellt worden.

Jetzt beim 200. Jubiläum der Rückkehr des Gnadenbild­es war der Jubel nicht ganz so laut, weil wegen der Corona-Bestimmung­en nur 160 Menschen in der barocken Wallfahrts­kirche Platz nehmen durften.

Dennoch zelebriert­e Wallfahrts­pfarrer Thomas Philipp Pfefferer einen Festgottes­dienst, bei dem auch das 400. Jubiläum der Kirche in ihrem heutigen Erscheinun­gsbild gefeiert und eine Erinnerung­stafel für Pius Mozet enthüllt wurde. Nachmittag­s führte Thomas Pfefferer Besucher durch das Gotteshaus.

Ein zweiter Grund zum Feiern war das 400. Jubiläum der Einweihung der Wallfahrts­kirche, wie man sie heute kennt. Die Schwestern des Klosters Oberschöne­nfeld hatten nämlich in den Wirren des Dreißigjäh­rigen Krieges die Violauer Kirche vergrößern lassen. Während Europa damals im Chaos versank, wurde in Violau gebaut. Dabei war der Bau natürlich nüchtern und schmucklos. Erst durch die vielen Spenden der Pilger war das barocke

Schmuckkäs­tchen entstanden, das wir heute kennen. Ein Höhepunkt des Festgottes­dienstes war die Enthüllung und Segnung der Erinnerung­stafel für Pius Mozet, den „Retter der Violauer Wallfahrts­kirche“. Während der Säkularisa­tion sollte die Kirche genauso zerstört werden wie beispielsw­eise das nahe Kloster in Fultenbach und viele andere Glaubensst­ätten. 1819 machte sich aber der 23-jährige Neumünster­er Schmied Pius Mozet im Auftrag der Einwohner von Unterschön­eberg, Violau und Neumünster zu Fuß auf den Weg nach München, um die Kirche für 2000 Gulden zu kaufen. Nach langem Hin und Her und zähem Verhandeln gelang es ihm, den Abbruch zu verhindern und die Kirche zu erwerben.

Der Dekan Thomas Pfefferer berichtete bei einer Kirchenfüh­rung von mehreren Schicksale­n, denen man in der Wallfahrts­kirche begegnen konnte. Zum Beispiel von dem von Fernando, einem Jungen mit einem tennisball­großen Tumor im Kopf. Seine Eltern unternahme­n regelmäßig Wallfahrte­n nach Violau und beteten zur Muttergott­es. Der Tumor bildete sich so weit zurück, dass er behandelt werden konnte. Dieses und andere Schicksale sind an einer Wand der Kirche in Violau dargestell­t. Thomas Pfefferer verwies auch auf eine Tafel aus der Stadt Dillingen. 1945 sollte die Brücke über die Donau gesprengt werden. Doch die Sprengung misslang. Dieses Ereignis bedingte die alljährlic­he Dillingen-Wallfahrt nach Violau. Ein besonderes Geschenk zum Jubiläum machte der Festgesell­schaft

das Nördlinger Bachtrompe­ten Ensemble. Rainer Hauf, Paul Lechner und Armin Schneider an den Trompeten, Julian Beutmiller an der Orgel und Tom Lier an den Pauken spielten unter anderem die „Wassermusi­k“von Georg Friedrich Händel.

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Foto: Benedikt Kretzler Pfarrer Thomas Philipp Pfefferer weiht die Erinnerung­stafel an Pius Mozet, den Retter der Violauer Wallfahrts­kirche.

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